Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
sich ein allgemeines Raunen der Anerkennung. »Wir bekommen nicht viele Wiesel«, fügte sie leise hinzu, sodass nur Alissa es hören konnte.
»Viele Wiesel wozu ?«, fragte Alissa und blickte auf die tote Kreatur am Boden. Dann sah sie sich voller Sorge um und rief: »Und wo ist meine Eierschale?«
»Sie wurde Stachel zu Füßen gelegt«, antwortete die Priesterin. »Du kannst sie in Kürze zurückbekommen, aber zuvor musst du uns bei einer kleinen Zeremonie behilflich sein. Ich erkläre es dir auf dem Weg…«
Die Igel mit den Kapuzen schwankten und stöhnten jetzt rings um den Steinkreis. Anscheinend waren sie in einer Art Trance entrückt. Alissa hielt es für das Beste, bei dieser Farce mitzuspielen, bis sich eine Gelegenheit ergeben würde wegzulaufen – natürlich mit der Eierschale.
»Also gut, dann wollen wir mal zur Sache kommen«, sagte Alissa. »Und sorge dafür, dass mir diese Schlangen vom Leibe bleiben.«
Die Priesterin führte Alissa aus dem Steinkreis heraus, was ein vielversprechender Schritt zu sein schien. Die Igelnation folgte ihnen, wobei die von Kapuzen bedeckten Gestalten immer noch vor und zurück schaukelten. Schließlich war Alissa am Ende eines langen Holzstamms angekommen, ein gefällter und von Ästen befreiter Baumstamm, der am Boden lag. Sie wurde angewiesen, sich auf das Ende dieses Baumstamms zu stellen.
»Du wirst jetzt Spießruten laufen«, schrie die Priesterin, während Dutzende von Kapuzen-Igeln hervortraten und entlang des Baumstamms Aufstellung nahmen. »Meine kräftigsten Gefolgsleute werden mit Binsen auf dich eindreschen, während du versuchst, über die gesamte Länge des Baumstamms zu balancieren. Wenn sie dich herunterschlagen, wirst du als nächstes Opfer dem Großen Stachel dargebracht.«
»Und wenn ich bis zuletzt auf dem Baumstamm bleibe?«, fragte Alissa.
»Dann musst du vielleicht noch einmal gehen.«
Etwas Ähnliches hatte Alissa bereits vermutet. Plötzlich war das Schlagen von Trommelschlegeln auf hohlen Baumstämmen zu hören. Eine allgemeine Unruhe lief durch die Menge der Igel. Sie alle drängten sich dichter zusammen, bis die Priesterin sie anschrie, sie sollten den Schlägern genügend Platz lassen.
Schläger?, dachte Alissa. Ich werden ihnen Schläger geben.
Auf einen Stoß der Priesterin hin begann sie dann ihren Balanceakt auf dem gefällten Baumstamm, hoch über den kräftigen Igeln, die versuchten, sie von ihrem erhöhten Platz herunterzuprügeln, sie zu Fall zu bringen, aber sie hatten nicht mit ihrer besonderen Begabung gerechnet. Nicht umsonst nannte man sie Alissa die Flinke; sie war die schnellste Läuferin in der ganzen Grafschaft Sonstewo, und sie eilte mit einer solchen Geschwindigkeit an den Schlägern vorbei, dass es ihnen einfach nicht gelang, sie zu treffen, obwohl sie es mit aller Anstrengung versuchten.
»Betrug!«, rief die Priesterin. »Zu schnell! Zu schnell!«
Als Alissa das Ende des Baumstamms erreicht hatte, sprang sie triumphierend hinunter, um sich sogleich einer riesigen, aus Knochen bestehenden Gestalt gegenüber zu sehen. Dem Anschein nach war sie ausschließlich aus den Rippen von Tausenden von Tieren gefertigt, die mit Lehm verklebt waren. Von der zehnfachen Körpergröße ihrer selbst, strotzte die gewaltige Erscheinung nur so vor Stacheln, wie ein monströser Igel aus der Hölle. Zwei große Dachsschädel bildeten die Augen, doch was das Übrige anging, bestand es aus nichts anderem als gebogenen weißen Stacheln.
»Der Große Gott Stachel!«, kreischte die Priesterin.
Die Mehrzahl der Igel fiel vor dem Götzen aufs Gesicht und stöhnte ekstatisch.
Die Schlangen, die zuvor von den Igeln umzingelt gewesen waren, packten diese Gelegenheit beim Schopf, um in die Nacht davonzugleiten.
Stachel war die Igelgottheit, der sie unselige Geschöpfe wie Alissa opferten. Er machte den Eindruck eines grausamen Gottes, mit seinen schnabelartigen Augen und dem stacheligen Körper. Es war ein lüsterner Gott im Totenhemd, und sein lautloser Atem hauchte seinen Anhängern unheilvolle Gedanken ein. Es war ein Bildnis, geformt aus dunklen Igelseelen, und es starrte Alissa mit einer unstillbaren Gier an. Sie wusste, es wollte ihre Rippen, um sie sich hinzuzufügen, um sich noch mehr Macht zu verleihen, um sich allmächtig zu machen. Es wollte alle Rippen dieser Welt.
Hoch oben auf dem Kopf des Gottes balancierte eine verschlossene Flasche, gefüllt mit einer dunklen Flüssigkeit.
»Was ist das?«, fragte Alissa und deutete
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