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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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an.
    »Darf ich zuerst eine Rasur empfehlen?«, schlug Omri vor.
    Waylander rieb sich mit der Hand über die schwarzgrauen Stoppeln auf seinem Kinn. »Es ist nicht ratsam, einen Herzog warten zu lassen«, sagte er lächelnd.
    Die beiden Männer gingen langsam nebeneinander die Stufen hinauf. »Mendyr Syn bat mich, dir zu sagen, dass der Kiatzekrieger jetzt ruhiger schläft. Sein Herzschlag ist gleichmäßiger, und die Wunde heilt.«
    »Gut. Er ist ein tapferer Mann.«
    »Darf ich fragen, wie er zu der Wunde kam?«, erkundigte sich Omri.
    Waylander sah ihn an und erkannte die Angst in seinen Augen. »Er wurde von einem großen Hund gebissen.«
    »Ich verstehe. Die Diener reden alle von einem Massaker im Wald am See. Anscheinend kam der Herzog an den Schauplatz und führt jetzt eine Abteilung Soldaten dorthin zur Untersuchung.«
    »Ist das alles, was die Diener reden?«, fragte Waylander.
    »Nein, Herr. Sie sagen, dass Dämonen umgehen. Stimmt das?«
    »Ja«, sagte Waylander. »Es stimmt.«
    Omri hielt die Hand vor seine Brust und machte das Zeichen des Schützenden Horns, stellte aber keine Fragen mehr.
    »Bist du dem Herzog schon einmal begegnet?«, wollte Waylander von Omri wissen.
    »Jawohl, Herr. Drei Mal.«
    »Erzähl mir von ihm.«
    »Er ist ein Mann, der sowohl körperliche als auch geistige Kraft besitzt. Er ist ein guter Herrscher, gerecht und nicht launisch. Ursprünglich entstammte er dem Hause Kilraith, doch als er Herzog wurde, verzichtete er - wie es Brauch ist auf alle Ansprüche auf die Führerschaft von Kilraith, und der Titel ging auf Aric über. Er ist mit einer Drenai-Prinzessin verheiratet und hat mehrere Kinder, aber nur einen Sohn. Die Ehe soll glücklich sein.«
    »Es ist lange her, seit ich das Wort ›Drenai-Prinzessin‹ gehört habe«, meinte Waylander. »In Drenan gibt es keine Könige mehr.«
    »Nein, Herr, heute nicht mehr«, stimmte Omri zu. »Die Frau des Herzogs, Aldania, war die Schwester von König Niallad. Er wurde kurz vor Ausbruch des Vagrischen Krieges von einem schurkischen Attentäter ermordet. Nach dem Krieg, so heißt es, verweigerte der Despot Karnak ihr die Erlaubnis heimzukehren. Er beschlagnahmte alle ihre Güter und ihr Vermögen und ließ sie verbannen. Also heiratete sie Elphons und kam nach Kydor.«
    Die beiden Männer erreichten die Eingangshalle. Hinter den Doppeltüren konnte Waylander Pferde und Männer erkennen, die in der Sonne warteten. Er befahl Omri, für Erfrischungen für die Reiter zu sorgen, und ging in den lang gestreckten Empfangsraum. Graf Aric war dort, in Brustharnisch und Helm. Der schwarzbärtige Magier Eldicar Manushan stand an der gegenüberliegenden Wand, sein blonder Page neben ihm. Ein junger Mann in dunkler Reitkleidung und einem Schulterschutz aus Eisenringen stand in der Nähe. Sein Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor, dachte Waylander. Er spürte, wie sich Anspannung in ihm breit machte, als er erkannte, warum. Dies war der Enkel Oriens und der Neffe von Niallad, dem König der Drenai. Einen Augenblick nur sah Waylander wieder die gequälten Züge des sterbenden Monarchen vor sich. Er verdrängte die Erinnerung und konzentrierte sich auf den schwer gebauten Mann, der sich in dem breiten Ledersessel räkelte. Der Herzog war kräftig gebaut, mit breiten Schultern und starken Oberarmen. Er sah zu Waylander auf, seine kalten Augen hielten seinen Blick fest.
    Waylander verbeugte sich vor dem Sitzenden. »Guten Morgen, Herr, willkommen in meinem Haus.«
    Der Herzog nickte knapp und bedeutete Waylander, ihm gegenüber Platz zu nehmen. »Vorgestern«, sagte der Herzog, »wurden vierzig Fuhrleute und ihre Familien weniger als zwei Stunden von hier entfernt ermordet.«
    »Ich weiß«, sagte Waylander. »Ich bin gestern Nachmittag über das Gelände geritten.«
    »Dann wirst du auch wissen, dass die Mörder … sagen wir … nicht von dieser Welt waren?«
    Waylander nickte. »Es waren Dämonen. Etwa dreißig. Sie gehen aufrecht, und der Abstand zwischen ihren Fußspuren lässt darauf schließen, dass der kleinste knapp zwei Meter groß ist.«
    »Ich habe die Absicht, ihr Nest zu finden und sie zu vernichten«, sagte der Herzog.
    »Du wirst es nicht finden, Herr.«
    »Und wieso nicht?«
    »Ich folgte den Spuren. Die Dämonen erschienen in einem Kreis etwa zweihundert Schritte von den Fuhrwerken entfernt. Sie verschwanden in einem anderen Kreis und nahmen die Toten mit sich.«
    »Ah«, sagte Eldicar Manushan und trat vor, »also eine Manifestation

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