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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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schließlich.
    »Ja.«
    »Du hast gesagt, du würdest sie am Leben lassen, wenn sie ihn losbänden. Was bist du bloß für ein Mensch?« Emrin zuckte bei dieser Frage zusammen.
    Der Graue Mann antwortete nicht. Er riss sein Pferd herum und ritt zu Emrin zurück. »Haltet euch nach Westen zum Wald hin und lasst die Ruinenstadt im Süden liegen. Wenn du Nebel siehst, halte dich von ihm fern. Ich hole euch noch vor der Dunkelheit wieder ein.«
    »Ja, Sir.« Als der Graue Mann zurückritt, rief Emrin ihm nach: »Und danke!« Er gab seinem Pferd die Sporen und ritt an die Seite des jungen Mannes.
    Niallad war rot im Gesicht und wütend. »Er hat keine Achtung vor dem menschlichen Leben«, sagte er.
    »Er hat Achtung vor deinem und meinem Leben«, widersprach Emrin. »Das reicht mir.«
    »Du billigst, was er getan hat?«
    Emrin zügelte sein Pferd und wandte sich im Sattel um, sodass er dem jungen Edelmann ins Gesicht sehen konnte. »Sieh mich an!«, sagte er heftig, bemüht, seinen Zorn zu beherrschen. »Diese Männer wollten mich zu Tode prügeln. Glaubst du wirklich, ich schere mich darum, dass sie tot sind?
    Als ich noch klein war, glaubten ein paar von uns, es wäre ein toller Spaß, auf die Hirschjagd zu gehen. Wir hatten neue Speere und ein paar von uns sogar einen Jagdbogen. Wir waren sieben. Wir zogen in die Berge und fanden schon bald Spuren. Während wir uns unserer Beute näherten, kamen wir in dichtes Unterholz. Plötzlich richtete sich aus dem Nichts ein riesiger Bär vor uns auf. Einer meiner Freunde, ein Idiot namens Steff, schoss auf ihn. Nur zwei von uns schafften es ins Tal hinunter.«
    »Was hat das mit dem Grauen Mann zu tun?«, fragte Niallad.
    »Wenn du einen Bären ärgerst, darfst du nicht überrascht sein, wenn er dir den Kopf abreißt!«, fauchte Emrin.
     
    Dreischwert schwitzte, die Sonne brannte auf sein geöltes schwarzes Haar, und nicht der leiseste Windhauch bewegte seine knöchellange Tunika aus schwarzer Seide. Er blieb einen Augenblick ruhig stehen, die Hände auf den Griffen der beiden Krummschwerter, die in ihren Scheiden an seinem Gürtel steckten. Ein drittes Schwert hing zwischen seinen Schulterblättern, der verzierte Helm war an den Griff gebunden. Der Kriaznor durchsuchte die Lichtung, dann lief er auf die andere Seite und in den Schatten des Waldes, dicht gefolgt von seinen drei schwarz gekleideten Kameraden.
    Sobald er im Schatten war, hielt Dreischwert inne und genoss die Erholung von der grellen Sonne. Seine goldenen Augen spähten über den Weg. Verärgerung durchfuhr ihn. Man hätte ihnen einen Jagdhund geben sollen, denn trotz seiner Spürkünste hatten sie die Fährte bislang dreimal verloren. Es war zu ärgerlich. Deresh Karany hatte ihnen drei Tage gegeben, um die Schwertträger zu töten, und zwei davon waren schon fast um. Wenn sie ihre Aufgabe nicht in der zugewiesenen Zeit erledigten, war es wahrscheinlich, dass einer der vier exekutiert würde. Dreischwert wusste, dass es wohl nicht ihn treffen würde, doch bei Deresh Karany war nichts gewiss.
    Er warf einen Blick zurück auf seine Truppe. Höchstwahrscheinlich würde es Stein-Vier treffen, dachte er. Er kam frisch aus dem Ausbildungslager und musste sich erst noch einen Kampfnamen verdienen. Er hatte allerdings Talent, wie seine Lehrzeit gezeigt hatte. Er hatte als Vierter von fünfzig in diesem Jahr bei den Wettkämpfen abgeschnitten. Dreischwert befahl seinen Gefährten zu bleiben, wo sie waren, und erkundete dann vorsichtig den Wildwechsel, der weiter südlich in den Wald führte. Der Untergrund war hart. Dreischwert ging weiter. Er hörte Wasser über Steine plätschern und schlich durch das Gebüsch darauf zu. Hier war der Boden weicher, und zwischen zwei Büschen sah er Hufabdrücke und am Ufer einen tiefen Stiefelabdruck.
    Dreischwert rief nach seinen Soldaten und wartete, bis sie ihn eingeholt hatten. »Vielleicht einen halben Tag, vielleicht auch weniger«, sagte er mit einem Blick auf den Stiefelabdruck. »Die Ränder fangen an zu trocknen und zu bröckeln.« Der massige Eisenarm mit den hängenden Schultern stapfte nach vorn. Er zog seine Scheide aus der schwarzen Schärpe um seine dicke Taille, ließ sich auf alle viere nieder, beugte sich vor und schnüffelte an dem Abdruck. Er schloss die Augen und blendete die Gerüche seiner drei Kameraden aus. Ein männlicher Fuchs hatte im Gebüsch nahebei uriniert, der moschusartige Duft überdeckte beinahe das köstliche Aroma, das die Menschen hinterlassen

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