Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
auf Flößen zu überqueren, doch im Nebel wurden wir getrennt. Während das Floß, auf dem ich mich befand, im Nebel herumtrieb, begegneten wir einem Kanu. Errätst du, wer darin war?«
»Nein, keine Ahnung.«
»Magellan«, sagte Achsl in dramatischem Ton.
Alissas Herz setzte für einen Schlag aus. »Der gefürchtete Fuchs«, murmelte sie. »Dann hat Punktum ihn also zurückkommen lassen.«
Achsl nickte verbittert. »Er hat ihn auf uns angesetzt, um uns zu schnappen. Wie auch immer, es gelang ihm, einen seiner tödlichen Pfeile abzuschießen und Waldschratt zu verwunden – dann glitt er wieder aus unserer Sicht, Gott sei Dank.«
»Der arme Waldschratt! Wurde er schlimm verletzt?«
»Es geht ihm jetzt schon viel besser, nun, da er sich in den Pfoten von Lord Hohkinn befindet. Aber das ist noch nicht alles, was uns an Schwierigkeiten widerfahren ist, leider. Danach entwickelten sich die Dinge weiter zum Schlechteren. Wir teilten uns in zwei Gruppen. Lukas, Birnoria und ich trugen Waldschratt hierher zurück, damit er die Versorgung bekäme, die er brauchte. Sylber, Ohnforcht und Miniva setzten den Weg fort, die Gelben Berge hinauf, um zu versuchen, in den Besitz der Eierschale zu gelangen.«
Hier hielt Achsl im Reden inne und senkte den Blick auf seine Füße. »Unseligerweise liefen sie wiederum Magellan über den Weg. Das Fazit der Begegnung war, dass Ohnforcht von einem von Magellans Pfeilen getötet wurde. Magellan versuchte, Sylber und Miniva zu schnappen, doch eine Brücke brach zusammen und es gab keine weitere Konfrontation mehr.«
»Ohnforcht ist tot?«, rief Alissa. »Der liebe Ohnforcht – nicht mehr unter uns?«
»Ich fürchte, so ist es.«
Es ergab sich von Zeit zu Zeit, dass ein Wiesel aus dem Halbmondwald starb oder getötet wurde. Da waren Logger und Pfiff gewesen und noch viele andere, die den Weg aller guten Wiesel gegangen waren. Es war eine gefährliche Welt und der Tod war niemals weit weg, für keinen der Gruppe, doch Alissa hatte jedes Mal das Gefühl, als würde ein Stück von ihr sterben, wenn einer aus ihrer Mitte gerissen wurde.
Sie hatte ein empfindsames Gemüt, und ihr gingen solche Dinge viel näher als den meisten anderen, im Gegensatz zu Achsl, der die Notwendigkeit erkannte, seine Gefühle gegen derartige Schicksalsschläge abzustumpfen. Er erlebte dergleichen so oft, dass er fürchtete, daran zu zerbrechen, wenn er sie auf die gleiche Weise an sich herankommen ließe wie Alissa. »Es tut mir Leid, Alissa. Wir alle haben Ohnforcht sehr gemocht.«
»Ja, das haben wir. Und jetzt ist er nicht mehr da. Wo befinden sich seine Überreste?«
»Auf dem Grund einer sehr tiefen Schlucht, wo niemand sie verunglimpfen kann.«
Dies war eine Anspielung auf eine Gepflogenheit von Prinz Punktum, der den alten menschlichen Brauch nachahmte, die Leiche eines Feindes an einem Galgen zur Schau zu stellen, im freien Gelände, wo jeder sie sehen konnte. Prinz Punktum hatte ein großes Gestell aus Holz und Draht herstellen lassen, an dem er die Kadaver seiner Feinde aufhängte, die aus diesem Leben verschieden waren – als Warnung für all jene, die sich seinen Wünschen widersetzten. Wenn man die sterbliche Hülle von einem Wesen der eigenen Gattung sah, dessen Fell im Wind und Regen an einem Drahtgestell wehte, überlegte man es sich gut, bevor man Verrat beging.
Das war jedenfalls die Vorstellung des Prinzen.
»Nun, dann ist er dort immerhin sicher«, meinte Alissa. Sie weinte nicht. Doch ihr Herz weinte im Stillen. »Und die anderen sind alle unversehrt?«
»Ja, sogar Waldschratt ist auf dem Weg der Besserung, dank Lord Hohkinn und Tauberich.«
»Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast, bevor wir ins Lager kommen, Achsl«, sagte sie. »So habe ich wenigstens ein kleines bisschen Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen. Ich hätte sonst gleich bei meiner Ankunft nach dem Gesicht von Ohnforcht gesucht, nicht ahnend, dass er an einem anderen Ort ist, tief unten in einem Spalt in den Bergen, mit der Welt im Frieden.«
Sie gingen weiter durch den Wald, Alissa in nachdenklichem Schweigen, bis sie schließlich das Lager erreichten. Alle rannten herbei, um Alissa zu begrüßen, und ihre Mienen zeigten, wie froh sie waren, dass sie wohlbehalten heimgekehrt war.
Doch obwohl sie wusste, dass Ohnforcht tot war, konnte sie nicht umhin, sein Gesicht unter den lebenden Freunden zu suchen, gegen jede Vernunft hoffend, dass sie sich alle irgendwie geirrt hatten und dass das bekannte
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