Waylander der Graue
wandte es sich Emrin zu.
Keeva hob den Arm und schleuderte das Tranchiermesser durch den Raum. Als das Untier über Emrin ragte, traf das Messer sein rechtes Auge und drang tief ein.
In diesem Augenblick taumelte Yu Yu Liang vorwärts und schwang sein Rajnee-Schwert. Es schnitt tief in den haarlosen weißen Nacken, durch Muskeln und Knochen. Das große Tier kippte seitlich um, schlug auf den Tisch und warf ihn um.
Der Nebel weh zurück, kroch über den Boden und verschwand unter der anderen Tür hindurch. Die Temperatur im Raum begann wieder zu steigen. Gaspir kam auf die Füße und hob sein Schwert auf. Es strahlte nicht mehr. Das blaue Licht auf Yu Yus Schwert verblasste allmählich. Yu Yu war auf die Knie gefallen und atmete keuchend. Die Wunde in seiner Schulter war wieder aufgeplatzt. Blut war durch den Verband gesickert und rann ihm über den bloßen Oberkörper.
Emrin ging zu ihm. »Halt durch, Schlitzauge«, sagte er leise. »Lass mich dich zu einem Stuhl bringen.«
Yu Yu hatte keine Kraft mehr und sackte gegen Emrin. Keeva und Norda halfen dem Sergeanten, ihn hochzuheben und an den Tisch zu setzen.
»Sind diese Dinger weg?«, fragte Niallad mit einem Blick auf die dunklen Treppenaufgänge.
»Das Schwert leuchtet nicht mehr«, sagte Keeva. »Ich glaube, sie sind weg. Aber sie kommen vielleicht zurück.«
Der junge Edelmann sah sie an und lächelte gezwungen. »Das war ein hervorragender Wurf«, sagte er. »Ich habe selten gesehen, dass ein Tranchiermesser besser benutzt wurde.«
Keeva sagte nichts. Sie starrte auf den leblosen Körper des alten Omri. Ein sanfter und freundlicher Mann, der Besseres verdient hatte, als so zu sterben.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Gaspir. »Bleiben wir oder gehen wir?«
»Wir bleiben … noch ein bisschen«, sagte Yu Yu. »Hier können wir verteidigen. Nur … zwei Eingänge.«
»Einverstanden«, sagte Gaspir. »Genau genommen gibt es nichts, das mich eine dieser Treppen hinaufbringen könnte.«
Noch als er sprach, hallte in der Ferne ein unheimlicher Schrei wider. Dann noch einer.
»Menschen sterben dort oben«, sagte Emrin. »Wir sollten ihnen helfen!«
»Meine Aufgabe ist es, den Sohn des Herzogs zu beschützen«, sagte Gaspir. »Aber wenn du dich gerne die Treppen hinaufstürzen möchtest, tu dir keinen Zwang an.« Der schwarzbärtige Leibwächter blickte auf den fast bewusstlosen Yu Yu. »Obwohl du ohne die Magie seines Schwertes wohl kaum zehn Sekunden überleben würdest.«
»Ich muss gehen«, sagte Emrin. Er wollte zur Tür gehen.
»Nein!«, rief Keeva.
»Aber dafür werde ich bezahlt! Ich bin der Wachsergeant.«
Keeva ging um den Tisch herum. »Hör mich an, Emrin. Du bist ein tapferer Mann. Das haben wir alle gesehen. Aber wo Yu Yu so schwer verwundet ist, gibt es keine Möglichkeit, wie wir sie ohne dich aufhalten könnten. Du musst hier bleiben. Der Graue Mann hat dir aufgetragen, Yu Yu zu beschützen. Das kannst du von da oben nicht.«
Weitere Schreie erklangen über ihnen. Emrin blieb einen Augenblick stehen und starrte durch die offene Tür.
»Vertraue mir«, flüsterte Keeva und nahm seinen Arm. Sein Gesicht nahm einen gehetzten Ausdruck an, als die Schreie aus den oberen Stockwerken nicht abrissen. »Du kannst ihnen nicht helfen«, sagte sie. Dann wandte sie sich an Gaspir. »Wir müssen die Türen verbarrikadieren. Kipp die Schränke dahinten um und schieb sie vor die Tür. Emrin und ich blockieren diese hier.«
»Ich nehme von Serviermädchen keine Befehle entgegen«, fauchte Gaspir.
»Das war kein Befehl«, erwiderte Keeva, mühsam ihren Zorn verbergend, »und ich bitte um Verzeihung, wenn es so geklungen hat. Aber die Türen müssen verbarrikadiert werden, und nur ein starker Mann kann diese Schränke bewegen.«
»Tu, was sie sagt«, warf Niallad ein. »Ich helfe dir.«
»Macht schnell«, warnte Keeva. »Yu Yus Schwert fängt wieder an zu leuchten.«
KAPITEL 8
Chardyn, der Priester der QUELLE, war berühmt für seine flammenden Predigten. Seine charismatische Persönlichkeit und die kraftvoll dröhnende Stimme füllten jeden Saal und führten der QUELLE scharenweise Bekehrte zu. Als Redner kam ihm keiner gleich, und in jeder gerechten Welt wäre er schon vor vielen Jahren zum Abt befördert worden. Doch trotz seiner beeindruckenden Fähigkeiten hatte ein kleines Hindernis seine Karriere gehemmt, eine unbedeutende Winzigkeit, die von Menschen mit kleinlichem Geist gegen ihn verwendet wurde.
Er glaubte nicht an die
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