Waylander der Graue
verbrannt zu werden. Als der Henker die Fackel an das Holz hielt, gelang es Karinal, eine Hand freizubekommen. Er packte den Mann und zerrte ihn in die Flammen, und sie starben gemeinsam. Der Henker schrie, und Karinals Gelächter übertönte das Knistern der Flammen. Einige Zeit später wurde der Ausdruck ›Du kannst ihn verbrennen, aber mach einen weiten Bogen um seine Asche‹ geprägt, um einen solchen Mann zu beschreiben. Unser Freund ist genau so ein Mann. Wenn wir das bedenken, schlage ich vor, dass du unsere Männer näher ans Lager ziehst und seine Warnung vor schwarzen Hunden weitergibst.«
»Jawohl, Euer Gnaden«, sagte Aric, bemüht, seinen Zorn zu beherrschen.
Der Herzog stand auf und reckte sich. »Und du«, sagte er zu Chardyn, »solltest umhergehen und den Männern den Segen der QUELLE anbieten. Sie sind viel zu nervös, und das wird ihre Entschlossenheit stärken.«
Und wer stärkt meine?, dachte Chardyn.
Kysumu hörte schweigend zu, als Waylander ihm von seinem Gespräch mit der Priesterin berichtete. Der Rajnee klopfte auf den schwarzen Griff seines Schwertes. »Es gibt keinen Beweis dafür, dass er der Feind ist. Wenn es einen gäbe, würde ich ihn töten.«
»Ustarte sagt, man könne ihn nicht töten.«
»Und du glaubst das?«
Waylander zuckte die Achseln. »Ich finde es schwer zu glauben, dass er einen Bolzenschuss durchs Herz überleben könnte, aber schließlich ist er ein Magier, und solche Kräfte gehen über mein Verständnis.«
Kysumu betrachtete die Bogenschützen, die neue Positionen einnahmen. »Wenn der Nebel kommt, werden viele hier sterben«, sagte er leise. Waylander nickte und beobachtete den Priester Chardyn, der zwischen den Männern umherging und Segen spendete. »Glaubst du, Eldicar Manushan hat vor, uns alle zu töten?«
»Ich weiß nicht, was er vorhat«, erwiderte Waylander. »Doch Ustarte sagt, er sucht nach Verbündeten, also hat er es vielleicht nicht vor.«
Kysumu schwieg eine Weile, dann blickte er in Waylanders dunkle Augen. »Warum bist du hier, Grauer Mann?«, fragte er.
»Irgendwo muss ich ja sein.«
»Das ist wahr.«
»Und was ist mit dir, Rajnee? Warum willst du unbedingt gegen Dämonen kämpfen?«
»Ich will überhaupt nicht mehr gegen irgendetwas kämpfen«, antwortete Kysumu. »Als ich jung war, wollte ich ein großer Schwertkämpfer sein. Ich wollte Ruhm und Reichtum.« Er lächelte kurz. »Ich war wie Yu Yu. Ich wollte, dass die Menschen sich vor mir verbeugen, wenn ich vorüberging.«
»Aber jetzt nicht mehr?«
»Das sind Gedanken der Jungen. Stolz ist alles, für den Rang muss gekämpft werden. Das ist alles leer und bedeutungslos. Es ist vergänglich. Wie das Blatt an der Eiche. ›Sieh mich an, ich bin das grünste Blatt, das größte Blatt, das schönste Blatt. Keins der anderen Blätter kommt mir gleich.‹ Doch der Herbst kommt, und der Winter verhöhnt alle Blätter, die grünen und die großen, die kleinen und die verkümmerten.«
»Das verstehe ich«, sagte Waylander, »aber es ist auch ein Argument dagegen, hier zu warten, um gegen Dämonen zu kämpfen. Welchen Unterschied macht es schon, ob wir kämpfen oder davonlaufen, ob wir gewinnen oder verlieren?«
»Ruhm ist flüchtig«, sagte Kysumu, »aber Liebe und Hass sind ewig. Ich bin vielleicht nur ein kleines Blatt im Wind der Geschichte, doch ich stelle mich gegen das Böse, wo immer ich es finde, egal zu welchem Preis. Der Dämon, den ich töte, wird nicht das Haus eines Bauern heimsuchen und seine Familie ermorden. Der Bandit, der unter meinem Schert fällt, wird niemals wieder vergewaltigen oder töten oder plündern. Wenn mein Tod auch nur eine einzige Seele vor Schmerz und Qual rettet, dann ist der Preis gerechtfertigt.«
Chardyn kletterte über die zerbrochenen Steine und kam zu ihnen. »Möchtet ihr einen Segen?«, fragte er. Waylander schüttelte den Kopf, doch Kysumu stand auf und verbeugte sich. Chardyn legte seine Hand auf den Kopf des Rajnees. »Möge die QUELLE dich segnen und dich vor allem Leid beschützen«, flüsterte Chardyn. Kysumu dankte ihm und setzte sich wieder. »Darf ich mich zu euch setzen?«, fragte Chardyn. Waylander bedeutete ihm, sich zu setzen. »Glaubt ihr, dass die Dämonen kommen?«, wollte der Priester wissen.
»Hast du einen Spruch bereit, wenn sie kommen?«, fragte Waylander zurück.
Chardyn beugte sich vor. »Nein«, gestand er mit schiefem Lächeln. »Mein Wissen über Dämonen und Exorzismen ist, sagen wir, sehr begrenzt.«
»Ich
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