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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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anzunehmen. Nach wenigen Wochen hatten seine Predigten die Gemeinde schon verdreifacht. Zwei Jahre später, als die Schatztruhen vor Spenden barsten, wurde ein neuer Tempel entworfen, der doppelt so groß war wie der alte. Wieder drei Jahre später konnte selbst dieses imposante Gebäude kaum noch die Massen fassen, die kamen, um Chardyn zu hören.
    Die Bewunderung der Gemeinde stand in scharfem Kontrast zu der Geringschätzung, die die Kirchenoberen für ihn empfanden. Parali hatte dafür gesorgt.
    Doch das wurmte ihn nicht über Gebühr. Chardyn lebte jetzt in einem großen Haus mit vielen Dienern. Es war ihm auch gelungen, eine erhebliche Summe beiseite zu schaffen, um seinen Appetit auf gutes Essen, teure Weine und anschmiegsame Frauen zu stillen.
    Tatsächlich war er so zufrieden, wie man nur sein konnte. Oder besser gesagt, er war es gewesen, bis zu diesem Morgen, als Reiter vom Herzog gekommen waren und verlangt hatten, dass er an einer Expedition teilnahm, um Dämonen aus den alten Ruinen im Tal zu vertreiben.
    Chardyn hatte keine Erfahrung mit Dämonen, und er hatte auch nicht das Verlangen, das nachzuholen. Es wäre jedoch nicht klug, sich den Anordnungen des Herzogs zu widersetzen, und so hatte er rasch ein paar Schriftrollen zusammengesucht, die sich mit Exorzismen befassten, und sich den Reitern angeschlossen.
    Die Sonne brannte unerträglich heiß, als die Gruppe hügelabwärts ins Tal ritt. Weit voraus konnte Chardyn den Herzog und seine Offiziere sehen, bei denen Graf Aric und der Magier Eldicar Manushan waren. Dahinter ritten fünfzig Bogenschützen, zwanzig schwer gepanzerte Lanzenreiter und fünfzig Berittene mit langen Säbeln.
    Sobald sie flaches Gelände erreichten, zog Chardyn die erste Schriftrolle aus der Satteltasche, begann sie zu überfliegen und versuchte, sich die Gesänge einzuprägen. Aber sie waren viel zu kompliziert, und er steckte sie weg. Die zweite Schriftrolle verlangte den Einsatz heiligen Wassers, was er nicht hatte, also wurde auch sie in die Satteltasche zurückgestopft. Die dritte sprach davon, jemandem, der von Dämonen besessen war, die Hände aufzulegen, um ihn von seinen Anfällen zu befreien. Chardyn widerstand der Versuchung zu fluchen, knüllte die Rolle zusammen und warf sie zu Boden.
    Er ritt weiter und lauschte auf die Unterhaltung der Männer ringsum. Sie waren nervös und verängstigt – Gefühle, die er allmählich teilte, als sie von den niedergemetzelten Fuhrleuten und dem Angriff auf den Grauen Mann und seine kiatzischen Gefährten sprachen.
    Ein Lanzenreiter kam an seine Seite. »Ich bin froh, dass du bei uns bist«, sagte er. »Ich habe dich predigen hören. Du bist von der QUELLE gesegnet und ein wahrhaft heiliger Mann.«
    »Ich danke dir, mein Sohn«, erwiderte Chardyn.
    Der Lanzenreiter nahm den silbernen Helm ab und neigte den Kopf. Chardyn beugte sich vor und legte dem Mann die Hand auf den Kopf. »Möge die QUELLE dich segnen und dich vor allem Bösen beschützen.« Andere Soldaten begannen sich um den Priester zu scharen, doch er winkte sie fort. »Kommt, kommt, meine Freunde, wartet, bis wir am Ziel sind.« Er lächelte sie an und strahlte dabei eine Gutmütigkeit und ein Zutrauen aus, das er nicht empfand.
    Chardyn war noch nie in den Ruinen von Kuan Hador gewesen und staunte über ihre riesige Ausdehnung. Der Herzog führte die Reiter tief in die Ruinen hinein, dann stieg er ab. Die Soldaten folgten seinem Beispiel. Pfähle wurden eingeschlagen, an denen die Pferde festgebunden wurden. Dann erhielten die Bogenschützen den Befehl, sich am Rande des Lagers zu postieren. Chardyn ging zu dem Herzog hinüber, der sich mit Aric, Eldicar Manushan und einem kleinen, schlanken Kiatzekrieger in langem grauen Gewand besprach.
    »Hier hat der letzte Angriff stattgefunden«, sagte der Herzog, nahm seinen Helm ab und fuhr sich mit den Fingern durch das dichte grauschwarze Haar. »Kannst du hier etwas Böses spüren?«, fragte er Chardyn.
    Der QUELLEN-Priester schüttelte den Kopf. »Es scheint nicht mehr als ein warmer Tag zu sein, Herzog.«
    »Was ist mit dir, Magier? Spürst du etwas?«
    »Das Böse zu spüren ist nicht meine Gabe, Herzog«, sagte Eldicar Manushan mit einem Blick auf Chardyn. Der Priester begegnete diesem Blick und erkannte Vergnügen darin. Fast ein bisschen Spott, dachte er. Eldicar Manushan wandte sich an den kleinen Kiatze-Krieger. »Leuchtet dein Schwert?«, fragte er.
    Der Mann zog sein Schwert halb aus der Scheide, dann schob er es

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