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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Wurfmessern über die Schultern. Er warf einen Blick auf Niallad. »Zieh diese Sachen aus«, befahl er. Er suchte wieder in der Kommode und holte ein zweites Hemd aus dunklem Leder hervor, das er Niallad zuwarf.
    »Warum hast du mich gerettet?«, fragte Niallad.
    Der Graue Mann überlegte erst einen Moment. »Um eine Schuld zu bezahlen, Junge«, sagte er schließlich.
    »Mein Name ist Niallad. Bitte benutze ihn auch.«
    »Schön, Niallad. Zieh diese Sachen aus und such dir eine Waffe, die dir zusagt. Ich würde ein Kurzschwert vorschlagen, aber ich habe auch ein paar Säbel. Und nimm dir auch ein Jagdmesser.«
    »Eine Schuld an wen?«
    Der Graue Mann hielt inne. »Jetzt ist nicht die Zeit für Fragen.«
    »Ich bin der Sohn des Herzogs …« Niallad zögerte und sah wieder seinen toten Vater vor sich. »Ich bin der Herzog von Kydor«, fuhr er mit zittriger Stimme fort. »Ich habe heute Abend gesehen, wie du vier Menschen getötet hast. Ich will wissen, warum ich hier bin und was du vorhast.«
    Der Graue Mann ging zu einer Bank und setzte sich. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, und Niallad sah, wie müde er war. Er war kein junger Mann mehr, und unter seinen Augen lagen tiefe Ringe. »Ich hatte vor«, sagte der Graue Mann, »an Bord eines Schiffes zu gehen und dieses Land zu verlassen, um einen Ort zu finden, an dem es keinen Krieg gibt, keinen Mord, keine Ränke schmiedenden Politiker, keine Habgier. Das hatte ich vor. Stattdessen werde ich wieder einmal gejagt.
    Warum ich dich gerettet habe? Weil einer Freundin von mir ein Geist erschienen ist. Weil du jung bist und ich wusste, dass du dich vor einem Anschlag fürchtetest. Weil ich ein Idiot bin und irgendwo tief in mir drinnen noch ein Funken Ehre steckt. Such dir was aus. Und was dich angeht, mit dir habe ich gar nichts vor. Jetzt such dir eine Waffe und lass uns weitere Fragen zurückstellen, bis wir hier weg sind.«
    »Wer war der Geist?«, beharrte Niallad.
    »Dein Großvater. Orien, der Kriegskönig.«
    »Warum sollte er dir erscheinen?«
    »Das tat er nicht. Wie gesagt, er erschien einer Freundin.« Der Graue Mann legte Niallad eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, es war eine schreckliche Nacht für dich, aber glaub mir, es könnte noch schlimmer kommen. Wir haben jetzt keine Zeit zu reden. Später, wenn wir hier weg sind, werde ich dir alle Fragen beantworten. Einverstanden?«
    Der Graue Mann ging. Niallad zog seine Tunika aus und streifte das Hemd über. Es war ihm zu groß, aber es fühlte sich angenehm an. Er ging durch den Raum und musterte die ausgestellten Waffen. Er wählte einen Säbel mit blauer Klinge und einem Handschutz aus schwarzfleckigem Messing. Er war wunderbar ausbalanciert. Er fand die dazugehörige Scheide und den Gürtel und versuchte, ihn anzulegen, aber er war ihm zu weit. »Hier«, sagte der Graue Mann und warf ihm ein Wehrgehänge zu mit einem Ring für die Scheide. Niallad hängte es um und steckte die Scheide in die verstärkte Lederschlaufe.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Niallad.
    »Wir leben oder sterben«, antwortete der Graue Mann.
     
    Emrins Kopf fiel nach vorn. Aus seinem Mund rann Blut. Sein Oberkörper war ein Meer aus Schmerz. »Ich höre gar keine schlauen Bemerkungen mehr«, sagte Shad. Er donnerte seine Faust seitlich an Emrins Kopf. Der Stuhl, auf dem Emrin festgebunden war, schwankte und fiel um. »Zieht ihn hoch!«, befahl Shad. Grobe Hände packten Emrin. Ihm war übel, als sie ihn hochrissen.
    Shad packte Emrins Haare und riss ihm den Kopf nach hinten. »Willst du immer noch Sprüche klopfen, Emrin?«, fragte er. Emrins linkes Auge war zugeschwollen, doch er starrte schweigend in Shads kantiges Gesicht. Er wollte allen Mut für eine weitere Beleidigung zusammennehmen, doch es war nichts mehr übrig. »Seht ihr, Jungs, er war doch nicht so zäh.«
    »Ich weiß nichts«, flüsterte Emrin. Shad schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht, sodass sein Kopf nach hinten fiel.
    Emrin spuckte einen abgebrochenen Zahn aus und sackte wieder vornüber in sich zusammen.
    »Mittlerweile ist es mir egal, ob du etwas weißt, Emrin. Ich habe dich immer gehasst. Wusstest du das? So wie du herumstolziert bist, wie Gott weiß wer, mit dem Geld des Grauen Mannes in deinen Taschen. Hast dir die hübschen Mädchen gekauft und auf uns gemeine Soldaten runtergeguckt. Und weißt du, was ich jetzt mache? Ich werde dich totprügeln. Ich will zusehen, wie du an deinem eigenen Blut erstickst. Was hältst du davon?«
    »Ach,

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