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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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komm, Shad«, mischte sich ein anderer Soldat ein. »Das ist doch nicht nötig.«
    »Du hältst das Maul! Wenn du zimperlich bist, dann warte eben draußen.«
    Emrins Mut sank, als er das Knirschen des Türriegels hörte.
    »So, womit wollen wir dir denn zuerst ein bisschen Spaß machen, Emrin?«, fragte Shad. »Vielleicht sollten wir deine Finger abschneiden. Oder …«, Emrin spürte eine Messerspitze an seiner Lende. Zum ersten Mal schrie er auf, und sein Schrei hallte von der Decke des Eichenzimmers wider.
    Emrin warf sich rückwärts gegen die Stuhllehne, brachte den Stuhl zum Kippen und krachte zu Boden, wobei er wütend an seinen Fesseln zerrte.
    »Hebt ihn auf«, befahl Shad. Die beiden verbliebenen Wachen gingen zu dem Stuhl.
    Von seiner Position auf dem Boden konnte Emrin sehen, wie die Tür aufging. Der Graue Mann trat ein, die kleine Doppelarmbrust in der Hand.
    »Bindet ihn los«, sagte der Graue Mann, »dann lasse ich euch am Leben.« Seine Stimme klang ruhig und beiläufig.
    Die drei Soldaten im Raum wichen zurück und zogen ihre Waffen. Shad sprach als Erster. »Toll von dir«, sagte er. »Aber deine Waffe hat nur zwei Schuss. Und wir sind drei.«
    Der Arm des Grauen Manns streckte sich. Ein Bolzen schoss durch die Luft und bohrte sich in Shads Kehle. Er taumelte rückwärts, dann fiel er auf die Knie und würgte an seinem Blut.
    »Jetzt seid ihr nur noch zwei«, sagte der Graue Mann. »Bindet ihn los.«
    Die Wachmänner warfen nervöse Blicke auf den sterbenden Shad. Einer von ihnen zog ein Messer und durchschnitt die Stricke, mit denen Emrin an den Stuhl gefesselt war. Dann ließ er die Waffe fallen und weh bis an die Wand zurück. Der andere folgte seinem Beispiel. Der Graue Mann ging an Emrin vorbei zu dem tödlich verwundeten Shad. Er versuchte kraftlos, den Bolzen aus seiner Kehle zu ziehen. Der Graue Mann riss ihn heraus. Blut quoll aus der Wunde. Nach Luft ringend, rollte Shad auf dem Boden herum. Seine Beine zuckten krampfhaft, dann war er tot.
    Emrin zog sich mühsam auf die Knie und versuchte dann aufzustehen. Er taumelte. Der Graue Mann hielt ihn fest. »Ganz ruhig. Atme tief durch. Ich brauche dich reitfähig.«
    »Jawohl«, murmelte Emrin.
    Ein junger Mann tauchte neben Emrin auf. Er sah, dass es Niallad war, der Sohn des Herzogs. »Lass mich dir helfen«, sagte er. Emrin lehnte sich gegen ihn.
    »Geht zu den Ställen«, sagte der Graue Mann. »Sattle zwei Pferde und den Grauen für mich. Ich bin gleich bei euch.«
    Gestützt auf den jungen Mann ging Emrin durch die Tür. Der Wachmann, der aus dem Zimmer gegangen war, lag tot auf dem Teppich. Seine Kehle war durchgeschnitten. Mit Niallads Hilfe schaffte Emrin es zum Haupteingang und hinaus in den Sonnenschein. Die frische Luft tat das Ihre, um ihn wiederzubeleben, und als sie bei den Ställen ankamen, konnte er ohne Hilfe gehen.
    Norda wartete mit mehreren Proviantbeuteln auf sie. Sie lief Emrin entgegen. »Ach, mein armer Liebling«, sagte sie und streichelte sein verquollenes Gesicht.
    »Nicht besonders hübsch, was?«
    »Für mich siehst du gut aus«, sagte sie. »Aber jetzt solltet ihr zwei euch besser um eure Pferde kümmern. Der Gentleman möchte seinen Grauen gesattelt haben. Das hat er mir gesagt.« Sie nahm seine Hand. »Und jetzt hör mir zu, Emrin. Der Gentleman ist ein guter Mann, aber er hat viele Feinde. Du musst auf ihn aufpassen.«
    Plötzlich musste Emrin trotz aller Schmerzen lachen. »Ich? Auf ihn aufpassen? Ach, Norda, was für eine Idee!«
    Der Graue Mann kam aus dem Palast und ging über den kiesbestreuten Weg. Norda knickste, als sie ihn sah. Emrin bemerkte seine finstere Miene. »Kannst du reiten?«, fragte der Graue Mann.
    »Jawohl, Sir.«
    Niallad führte drei gesattelte Pferde aus dem Stall – zwei Rotschimmel und den stahlgrauen Wallach. Der Graue Mann schwang sich in den Sattel und wandte sich an Norda. »Ich danke dir, Mädchen.« Norda knickste. »Und sag Matze Chai, er soll nach Hause zurückkehren.«
    »Mache ich, Sir.«
    Emrin ging zu dem ersten Rotschimmel und hievte sich unter Schmerzen in den Sattel, dann folgte er dem Grauen Mann und dem Jungen auf den Wald zu.
    Sie waren fast eine Stunde lang schweigend geritten, als Emrin den jungen Mann sagen hörte: »Die Wachen werden Alarm schlagen. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis man uns verfolgt?«
    »Ein bisschen Zeit haben wir«, antwortete der Graue Mann.
    Der Junge schwieg einen Augenblick. »Du hast sie getötet, nicht wahr?«, fragte er

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