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Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)

Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)

Titel: Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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nicht. Er begriff nicht ganz die Bedeutung des Rituals, sondern wiederholte immer wieder, dass er nichts gegen Ohnforcht habe und deshalb keinen Grund sehe, warum er sein Abbild verunglimpfen sollte. Sylber verstand, dass das alte Hermelin diesem Teil der Feierlichkeit nicht folgen konnte. Lord Hohkinn erkannte nicht, dass Ohnforcht, wo immer er sein mochte, zutiefst bekümmert wäre, wenn sich jemand weigerte, einen Stein auf ihn zu werfen, denn wie sollte er wissen, ob er diesem Wesen nicht zufällig Unrecht angetan hatte?
    Der arme Lord Hohkinn begriff auch nicht die Ursache für all die Freude ringsum, denn er gehörte, wie die meisten Hermeline, zu den traditionell Trauernden, die die Toten beklagten, weil sie ihnen fehlten, weil sie vermisst wurden, weil sie außer Reichweite waren.
    Alissa sprach um Mitternacht, als die Scheite des Feuers noch rot und warm waren und Ohnforcht immer noch bei ihnen war, als Glut, als Rauch, der zwischen den Bäumen dahintrieb.
    »O Prinz der Jäger, der du mit erhobenem Schwanz und gespitzten Ohren durch die Wiesen läufst, mögest du deinen Platz in dem neuen Leben finden, dessen du dich jetzt erfreust. Warte auf uns, denn wir werden uns wieder zu dir gesellen, nach und nach, und wir werden dir Neuigkeiten aus dieser Welt überbringen. Dein Leben war ein Glücksfall der Schöpfung, den wir jetzt mit diesem Gehabdichwohl feiern, und auf diese Weise schicken wir dir unsere Grüße und verabschieden uns von dir, beides gleichermaßen von ganzem Herzen.«
    Daraufhin brachen die Wiesel in einen lauten Jubel aus, und die Musik und der Tanz setzten erneut mit aller Inbrunst ein, während Lord Hohkinn, immer noch etwas verwirrt wegen der herrschenden Fröhlichkeit, nach Distelhall zurück begleitet wurde. »Ich werde euch Wiesel niemals ganz verstehen«, sagte er zu Tauberich. »Man hat den Eindruck, ihr hängt mit aller Macht am Leben und geht damit ernsthaft und zielstrebig um, solange ihr lebt, doch wenn es einmal vorbei ist, tut ihr so, als sei es nur ein kurzer Urlaub gewesen.«
    »Na ja, so ist das bei uns nun mal, Lord Hohkinn«, sagte sein Diener, auf dem der größte Teil des Gewichts seines Herrn lastete, obwohl dieser einen Hickorystock zum Gehen gebrauchte. »Wir sind ein verrückter Haufen, wisst Ihr. Wir singen den Mond an. Es hat keinen Sinn, das verstehen zu wollen. Es gibt eigentlich nichts zu verstehen.«
    »Aber ich möchte immer alles wissen«, widersprach das alte Hermelin, als sie zu der wuchtigen Tür von Distelhall gelangten. »Wissen ist etwas Großartiges und Erstaunliches. Es ist sowohl eine Waffe als auch ein Heilmittel, beides zugleich. Es betrübt mich, wenn mein Wissen unvollkommen ist.«
    »Verzeihung, Herr – aber Ihr könnt nicht alles wissen. Kein Geschöpf kann das.«
    »Ich kann mich zumindest bemühen.«
    »Aber Ihr dürft nicht traurig sein, wenn Ihr auf etwas stoßt, das zu begreifen mehr als eine Lebensspanne erfordern würde. Die Bräuche der Wiesel stecken uns in den Knochen, fließen in unserem Blut, sind tief vergraben in jeder Faser unseres Seins. Ihr könnt nicht erwarten, dass Ihr das allein durch die Teilnahme bei einem einzigen Fest lernt…«
    »Einer Beisetzung«, murmelte Lord Hohkinn. »Das war gewiss kein Fest.«
    »Doch, denn bei uns gibt es keine Beisetzungen. Genau das wollte ich ausdrücken. Wir überlassen das euch schwermütigen alten Hermelinen. Unsere Gedenkfeiern sind große Feste. Das ist für Euch schwer nachzuvollziehen, nicht wahr?«
    »Sehr schwer«, sagte Lord Hohkinn und schüttelte traurig den Kopf. »Aber vermutlich bin ich ein wenig altmodisch.«
    Nein, dachte Tauberich, du bist einfach nur ein Hermelin.



Dreißigstes Kapitel
    Für ein paar kurze Morgenstunden teilten sich die Wolken über Burg Rägen und die Sonnenstrahlen kamen durch. Die Landschaft um die trutzige Burg herum war in einen hellen Glanz getaucht. Über den sanften Hügeln lag ein Schleier von wilden Blumen, gesprenkelt mit Regentropfen. Es gab rosafarbene Feuernelken, blaue Vergissmeinnicht mit gelben Augen, weiße glupschäugige Gänseblümchen, malvenfarbenes Ruprechtskraut und gelbe Butterblumen. Entlang der Gräben wuchs ein Gewirr von schneeweißer Sternmiere, sandfarbenem Flattergras, Veilchen, großen, stattlichen Disteln mit purpurnen Kronen, Wolfszahn, Klee und Kornblumen. Geißblatt überwucherte Hecken und Hundsrosen brachen mit leidenschaftlichen Knospen durch das Grün.
    »Wie wunderhübsch«, murmelte Prinz Punktum, der aus einem

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