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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Aric warf sich nach hinten. Seine Beine trafen gegen das Balkongeländer, und er stürzte hinüber, wobei er sich den Kopf an einem vorspringenden Stein anstieß.
    Dunkelheit überschwemmte ihn.
    Aric spürte den Geschmack von Blut im Mund. Er versuchte sich zu bewegen, doch etwas hielt ihn am Arm fest. Er schlug die Augen auf. Sein Gesicht ruhte auf der Erde, der linke Arm war in den Zweigen eines blühenden Strauches verkeilt. Er zog ihn heraus und stöhnte auf, als Schmerz durch seine Seite schoss. Er blieb kurz still liegen, um seine Gedanken zu sammeln.
    Irgendjemand war in seinem Zimmer gewesen. Er war angegriffen worden und sieben Meter von seinem Balkon gestürzt. Der Strauch hatte seinen Aufprall gemildert, aber er hatte das Gefühl, als ob eine Rippe gebrochen wäre. Er zog sich auf die Knie und sah, dass auf der Erde unter ihm Blut war. Leicht panisch suchte Aric nach Wunden. Ein Blutstropfen fiel auf seine Hand. Es kam aus seinem Gesicht. Zaghaft legte er die Finger ans Kinn. Es war nass und wund. Er erinnerte sich an das blitzende Messer. Es hatte ihm einen Schnitt beigebracht, der vom Ohr bis zum Kinn reichte.
    Mit einem Schmerzensstöhnen hievte sich Aric auf die Füße und taumelte über den Pfad bis zur Vorderseite des Palastes. Zwei Wachleute standen in der Nähe. Als sie ihn sahen, rannten sie herbei und halfen ihm hinein.
    Nach wenigen Minuten war er wieder in seinem Zimmer. Eldicar Manushan kam und untersuchte seine Wunden.
    »Du hast dir zwei Rippen angeknackst, und dein linkes Handgelenk ist verstaucht«, sagte er.
    »Was ist mit meinem Gesicht? Wird es eine schlimme Narbe geben?«
    »Dazu kommen wir gleich. Was ist geschehen?«
    »Ich wurde angegriffen. Genau hier, in diesem Zimmer.«
    Eldicar ging auf den Balkon hinaus, kam aber gleich weder. »Ein schmaler Sims führt von deinem Balkon zu dem des Sohnes des Herzogs«, sagte er. »Der Graue Mann ist nicht aus dem Palast geflohen. Er ist lediglich in deine Wohnung geklettert, um abzuwarten, bis die Verfolgung abgeblasen wird.«
    »Er hätte mich töten können«, wisperte Aric.
    »Er hätte es fast geschafft. Eine Haaresbreite tiefer, und der Schnitt hätte dir die Kehle geöffnet. Ein formidabler Gegner. Er versteckt sich an einem Ort, an dem niemand suchen würde, im Herzen der Festung des Feindes.« Eldicar seufzte. »Eine Schande, dass er sich uns nicht anschließen wollte.«
    Aric lag still auf dem Bett. Ihm war übel. Eldicar sprach weiter. »Du hattest viel Glück, Aric. Die Verbesserungen an deinem Körper haben dich mit viel größerer Schnelligkeit reagieren lassen als einen Durchschnittsmenschen. Dadurch bist du – knapp – dem Tod entronnen. Die Veränderungen trugen auch dazu bei, den Aufprall nach dem Sturz zu absorbieren.«
    »Was sonst verursachen diese … Verbesserungen, Eldicar?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich scheine mich auch … in anderer Hinsicht … verändert zu haben. Etwas … verloren zu haben.«
    »Du hast nichts verloren, das du als Diener Kuan Hadors brauchen würdest. Und jetzt lass mich diesen Schnitt heilen.«
     
    Keevas Anspannung wuchs, je weiter sie kamen. Von Anfang an hatte sie gewusst, dass es keine leichte Aufgabe sein würde. Die meisten Pferde scheuten vor Ustarte mit bebenden Nüstern zurück, die Ohren flach an den Kopf gelegt. Irgendetwas an ihrem Geruch versetzte sie in Angst. Endlich hatte Emrin eine alte, durchgerittene Stute gebracht. Sie war beinahe blind und ließ Ustarte an sich herankommen. Emrin nahm einen Sattel von einem Gestell.
    »Ich kann nicht auf die übliche Art und Weise reiten«, sagte Ustarte. Emrin blieb verwirrt stehen. »Meine Beine sind … missgebildet«, erklärte sie.
    Seine Miene wandelte sich zu Verlegenheit. »Vielleicht wäre eine Schabracke angebrachter«, sagte er. »Wir haben mehrere, wenn sie auch für einen langen Ritt nicht sehr bequem sind. Aber sie könnte seitlich auf dem alten Grauschwanz reiten. Würde das gehen, Herrin?«
    »Du bist sehr freundlich. Es tut mir Leid, dass ich dir Umstände mache.«
    »Gar keine Umstände, sei gewiss.« Emrin ging zur Rückseite der Ställe und kam mit einer Leopardenfellschabracke zurück, die er dem Pony um Hals und Bauch band. Er wandte sich an Keeva, die bereits auf einem großen Kastanienbraunen saß. »Ich habe euch Proviant für etwa drei Tage einpacken lassen sowie zwei Säcke mit Hafer für die Pferde.«
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Ustarte plötzlich. »Es kommen Reiter aus der Stadt.«
    Emrin

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