Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
Ding wieder aus dem Loch und betrachtete es eingehend. Nein, es stimmte, die Landkarte war nicht mehr zu sehen.
Hatte sie die falsche Eierschale vom Fuß des Igelgottes aufgehoben? Das erschien ihr unmöglich. Vielleicht waren die Muster auf dem Ei weggewischt worden. Aber auch das kam ihr nicht sehr wahrscheinlich vor. Alissa war bis jetzt noch kein einziges Mal in Wasser geraten und hatte die Schale auch nicht an irgendetwas Scheuerndem gerieben.
Vielleicht, so dachte sie betrübt, war dies das Werk des Großen Gottes Stachel. Seine letzte Tat, seine Rache, während er vor ihren Augen zerfallen war. Stachel hatte mit seiner versagenden Kraft ausgegriffen und seine letzte tierische Handlung begangen.
War das denkbar?
Neunundzwanzigstes Kapitel
Alissa ließ die halbe Eierschale nicht zurück, obwohl die Karte verschwunden war. Sie hatte irgendwie das Gefühl, sie müsste sie den Wieseln aus dem Halbmondwald zeigen, nachdem sie so sehr gelitten hatten, um in ihren Besitz zu gelangen. Alissa wanderte schnell durch die Landschaft, ruhte sich des Nachts in irgendwelchen Löchern aus und huschte am Tag durch Gräben im Wald.
Ein paar Mal bekam sie Trugkopps Truppen zu Gesicht, die ebenfalls die Landschaft durchkreuzten, aber es gelang ihr, ein Zusammentreffen zu vermeiden. Um sich am Leben zu erhalten, aß sie die Wurzeln von wildwachsendem Zwiebel- und Knoblauchkraut, trank den Tau aus den Blüten des Gefleckten Aronstabs und ging ganz allgemein allen anderen Geschöpfen aus dem Weg. Endlich war sie in der Grafschaft Sonstewo angelangt und erblickte den Halbmondwald am Horizont. Mit großer Freude sah sie den Rauch, der von Distelhall aufstieg und sich träge über den Baumwipfeln kringelte.
»Ah, rieche nur diesen Holzrauch«, sagte sie zu sich selbst. »Welcher Duft…«
Als sie sich dem Wald näherte, ertönte ein Ruf. Es war Achsl, der in einer Eiche Wache hielt und nach Soldaten Ausschau hielt. Er rief ihr einen Gruß zu und Alissas Herz machte einen Freudensprung. Die vergangenen Tage voller Einsamkeit hatten ihre Gemütsverfassung auf eine harte Probe gestellt. Sie war von Natur aus kein Wiesel, das die Einsamkeit schätzte, und war es nicht gewöhnt, ohne Gesellschaft zu sein. Es war ein trauriger Marsch durch Welkin gewesen, immer die Eierschale mit sich schleppend.
»Achsl!«, rief sie entzückt. »Oh, ich freue mich, dich zu sehen. Ich freue mich, wieder zu Hause zu sein.«
Achsl rannte ihr entgegen. »Alissa, du hast die andere Hälfte der Eierschale. Wunderbar! Sylber, Miniva, Kunicht und Grind sind gestern Abend angekommen. Sie haben die eine Hälfte. Jetzt haben wir also eine vollständige Karte.«
Alissa verzog das Gesicht. »Ich befürchte, sie nützt uns nicht viel. Aus irgendeinem Grund ist die Karte verschwunden. Sie war noch da, als ich die Eierschale fand, aber jetzt ist sie weg.«
»Du hast sie nachts gefunden, stimmt’s?«, fragte Achsl und klapperte erheitert mit den Zähnen.
»Ja«, sagte sie, »aber ich verstehe nicht, was daran so lustig ist. Die Landkarte ist weg.«
»Nein, ist sie nicht. Ich erkläre es dir später. Folge mir!«
Achsl nahm ihr die Eierschale aus den Pfoten und ging auf dem Waldweg voran, durch Beete von Schöllkraut mit den hübschen gelben Blüten, vorbei an den Flecken allmählich ermattender Vergissmein-nichte und an vereinzelten zarten roten Lichtnelken. In der Mitte des Waldes war es verhältnismäßig ruhig, da Vögel im Allgemeinen am Waldrand leben und arbeiten und sich selten in die Mitte vorwagen. In der Luft lag der Duft von Moos und Farn, Zaunrose und Holunderblüten.
Alissa atmete voller Vergnügen tief ein. »Es ist so schön, wieder daheim zu sein«, sagte sie. »Es gibt auf ganz Welkin keinen anderen so schönen Platz wie den Halbmondwald.«
»Da hast du Recht«, bestätigte Achsl.
Alissa sagte: »Du hast von einigen der anderen gesprochen, aber was ist mit Waldschratt, Lukas und Birnoria? Und Ohnforcht? Ihn hast du gar nicht erwähnt. Was ist mit Ohnforcht?«
Achsl hielt im Gehen inne, drehte sich um und sah sie an. »Natürlich«, sagte er, »du warst mit Kunicht und Grind zusammen, als sie von Jagdhalla weggelaufen sind.«
Sie sah seiner Miene an, dass etwas Schreckliches geschehen war. »Was ist los, Achsl? Sag’s mir.«
»Nun, wir sind am nächsten Morgen abgehauen, nachdem du gegangen warst…«
»Wir konnten nicht zurückkommen«, erklärte sie. »Sonst hätte ich es getan.«
»Ich weiß. Jedenfalls beschlossen wir, den See
Weitere Kostenlose Bücher