Waylander der Graue
kleiner Unterschied zwischen einer Drohung und einem Versprechen liegt. Ich habe von diesen Rajnee -Schwertern gelesen. Sie sind mit den Kriegern verbunden, denen sie gehören. Wenn ein Krieger stirbt, zerspringt die Klinge und verfärbt sich schwarz. Vielleicht würde dasselbe passieren, wenn er Eldicar Manushan es berühren ließe. Wenn dieser Fall einträte, hätten wir eine der beiden einzigen Waffen verloren, die gegen die Dämonen von Nutzen sind.«
Der Herzog stand auf und stellte sich dicht vor den kleinen Schwertkämpfer. »Glaubst du, dass dein Schwert nutzlos werden würde, wenn ein anderer es berührt?«
»Das ist mehr als ein Glaube«, antwortete Kysumu. »Ich weiß es. Ich habe es gesehen. Vor drei Jahren hat sich ein Rajnee einem Gegner ergeben und ihm sein Schwert angeboten. Die Klinge zerbarst in dem Augenblick, als der Gegner den Griff anfasste.«
»Wenn das tatsächlich stimmt«, warf Graf Aric plötzlich ein, »wie kommt es dann, dass dein Freund ein solches Schwert besitzt? Er ist weder ein Rajnee noch wurde die Klinge für ihn gemacht.«
»Das Schwert hat ihn erwählt«, sagte Kysumu nur.
Aric lachte. »Dann muss es aber ein etwas wankelmütiges Schwert sein. Wir wollen danach schicken, damit Eldicar Manushan es untersuchen kann.«
»Nein«, lehnte Kysumu ab. »Das Schwert gehört jetzt Yu Yu Liang. Er ist mein Schüler, und da er noch immer bewusstlos ist, spreche ich für ihn. Das Schwert wird von niemandem berührt oder untersucht.«
»Das führt uns doch nirgendwohin«, sagte der Herzog. »Ich habe nicht den Wunsch, hier Gewalt anzuwenden.« Er sah Kysumu an. »Und ich habe gewiss nicht den Wunsch, entweder den Tod eines tapferen Mannes oder die Zerstörung einer so mächtigen Waffe zu verursachen. Wir reiten los, um die Quelle der Dämonenmagie zu suchen. Willst du mit uns kommen und uns mit deinem Schwert beistehen?«
»Selbstverständlich.«
Der Herzog wandte sich an Waylander. »Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du meinem Sohn Niallad und seiner Leibwache Gastfreundschaft anbieten würdest.« Der Klang des Namens traf Waylander wie ein Hieb, doch sein Gesicht verriet nichts, und er verbeugte sich.
»Es wird mir ein Vergnügen sein.«
»Aber Vater, ich will mit dir reiten«, sagte der junge Mann.
»Es wäre dumm, sowohl mein eigenes Leben als auch das meines Erben aufs Spiel zu setzen«, sagte der Herzog leise. »Wir kennen noch nicht das Wesen des Feindes. Nein, mein Sohn, du bleibst hier. Gaspir und Naren bleiben bei dir. Du bist hier in Sicherheit.« Der junge Mann verbeugte sich mit ausdrucksloser Miene.
Eldicar Manushan ging zu ihm. »Vielleicht hättest du die Freundlichkeit, auf meinen Pagen Beric aufzupassen«, bat er. »Er ist ein guter Junge, doch er wird nervös, wenn wir getrennt sind.«
Niallad blickte auf den goldhaarigen Pagen hinunter und lächelte reuevoll. »Kannst du schwimmen, Beric?«, fragte er.
»Nein«, antwortete der Junge. »Aber ich sitze sehr gerne am Wasser.«
»Dann gehen wir an den Strand, während die Großen ihren mannhaften Aufgaben nachgehen müssen.« Der Sarkasmus hing schwer in der Luft, und Waylander sah, wie der Herzog vor Verlegenheit rot wurde.
»Zeit aufzubrechen«, sagte der Herzog.
Als die Männer nacheinander den Raum verließen, blieb Eldicar Manushan vor Waylander stehen. »Der Rajnee wurde gebissen, wie ich hörte. Was macht die Wunde?«
»Sie heilt.«
»Seltsam. Solche Wunden sind im Allgemeinen tödlich. Du musst einen sehr begabten Arzt haben.«
»Das habe ich. Er fand durchscheinende Würmer in der Wunde. Höchst ungewöhnlich.«
»Ein kluger Mann. Ist er auch ein Mystiker?«
»Ich glaube nicht. Er benutzte ein altes Artefakt, einen blauen Kristall. Damit konnte er die Plage erkennen.«
»Ah! Ich habe von solchen … Artefakten gehört. Sehr selten.«
»So wurde es mir gesagt.«
Eldicar Manushan schwieg kurz. »Graf Aric hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass gegenwärtig eine Priesterin im Palast wohnt. Sie soll die Gabe der Weitsicht haben. Ich würde sie sehr gern sprechen.«
»Leider ist sie gestern abgereist«, sagte Waylander. »Ich glaube, sie kehrt nach Kiatze zurück.«
»Wie schade.«
»Gibt es hier Haie, Onkel?«, fragte der blonde Page und zupfte Eldicar Manushan am Ärmel. Waylander blickte in das Gesicht des Jungen und sah die Liebe und das Vertrauen, das das Kind für den Magier empfand.
Eldicar Manushan kniete neben ihm nieder. »Haie, Beric?«
»In der Bucht. Niallad will
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