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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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untergebracht. Graf Aric vom Hause Kilraith bewohnte den vierten Turm.
    Einladungen zum Bankett wurden an alle Oberhäupter der geringeren Adelsfamilien versandt sowie an eine Hand voll wohlhabender Kaufleute, darunter auch der Graue Mann.
    Die Eingeladenen waren aufgeregt, denn diejenigen, die bereits die wunderbaren Vorstellungen von Eldicar Manushan gesehen hatten, hatten viel davon erzählt. Und der Magier hatte eine Nacht versprochen, die allen Gästen unvergesslich bleiben würde.
     
    Etwas westlich der Wohnung des Grauen Mannes befand sich ein geschützter Felsvorsprung, der vom Palast aus durch eine überhängende Felsnase verborgen war. Hier standen mehrere Bänke aus gespaltenen Baumstämmen, die um den abgeschliffenen Stumpf eines gewaltigen Baumes herum aufgestellt waren. Der Graue Mann lag ausgestreckt auf einer der Bänke. Rechts von ihm saß Ustarte, die Priesterin, die ein grünes Seidengewand trug. Ihr Gesicht war noch immer grau, und in ihren Augen spiegelten sich Erschöpfung und Schmerz. Auf der gegenüberliegenden Bank saßen Yu Yu Liang und Kysumu.
    Yu Yus Schulter verheilte rasch, doch er wünschte, er wäre wieder in seinem Krankenbett. Ustarte hatte versucht, ihn über seine Erfahrungen mit den Geistern der ursprünglichen Riaj-nor zu befragen. Yu Yu fand es schwierig, sich noch an alles zu erinnern, was man ihm gesagt hatte. Vieles davon verstand er ohnehin nicht, und er hatte es auch nicht verstanden, als der Geist von Qin Chong es ihm erzählte. Eine greifbare Spannung lag in der Luft. Der Graue Mann hatte sich auf der Seite ausgestreckt, auf einen Ellbogen gestützt, doch sein Gesicht war ernst, der Blick unverwandt auf Yu Yu gerichtet. Es war äußerst verwirrend. Die Priesterin war enttäuscht, und nur Kysumu schien entspannt in sich zu ruhen. Yu Yu vermutete, dass dies nur äußerlich war.
    »Es tut mir Leid«, sagte er auf Kiatze. »Ich erinnere mich daran, dass der große Mann zu mir kam. Ich weiß noch, dass er mich pria-shath nannte, was nach Kysumu ›Laternenträger‹ bedeutet. Dann nahm er meine Hand, und wir flogen. Hoch durch die Wolken und unter Sternen. Ich sah Schlachten zu Lande und zu Wasser. Ich sah, wie große Städte erbaut und wieder zerstört wurden. Und die ganze Zeit redete er zu mir. Ich dachte, ich hätte es behalten, aber als ich erwachte, begann es mir zu entfallen. Manchmal fällt mir einiges wieder ein – zum Beispiel, wie die Magie der Schwerter weitergegeben werden kann. Aber das meiste ist weg.«
    Der Graue Mann schwang die Beine auf den Boden und setzte sich. »Als ich im Palast mit dir sprach«, sagte er, »sagtest du, wir müssten die Männer aus Ton finden. Erinnerst du dich daran?«
    »Ja, die Männer aus Ton. Ich erinnere mich.«
    »Wer sind sie?«
    »Sie warten im Kuppelsaal. Das hat er mir gesagt. Sie warten auf den Laternenträger.«
    »Und wo ist der Kuppelsaal?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann nicht mehr denken.« Yu Yu wurde allmählich gereizt.
    Kysumu legte eine Hand auf seinen Arm. »Bleib ruhig, Yu Yu. Alles wird gut.«
    »Ich wüsste aber nicht, wie«, murmelte Yu Yu. »Ich bin ein Idiot.«
    »Du bist der Erwählte, der pria-shath. Deshalb wurdest du hierher geführt«, sagte Kysumu. »Also bleib ruhig sitzen und lass uns weiter die Wahrheit suchen. Einverstanden?«
    Yu Yu lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Ja, ich bin einverstanden. Aber mein Kopf wird ganz leer. Ich fühle, wie alles davonschwimmt.«
    »Es wird schon zurückkommen. Qin Chong sagte, dass du die Männer aus Ton finden müsstest, die an einem Ort leben, der ein Kuppelsaal ist. Er sagte, diese Männer aus Ton warten auf den Laternenträger. Hast du die Männer aus Ton auf deinen Reisen mit Qin Chong gesehen?«
    »Ja! Ja, habe ich. Es war nach einer großen Schlacht. Es waren Tausende von Kriegern – Männer wie du, Kysumu, in grauen, weißen und roten Gewändern. Sie knieten und beteten auf dem Schlachtfeld, und dann zogen sie Lose. Bestimmte Krieger gingen dann weg von den anderen. Sie wanderten in die Berge. Qin Chong war bei ihnen. Er war bei ihnen und bei mir, wenn du verstehst. Und er sagte: ›Dies sind die Männer aus Ton‹.«
    »Das ist gut«, sagte Kysumu. »Was hat Qin Chong noch zu dir gesagt?«
    »Er sagte, ich müsse sie finden. In der Kuppel. Dann schwebten wir wieder, über Berge und Täler und über eine Bucht, und wir saßen in einem kleinen Wald, und er erzählte mir von seinem Leben und erkundigte sich nach meinem. Ich sagte, dass ich

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