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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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kommen. Bis dahin musst du mit Anharats Geschöpfen auskommen. Sag mir, warum hast du Shastar sein Leben angeboten?«
    »Er hatte Mut.«
    »Er war ein potenzieller Feind. Du hast ein weiches Herz, Eldicar. Lass nicht zu, dass es den Befehlen, die du erhalten hast, in die Quere kommt. Wir sind groß, weil wir gehorchen. Wir stellen keine Fragen.«
    »Ich verstehe, Herr.«
    »Das will ich hoffen. Ich habe meinen Ruf aufs Spiel gesetzt, als ich mich nach dem Debakel in Parsha-noor für dich eingesetzt habe. Es täte mir weh, würdest du dich meines Vertrauens als unwürdig erweisen. Sobald du die Priesterin gefunden hast, nimm wieder Verbindung auf.«
    »Jawohl, Herr.«
    Eldicar stöhnte, als die Verbindung abbrach.
    »Deine Nase blutet«, sagte Beric. Eldicar zog ein Taschentuch aus seinem Gewand und tupfte sich das Blut ab. Sein Kopf dröhnte.
    »Du solltest dich hinlegen«, schlug Beric vor.
    »Das tue ich auch«, erwiderte Eldicar und ging in sein Schlafzimmer.
    Er legte sich auf die seidene Überdecke, den Kopf auf das weiche Kissen gebettet, und dachte an das Debakel von Parsha-noor.
    Eldicar hatte dem Feind einen Tag Zeit gelassen, um über eine Kapitulation nachzudenken. Einen ganzen Tag!
    Sie hatten abgelehnt, und Deresh Karany war auf dem Schauplatz erschienen. Er hatte einen Dämon ersten Grades geschickt, um das Herz des feindlichen Königs herauszureißen, sowie eine ganze Schar von Kraloth, die die Stadtbewohner in Angst und Schrecken versetzten. Oh, sie konnten nicht schnell genug kapitulieren, erinnerte sich Eldicar. Als sie endlich die Stadttore öffneten, hatte Deresh Karany befohlen, dass sechsundzwanzigtausend Stadtbewohner - jeder dritte - getötet wurden. Weitere zehntausend waren nach Kuan Hador gebracht worden, um verschmolzen zu werden.
    Der Zusatztag hatte dafür gesorgt, dass Eldicar vor dem Rat der Sieben erscheinen musste. Nur die beschwichtigenden Bitten Deresh Karanys hatten ihn vor dem Tod durch Pfählen gerettet.
    Die Blutung hörte auf.
    Eldicar schloss die Augen und träumte von Segelbooten.
     
    »Alles in allem gute Arbeit für eine Nacht«, sagte Graf Panagyn, zog die silberne Augenklappe ab und blickte sich in dem blutüberströmten Saal um. »Ruall, Shastar und Elphons sowie die meisten ihrer Hauptleute und Anhänger sind tot.« Er starrte die tote Aldania an. »Schade um die Frau. Ich habe sie immer bewundert.«
    Aric rief zwei seiner Wachen herbei und befahl ihnen, Arbeitsgruppen zusammenzustellen, um all die Toten fortzuschaffen. Er war nicht glücklich. Panagyn schlug ihm auf die Schulter. »Warum so düster, Vetter? Dann ist der Junge eben entkommen. Er wird nicht weit kommen.«
    »Es ist nicht der Junge, der mir Sorgen macht«, erwiderte Aric. »Sondern der Graue Mann.«
    »Ich habe von ihm gehört. Ein reicher Kaufmann und dein größter Gläubiger.« Panagyn gluckste in sich hinein. »Du hast schon immer gern über deine Verhältnisse gelebt, Vetter.«
    »Er ist tödlich. Er hat Vanis umgebracht. Kam in sein Haus, obwohl es von Wachen umgeben war, und schnitt ihm die Kehle durch.«
    »Ich hörte, es war Selbstmord.«
    »Falsch gehört.«
    »Na, du hast fünfzig Männer, die die Stadt nach ihm durchkämmen. Also entspann dich. Genieße den Sieg.«
    Aric marschierte finster durch den Saal, an dem schweigenden schwarz gekleideten Krieger vorbei, der den Herzog getötet hatte. Der Mann saß still an der Treppe, die Arme verschränkt, die Augen geschlossen. Er sah nicht auf, als Aric vorbeiging. Aric stieg die Treppe empor und ging zu Niallads Zimmer. Panagyn kam ihm nach. Aric kniete neben dem toten Gaspir nieder.
    »Durchs Auge gestochen, dann die Kehle durchgeschnitten«, stellte Panagyn fest.
    Aric hätte nichts gleichgültiger sein können. Er ging auf den Balkon hinaus und blickte über den monderhellten Garten zu dem schmiedeeisernen Tor, das zu dem privaten Strand führte. Von hier aus konnte er die lodernden Fackeln und die Laternen der Suchtrupps sehen. Am Strand hatte kein Boot gelegen, was bedeutete, dass die Flüchtlinge die Bucht durchschwimmen mussten. Es gab keinen anderen Fluchtweg. Die Vorderseite des Palastes wimmelte von Wächtern.
    Der Graue Mann war nicht gesehen worden.
    »Sieh dir das an«, sagte Panagyn. Aric drehte sich um und sah den Herrn des Hauses Rishell neben dem zweiten Toten knien. Er deutete auf das Messer, das aus dem Hals des Mannes ragte. Es hatte einen verzierten Griff aus geschnitztem Ebenholz. »War das nicht Gaspirs Messer?«
    »Ja«,

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