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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Farbe«, sagte Eldicar Manushan. »Ich habe ihm etwa zehn Jahre zurückgegeben. Er ist jetzt ein Mann Anfang der Dreißiger und könnte für mehrere hundert Jahre so bleiben. Vielleicht noch länger.«
    »Bei den Göttern, er sieht wirklich jünger aus«, flüsterte Panagyn. »Und das könntest du für mich auch tun?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und was verlangst du dafür? Die Seele meines Erstgeborenen?« Panagyn lachte gezwungen, doch in seinen Augen war kein Humor zu sehen.
    »Ich bin kein Dämon, Graf Panagyn. Ich bin ein Mensch, genau wie du. Was ich verlange, sind deine Freundschaft und deine Loyalität.«
    »Und dann werde ich König?«
    »Zur rechten Zeit. Ich habe eine Armee, die darauf wartet, in dieses Land zu kommen. Ich möchte nicht, dass sie kämpfen muss, sobald sie ankommt. Es ist viel besser, in ein Land zu gehen, das freundlich gesonnen ist, das eine Basis für die Expansion darstellt. Du hast etwas über dreitausend kampfbereite Männer. Aric kann etwa viertausend aufstellen. Ich möchte nicht, dass es in einem so frühen Stadium zu einer Schlacht kommt.«
    »Woher kommt die Armee denn?«, fragte Panagyn. »Aus Kiatze?«
    »Nein. Knapp fünfzig Kilometer von hier wird sich ein Tor öffnen. Tausend meiner Männer werden hindurchkommen. Es wird Zeit beanspruchen, die gesamte Armee hindurchzubringen. Vielleicht ein Jahr, vielleicht etwas mehr. Aber sobald unsere Basis hier eingerichtet ist, werden wir das Land Kiatze und weitere erobern. Das alte Reich wird wiederhergestellt. Und du wirst über deine kühnsten Träume hinaus belohnt.«
    »Und was ist mit den anderen: dem Herzog, Shastar und Ruall«, fragte Panagyn. »Sind sie bei unserem Unternehmen auch dabei?«
    »Leider nein«, antwortete Eldicar Manushan. »Der Herzog ist ein Mann, der kein Verständnis für Habgier hat und keinen Eroberungsdrang verspürt. Shastar und Ruall sind ihm gegenüber loyal und werden seiner Führung folgen. Nein, Kydor wird zwischen dir und deinem Vetter aufgeteilt.«
    »Dann werden sie sterben?«, fragte Panagyn.
    »Allerdings. Hast du damit Probleme?«
    »Jeder Mensch stirbt«, erwiderte Panagyn lächelnd.
    »Nicht jeder«, stellte Aric fest.
     
    In den Nächten nach dem Angriff auf den Palast hatten viele der Dienstboten Probleme mit dem Einschlafen. Allein in ihren Zimmern bei Dunkelheit, zündeten sie Laternen an und beteten. Wenn der Schlaf kam, dann war er nur leicht, und der leiseste Windhauch am Fenster reichte aus, um sie in kalten Schweiß gebadet aufwachen zu lassen. Ganz anders war es bei Keeva, die so fest schlief wie seit Jahren nicht mehr. Es war ein tiefer, traumloser Schlaf, aus dem sie erfrischt und gestärkt erwachte.
    Und sie wusste, warum. Als die Dämonen gekommen waren, hatte sie sich nicht in eine Ecke gekauert, sondern sich eine Waffe genommen und sie auch benutzt. Ja, sie hatte Angst gehabt, aber sie hatte sich von ihrer Angst nicht überwältigen lassen. Sie dachte an ihren Onkel und stellte sich sein Gesicht vor, wie er am Flussufer saß. »Du wirst Menschen sagen hören, dass Stolz eine Sünde sei. Achte nicht auf sie. Stolz ist lebenswichtig. Nicht übertriebener Stolz, vergiss das nicht. Das ist nichts weiter als arrogante Dummheit. Nein, stolz auf dich selbst zu sein, das ist es, was zählt. Tue nichts, was gemein und verabscheuungswürdig ist, kleinlich oder grausam. Und gib nie dem Bösen nach, egal zu welchem Preis. Sei stolz, Mädchen. Sei aufrecht.«
    »Hast du dein Leben so geführt, Onkel?«
    »Nein. Deshalb weiß ich ja auch, wie wichtig es ist.«
    Keeva lächelte bei der Erinnerung, während sie am Bett der Priesterin saß. Ustarte schlief ganz friedlich. Keeva hörte den Grauen Mann hereinkommen und sah zu ihm auf. Er trug schön gearbeitete Kleidung, ganz in Schwarz. Er winkte sie zu sich, und sie folgte ihm in den Waffenraum.
    »Ustarte ist in Gefahr«, sagte er.
    »Sie scheint sich gut zu erholen.«
    »Nicht durch ihre Wunden. Sie hat Feinde. Bald werden sie kommen.« Er hielt inne, seine dunklen Augen hielten ihren Blick fest.
    »Was soll ich tun?«, fragte sie.
    »Was möchtest du tun?«, erwiderte er.
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Du kannst zwischen zwei Pfaden wählen, Keeva. Der eine führt dich die Treppen hinauf zum Palast und in dein Zimmer, der andere wird dich an Orte bringen, wo du vielleicht nicht hinwillst.« Er deutete auf die Bank. Darauf lagen eine weiche Lederhose und ein Jagdwams mit gepolsterten Schultern. Neben den Kleidungsstücken lag ein

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