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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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zugelassen, dass er etwas für eine andere Frau, Danyal, empfand, und hatte geholfen, die beiden Waisenmädchen Miriel und Krylla aufzuziehen. Nach dem Vagrischen Krieg hatte er hoch in den Bergen eine Hütte gebaut und das Leben des friedlichen Dakeyras angenommen, eines Familienmenschen. Er war beinahe zufrieden gewesen. Nachdem Danyal bei einem Reitunfall ums Leben gekommen war, hatte er die Mädchen allein großgezogen. Krylla heiratete einen jungen Mann und zog mit ihm in ein anderes Land, wo sie ein Stück Land bearbeiten und eine Familie gründen wollten.
    Dann waren die Mörder in die Berge gekommen. Dakeyras hatte keine Ahnung, weshalb Karnak, der Herrscher der Drenai, ihm Killer auf die Fersen setzen sollte. Es ergab keinen Sinn, bis zu dem Tag, an dem er entdeckte, dass Karnaks Sohn unabsichtlich bei einer volltrunkenen Verfolgungsjagd Kryllas Tod verursacht hatte. Voller Angst, dass dies Waylanders Rache heraufbeschwören würde, wollte Karnak vorgreifen. Attentäter wurden ausgeschickt, um Waylander zu töten.
    Sie versagten. Sie starben. Und die Tage von Blut und Tod waren zurück.
    Schließlich zog Waylander in die ferne Gothirstadt Namib, wo er versuchte, ein neues Leben aufzubauen. Wieder kamen Attentäter, die ihm nach dem Leben trachteten. Er führte sie tief in die Wälder vor der Stadt, tötete drei und nahm den vierten gefangen. Anstatt den letzten Mann zu töten, schloss er einen Handel mit ihm. Karnak hatte ein Vermögen in Gold für Waylanders Kopf geboten. Der Beweis für seinen Tod sollte seine berühmte doppelflüglige Armbrust sein. Einer der toten Attentäter wies eine hinreichende Ähnlichkeit mit Waylander auf, also schnitt er dem Toten den Kopf ab und legte ihn in einen Sack. Dann gab er dem überlebenden Attentäter seine Armbrust.
    »Das wird dich reich machen«, sagte er. »Ist unser Geschäft damit abgeschlossen?«
    »Jawohl«, sagte der Mann, kehrte nach Drenan zurück und steckte seine Belohnung ein. Der Totenschädel und die Armbrust wurden seitdem im Marmormuseum ausgestellt.
     
    Die Priesterin Ustarte stand am Fenster. Weit unten konnte sie den Grauen Mann am Wasserfall sitzen sehen. Selbst von hier aus konnte sie seine Scham fühlen. Sie wandte sich vom Fenster ab. Ihre drei kahlgeschorenen Anhänger warteten schweigend am Tisch. Ihre Gedanken waren beunruhigt, ihre Gefühle stark. Prial war der ängstlichste, denn er hatte die meiste Fantasie. Er erinnerte sich an den Käfig und die Feuerpeitschen. Sein Herz klopfte wild.
    Der kräftige, grüblerische Menias empfand ebenfalls Angst, aber sie wurde durch Enttäuschung und Zorn gemildert. Er hasste die Meister von ganzem Herzen und träumte von dem Tag, an dem er sich verwandeln und sie zerreißen konnte, um ihnen das Fleisch von den Knochen zu zerren. Er hatte nicht durch das Tor fliehen wollen. Er hatte sie alle gedrängt zu bleiben und weiterzukämpfen.
    Corvida war der ruhigste der drei, aber er war auch der genügsamste. Er wünschte sich nichts weiter, als bei Ustarte zu sein. Die Priesterin spürte seine Liebe, und wenn sie sie auch nicht auf die Weise erwidern konnte, wie er es sich erträumte, empfand sie doch große Freude darüber, denn diese Liebe hatte ihn von dem Hass befreit, der Menias noch immer in Ketten hielt. Die schlichte Tatsache, dass Liebe Hass überwinden konnte, erfüllte Ustarte mit Hoffnung.
    »Gehen wir?«, fragte der goldäugige Prial.
    »Noch nicht.«
    »Aber wir haben es nicht geschafft«, sagte Menias leise, der kleinste und stämmigste der drei. »Wir sollten nach Hause gehen, andere Überlebende suchen und den Kampf fortsetzen.«
    Ustarte ging zum Tisch zurück, ihr schweres Seidengewand raschelte beim Gehen. Der schlanke Corvida mit den dunklen Augen stand auf und zog ihren Stuhl zurück. Sie blickte in sein sanftes Gesicht und lächelte ihn dankend an, während sie sich setzte. Wie konnte sie Menias erzählen, dass keiner der anderen überlebt hatte, dass sie ihren Tod selbst durch das Tor hindurch gespürt hatte. »Ich kann diese Menschen hier nicht einfach ihrem Schicksal überlassen.«
    Sie schwiegen wieder. Dann ergriff Prial das Wort. »Die Tore beginnen sich zu öffnen. Die Killer im Nebel wurden schon gesehen. Die Kriaznor werden ihnen bald folgen. Die schwachen Waffen dieser Welt werden sie nicht aufhalten, Ustarte. Ich möchte die künftigen Schrecken nicht mit ansehen.«
    »Und doch haben die Menschen dieser Welt sie vor dreitausend Jahren besiegt«, sagte sie.
    »Damals hatten

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