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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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habe nicht den Wunsch, mein Leben ohne Not wegzuwerfen.«
    »Und du, Menias?«, fragte die Priesterin.
    Er zuckte die mächtigen Schultern. »Wo du bist, Erhabene, da bin auch ich.«
     
    Yu Yu Liang räusperte sich und spie ins Meer. Er war unglücklich. Es kam ihm so vor, dass sein Ziel, ein Held zu werden, ganz und gar nicht dem entsprach, was er sich vorgestellt hatte. Als Grabenbauer hatte er am Ende jeder Woche nur eine kleine Summe erhalten, die er für Essen, Alkohol, Unterkunft und Liebesdienerinnen ausgab. Er hatte immer genug zu essen, nie genug Frauen und viel zu viel Alkohol. Aber im Rückblick war es kein so schlechtes Leben gewesen, wie es ihm damals erschienen war.
    Yu Yu nahm einen flachen Stein und warf ihn weit hinaus aufs Wasser. Er sprang einmal auf, hüpfte ein paar Meter weiter und versank dann.
    Yu Yu seufzte. Jetzt hatte er ein scharfes Schwert, kein Geld und keine Frauen und saß in einem fremden Land in der Sonne und fragte sich, wieso er so weit gereist war. Er hatte nicht vorgehabt, Kiatze zu verlassen. Sein erster Gedanke war gewesen, in die Berge im Westen zu ziehen und sich dort einer Räuberbande anzuschließen. Dann war er auf das Schlachtfeld und den toten Rajnee gestoßen.
    Er dachte wieder an den Augenblick, als er das Schwert zum ersten Mal gesehen hatte. Es ragte dicht hinter einem Busch aus der Erde. Die Sonne glänzte auf der Klinge, während Yu Yu den Toten ausraubte. Der Rajnee hatte kein Geld bei sich, und Yu Yu stand auf und ging zu dem Schwert. Es war recht schön, die Klinge glänzte, der lange, zweihändige Griff war wunderbar gearbeitet und mit Leder umwickelt. Der Knauf bestand aus Silber, mit einer eingravierten Bergblume. Yu Yu streckte die Hand aus und zog das Schwert aus der Erde.
    Aus irgendeinem Grund hatte er danach sein ursprüngliches Ziel vergessen und beschlossen, nach Nordosten zu gehen, erfüllt von dem Wunsch, fremde Länder zu sehen. Es war höchst eigenartig, und wie er so in der Sonne an der Carlis-Bucht saß, konnte er sich um keinen Preis erinnern, warum er das für eine so tolle Idee gehalten hatte.
    Zwei Tage später geschah etwas noch Rätselhafteres. Er traf auf einen Kaufmann, der mit zwei hübschen Töchtern und einem geistig behinderten Sohn in einem Fuhrwerk unterwegs war. Ein Rad war abgegangen, und die kleine Gruppe saß am Wegesrand. In seinem neuen Leben als Räuber und Gesetzloser hätte Yu Yu dem Mann sein Gold rauben, seine Töchter schänden und dann reicher und entspannter als zuvor davongehen sollen. Das war auch tatsächlich sein Plan gewesen, und er war auf sie zugetreten mit einer, wie er hoffte, drohenden Haltung. Um seine Absicht deutlich zu machen, hatte er den Griff seines Schwertes gepackt, bereit zu ziehen und seine Opfer zu verängstigen.
    Eine Stunde später hatte er den Karren repariert und den Kaufmann zu seinem Heimatdorf begleitet, das etwa zehn Kilometer weiter östlich lag. Dafür hatte er ein gutes Essen vorgesetzt bekommen, von beiden Töchtern einen Kuss auf die Wange und einen kleinen Sack mit Proviant von der Frau des Kaufmanns.
    Du bist zu dumm für einen Räuber, hatte er sich selbst getadelt, als er seinen Weg fortsetzte.
    Und jetzt hatte ihn diese Dummheit nach Kydor geführt, in ein Land, in dem Menschen mit kiatzischen Gesichtszügen auffielen wie … wie … er suchte nach einem Vergleich, doch im fiel nur ein »wie Warzen auf einem Hurenarsch«. Das war nicht besonders schmeichelhaft, und er hörte auf, nach Vergleichen zu suchen. Trotzdem, es stimmte. Wie konnte ein Kiatze-Krieger in einem Land Räuber werden, wo man ihn sofort erkennen würde, wohin er auch ging? Das war doch Unsinn.
    In diesem Augenblick tauchte eine junge blonde Frau am Strand auf. Zu Yu Yus Überraschung beachtete sie ihn nicht, sondern begann ihr Kleid und ihre Unterwäsche auszuziehen. Als sie nackt war, rannte sie durch den Sand und sprang ins Wasser. Wieder an der Oberfläche, schwamm sie mit langen, gleichmäßigen Zügen in einem Bogen zu Yu Yu hin. Sie trat Wasser, warf den Kopf zurück und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. »Warum schwimmst du nicht?«, rief sie ihm zu. »Schwitzt du nicht in deinem Wolfsfell?«
    Yu Yu musste zugeben, dass er schwitzte. Sie lachte und machte kehrt, um weiter hinaus zu schwimmen.
    So schnell er konnte, mühte sich Yu Yu aus seinen Kleidern und warf sich ins Wasser. Er landete auf dem Bauch, was eine schmerzhafte Erfahrung war. Allerdings nicht so unangenehm wie das, was folgte. Er

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