Waylander der Graue
schwimmen.«
»Nein, es gibt hier keine Haie.«
Der Junge lächelte glücklich, und Eldicar umarmte ihn kurz.
»Das habe ich ihm auch schon gesagt«, erklärte Niallad. »Sie bevorzugen kälteres, tieferes Wasser.«
Zwei Soldaten traten ein, harte Männer mit grimmigen Gesichtern. Niallad grinste, als er sie sah. »Das sind meine Leibwächter, Gaspir und Naren«, stellte er vor. »Es gibt keine besseren Kämpfer in ganz Kydor.«
»Ist denn dein Leben in Gefahr?«, fragte Waylander erstaunt.
»Immer«, erwiderte Niallad. »Es ist der Fluch meiner Familie, von Attentätern gejagt zu werden. Mein Onkel war der König der Drenai. Wusstest du das?« Waylander nickte. »Er wurde von einem feigen Verräter ermordet«, fuhr der junge Mann fort. »In den Rücken geschossen, während er betete.«
»Beten kann ein gefährliches Geschäft sein«, sagte Eldicar Manushan.
Der junge Mann sah ihn fragend an. »Mord sollte kein Gegenstand von Scherzen sein«, sagte er.
»Ich habe nicht gescherzt, junger Mann«, antwortete Eldicar Manushan. Mit einer Verbeugung machte er kehrt und verließ den Raum.
Niallad sah ihm nach. »Ich werde nicht ermordet«, erklärte er Waylander. »Dafür werden Gaspir und Naren sorgen.«
»Allerdings junger Herr«, sagte Gaspir, der größere der beiden. Er wandte sich an Waylander. »Welcher Strand ist der sicherste?«
»Mein Diener Omri wird ihn euch zeigen«, sagte Waylander. »Und ich lasse euch frische Handtücher bringen und kalte Getränke.«
»Das ist sehr freundlich«, sagte Gaspir.
»Wann kommt Onkel Eldicar zurück?«, fragte der blonde Page.
»Ich weiß es leider nicht, mein Junge«, antwortete Waylander. »Aber dann ist es vielleicht schon dunkel.«
»Wo soll ich bleiben? Ich mag die Dunkelheit nicht.«
»Ich lasse dir ein Zimmer bereiten, das strahlend hell erleuchtet ist, und jemand wird bei dir bleiben, bis er zurückkommt.«
»Könnte das Keeva sein?«, fragte der Junge. »Ich mag sie.«
»Dann soll es Keeva sein«, versprach Waylander.
KAPITEL 7
Waylander beobachtete, wie der Herzog und seine Soldaten aus dem Palast ritten, dann ging er wieder hinaus auf die Terrasse. Die Sonne schien zu grell für seine müden Augen, doch der frische Wind von der Bucht her tat seinem Gesicht wohl. Omri kam, und Waylander gab ihm verschiedene Anweisungen. Der weißhaarige Diener verbeugte sich kurz und ging davon.
Waylander ging die Treppen hinunter, am Wasserfall vorbei und durch den Steingarten zu seiner spartanischen Behausung. Die Tür stand offen. Waylander trat auf die Veranda und schloss die Augen. Er fühlte sich ruhig und empfand keine Gefahr. Er stieß die Tür weiter auf und trat ein. Die Priesterin Ustarte saß neben dem Kamin, die behandschuhten Hände im Schoß gefaltet, das rote Seidengewand mit dem hohen Kragen bis zum Kinn zugeknöpft. Sie stand auf, als er eintrat.
»Es tut mir Leid, dass ich in deine Privatsphäre eingedrungen bin«, sagte sie mit einer leichten Verbeugung.
»Du bist willkommen, meine Dame.«
»Warum hast du Eldicar Manushan erzählt, ich wäre abgereist?«
»Du weißt, warum.«
»Ja«, gab sie zu. »Aber woher wusstest du, dass er der Feind ist?«
Er ging an ihr vorbei und schenkte sich einen Becher Wasser ein. »Erzähl mir von ihm«, bat er, ohne auf ihre Frage einzugehen.
»Ich kenne ihn nicht, wenn ich auch seine Herren kenne. Er ist ein Ipsissimus – ein Zauberer von großer Macht. Ich spüre seit einiger Zeit die Ausstrahlung seiner Macht. Er ist aus zwei Gründen durch das Tor gekommen. Erstens, um Verbündete auf dieser Welt zu suchen, und zweitens, um endgültig den großen Zauber zu brechen, der ihre Armeen daran hindert herzukommen.«
»Ist er ein König oder so was?«
»Nein, nur der Diener des Rates der Sieben. Glaub mir, das macht ihn mächtiger als so manchen König deiner Welt. Hast du gemerkt, dass er wusste, dass du logst?«
»Natürlich.«
»Warum hast du es dann trotzdem getan?«
Waylander beachtete die Frage nicht. »Bist du stark genug, um seiner Macht zu widerstehen?«
»Nein. Nicht direkt.«
»Dann solltest du mit deinen Gefährten den Palast verlassen. Sucht ein Versteck oder kehrt dorthin zurück, woher ihr kamt.«
»Ich kann jetzt nicht gehen.«
Waylander nahm den Wasserkrug, ging hinaus und schüttete die abgestandene Flüssigkeit in den Blumengarten. Dann füllte er den Krug am Wasserfall frisch auf. Er ging ins Wohnzimmer zurück und bot der Priesterin einen Becher Wasser an. Sie schüttelte
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