Waylander der Graue
waren.
Auf der Empore klatschte Herzog Elphons höflich, dann streckte er die Hand aus und nahm die Hand seiner Frau Aldania, die neben ihm saß. Ein groß gewachsener, schlanker Mann zur Linken des Herzogs beugte sich zu ihm und flüsterte etwas. Elphons lächelte und nickte.
In diesem Augenblick dröhnte Eldicar Manushans Stimme. »Meine lieben Freunde, ich danke für den freundlichen Beifall und möchte jetzt zum Höhepunkt des Abends kommen. Ich bin sicher, es wird alles Bisherige in den Schatten stellen.«
Dunkle Rauchfahnen begannen sich in der Saalmitte zu bilden. Sie wanden sich schlangengleich, flochten sich umeinander wie kopulierende Schlangen. An Dutzenden Stellen brachen die Flechten wieder auf, und gewaltige schwarze Hunde sprangen knurrend heraus. Von ihren kräftigen Lefzen tropfte giftiger Geifer. Der letzte Rauch schwebte dicht zu den Sitzen des Herzogs und der Herzogin. Er stieg vor ihnen in die Höhe und bildete eine Art dunklen Türrahmen, durch den ein Schwertkämpfer trat. Er trug einen verzierten Helm aus überlappenden schwarzen Metallstreifen und eine schwarze, knöchellange Seidentunika, die bis zur Taille geschlitzt war. Er hatte zwei Schwerter, lang und krumm, deren Klingen so dunkel waren, als hätte man sie aus dem Nachthimmel geschmiedet. Ein drittes Schwert steckte in seiner Scheide in der schwarzen Seidenschärpe um seine Taille.
Er trat vorwärts, verbeugte sich vor dem Herzog und warf eins seiner Schwerter in die Luft. Das zweite Schwert folgte. Rasch zog er das dritte und auch das warf er wirbelnd in die Luft, gerade als das erste in seine Hand zurückkehrte. Er begann zu springen und zu tanzen, während er mit den Schwertern jonglierte. In der Zwischenzeit schlichen die zwölf schwarzen Hunde verstohlen durch die Zuschauermenge.
Schneller und schneller ließ der Schwertträger seine Klingen wirbeln.
Was als Nächstes geschah, passierte so schnell, dass nur wenige es mitbekamen. Die Hand des Schwerttänzers schoss vor. Eins der Schwerter flog direkt Graf Ruall in die Brust. Sogleich durchbohrte das zweite die Kehle von Elphons, dem Herzog von Kydor. Das dritte durchstieß das Herz der Herzogin Aldania.
Für einen Augenblick herrschte Sülle im Saal.
Dann sprang der erste der Hunde los und zerriss einem der Zuschauer die Kehle.
»Hier habt ihr eine Kostprobe von wahrer Magie!«, brüllte Graf Aric.
Noch mehr Rauch bildete sich nun, und eine Schar Kraloth stürmte heraus. Die Menge geriet in Panik und versuchte sich zu den verbarrikadierten Türen durchzuschlagen. Wieder kam Rauch. Jetzt waren etwa fünfzig der dämonischen Hunde versammelt.
Sie stürzten sich auf die panischen Menschen, ihre langen Reißzähne zerfetzten die in Samt und Seide gekleideten Edelleute. Aric sah von der Galerie aus mit glänzenden Augen zu. Es war unglaublich. Er sah einen jungen Mann durch den Saal rennen. Dann versuchte er mit einem Sprung das Treppengeländer zu erreichen. Ein Kraloth sprang ihn an, seine Kiefer schlossen sich um das Bein des Mannes. Der Edelmann klammerte sich verzweifelt an das Geländer. Der Kraloth fiel zurück auf den Saalboden und nahm den unteren Teil des Beines mit sich. Aric tippte Graf Panagyn auf die Schulter und deutete auf die Szene. Blut schoss aus dem verstümmelten Glied, doch der Adlige hatte es beinahe geschafft, sich auf die Treppe zu ziehen. Aric winkte dem Leibwächter Gaspir, der in der Nähe stand. Gaspir lief über die Galerie und die Treppe hinunter. Gerade als der Adlige glaubte, in Sicherheit zu sein, kam Gaspir an. Der junge Mann streckte ihm Hilfe suchend die Hand entgegen. Der schwarzbärtige Leibwächter packte ihn und warf ihn über das Geländer zurück in den Saal. Als sein Körper auf dem Boden aufschlug, stürzte sich ein Kraloth auf ihn und zerfleischte ihm das Gesicht.
Überall im Saal spielten sich ähnliche Szenen ab. Aric genoss es. Er fuhr herum, um eine Bemerkung zu Eldicar Manushan zu machen, und sah, dass der Magier sich vom Galeriegeländer zurückgezogen hatte und mit seinem Pagen auf einer Bank saß. Er schien gedankenverloren.
Aric starrte auf den toten Herzog hinunter. Er bedauerte nur, dass der Mann zu schnell gestorben war. Aufgeblasener Wichtigtuer! Er hätte zusehen müssen, wie seine Anhänger schreiend starben.
In diesem Augenblick sah Aric, wie sich auf der östlichen Galerie etwas bewegte. Der junge Niallad war aus seinem Zimmer gekommen und stand am Geländer. Er starrte entsetzt auf das Blutvergießen, das sich
Weitere Kostenlose Bücher