Waylander der Graue
bewundere deine Aufrichtigkeit«, sagte Waylander. »Aber wenn du sie nicht bekämpfen kannst, solltest du lieber gehen. Wenn sie kommen, ist das kein Ort für einen unbewaffneten Mann.«
»Ich kann nicht gehen«, sagte Chardyn, »obwohl ich deinem Rat nur zu gerne folgen würde. Meine Anwesenheit hilft den Männern.« Er lächelte, doch Waylander sah die Angst in seinen Augen. »Und vielleicht - wenn die Dämonen kommen - kann ich ihnen eine meiner Predigten entgegenschleudern.«
»Wenn der Nebel kommt, halt dich dicht bei uns, Priester«, sagte Waylander.
»Nun, diesen Rat werde ich befolgen.«
Sie schwiegen eine Weile, dann kam Eldicar Manushan herbei. Er blieb vor Waylander stehen. »Gehst du ein Stück mit mir?«, fragte er.
»Warum nicht?«, erwiderte Waylander und erhob sich geschmeidig. Der Magier bahnte sich einen Weg durch die zerfallenen Mauern, bis sie ein Stück entfernt von den anderen waren.
»Ich glaube, du hast mich missverstanden«, sagte Eldicar Manushan. »Ich bin nicht böse, und ich will euch auch nichts zuleide tun.«
»Ich bin froh, dass du das sagst«, erklärte Waylander. »Das erspart mir viele schlaflose, sorgenvolle Nächte.«
Eldicar Manushan lachte aufrichtig. »Du gefällst mir, Grauer Mann. Ehrlich. Und es besteht kein Grund zur Feindschaft zwischen uns. Ich kann dir deine tiefsten Wünsche erfüllen. Das liegt in meiner Macht.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Waylander. »Ich habe nicht den Wunsch, weder jung zu sein.«
Der Magier schien einen Moment verblüfft. »Normalerweise fände ich das schwer zu glauben«, sagte er schließlich. »Allerdings nicht in diesem Fall. Bist du so unglücklich mit dem Leben, dass du gerne sein Ende sehen würdest?«
»Warum möchtest du meine Freundschaft?«, entgegnete Waylander.
»Sieh dich um«, sagte Eldicar und deutete auf die Soldaten. »Verängstigte Männer, kleine Männer, formbare Männer, die ganze Welt besteht aus solchen Männern. Sie leben, um erobert und beherrscht zu werden. Sieh sie dir an, wie sie da hinter diesen alten Steinen hocken und beten, ihre unbedeutenden Leben mögen noch über diese Nacht hinaus andauern. Wenn es Tiere wären, wären sie Schafe. Du dagegen bist ein Raubtier, ein höheres Wesen.«
»Wie du?«, fragte Waylander.
»Ich habe falsche Bescheidenheit schon immer verabscheut, also ja, wie ich. Du bist reich und daher in dieser Welt mächtig. Du könntest Kuan Hador nützlich sein.«
Waylander lachte leise und blickte auf die Ruinen. »Das hier«, sagte er, »ist Kuan Hador.«
»Es wurde hier zerstört«, sagte Eldicar Manushan. »Aber dies ist nur eine Realität. Kuan Hador ist ewig. Und es wird andauern. Diese Welt war einst unser. Das wird sie wieder werden. Wenn das geschieht, wird es für dich besser sein, unser Freund zu sein, Dakeyras.«
»Falls das geschieht«, meinte Waylander.
»Es wird geschehen. Es wird blutig werden, und viele werden sterben. Aber es wird geschehen.«
»Ich glaube, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, mir zu sagen, was geschieht, wenn ich mich entschließe, nicht dein Freund zu sein«, sagte Waylander.
Eldicar Manushan schüttelte den Kopf. »Du brauchst von mir keine Drohungen zu hören, Grauer Mann. Wie ich schon sagte, du bist ein Raubtier. Du bist außerdem hochintelligent. Ich bitte dich nur, mein Freundschaftsangebot zu überdenken.«
Eldicar Manushan verschränkte die Hände auf dem Rücken und wanderte zurück zu dem Herzog und seinen Offizieren.
Der Nachmittag war heiß und schwül, schwere Regenwolken verbargen die Sonne. Elphons, der Herzog von Kydor, bemühte sich, entspannt zu wirken. Ein Stück weiter im Westen lag der Graue Mann ausgestreckt auf dem Boden, anscheinend schlafend. Der kleine kiatzische Schwertkämpfer marschierte ruhelos auf und ab und blieb nur gelegentlich stehen, um über die Mauerreste zu spähen.
Die Männer schienen etwas ruhiger zu sein, obwohl Elphons klar war, dass diese Stimmung jederzeit umschlagen konnte. Wie er selbst auch, hatten sie noch nie gegen Dämonen gekämpft.
»Werden unsere Schwerter Dämonenfleisch durchschneiden?«, hatte er Eldicar Manushan gefragt.
Der Magier hatte die Hände weit ausgebreitet. »Man sagt, dass die Haut eines Dämons wie starkes Leder ist, Herr. Aber es gibt schließlich viele verschiedene Dämonen.«
»Glaubst du, dass sie kommen?«
»Wenn ja, dann nach Einbruch der Dunkelheit«, hatte Eldicar Manushan geantwortet.
Der Herzog stand auf und ging zu dem Priester Chardyn, der auf und
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