Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
sich angestrengt zu verhindern bemühte, dass ihm die Kastanie vom Kopf rollte.
»Nein, nein«, sagte der nachsichtige Prinz im Hermelin. »Ich werde sie einfach werfen… jetzt…« Er zielte mit Bedacht und warf. Ein Stein zischte an Trugkopps Nase vorbei. »Wenn es mir gelingt, die Kastanie runterzuwerfen, dann lass ich dich ausgraben. Das ist doch anständig, oder? Halt still…«
Ein weiterer Stein pfiff an Trugkopps Ohr vorbei. Die Fliege vollführte immer noch einen Tanz auf seinem Augenlid, die Ameisenkarawanen zogen immer noch zwischen seinen Zehen hindurch und ein kleines Zucken entwickelte sich in seinem linken Nasenflügel. Unter dem Boden klebte der Lehm an seinem Fell, kalt und klamm, wie Graberde. Es war ein grauenvolles Gefühl – doch noch schlimmer war es in der Nacht, wenn die Schwärze kam. Sein gesamter Körper brüllte danach, befreit zu werden, laufen und springen zu dürfen, sich zu bewegen…
»Halt… sehr… still!«
Ein Stein knallte ihm gegen das Ohr, woraufhin die Kastanie von seinem Kopf trudelte.
Mit einem Klingeln in den Ohren rief Trugkopp: »Oh – ein grandioser Schuss, Euer Gnaden. Voll ins Ziel. Hab überhaupt nichts gespürt…«
»Ich dachte, er hätte dich seitlich am Kopf getroffen.«
Trugkopp klapperte in gespielter Belustigung mit den Zähnen. »O nein, nein, mein Prinz. Er hat mir die Kastanie astrein von der Rübe gefegt. Ich würde es doch wissen, wenn mich ein Stein am Kopf getroffen hätte, oder nicht?«
»Nun, woher kommt dann die Beule, die da unter dem Ohr erscheint?«
»Das? Ach, da hat mich eine Biene gestochen, mein Prinz. Ich bin gerade eben von einer Biene gestochen worden. Das gehört zu den Risiken, wenn man bis zum Hals in der Erde vergraben ist. Ich beklage mich nicht, bestimmt nicht, weil ich weiß, dass ich es nicht anders verdient habe. Ich nehme meine Bestrafung doch immer klaglos hin, nicht wahr, Hochwohlgeboren? Ich würde niemals auf den Gedanken kommen, Euer Urteil in solchen Dingen anzuzweifeln, und ich schätze die Abwechslung – meine Fußknöchel sind jetzt viel ausgeruhter, da ich diesmal nicht seit zwei Tagen mit ihnen an den Zinnen aufgehängt bin…«
»Halt’s Maul, Trugkopp.«
»Herr?«
»Halt’s Maul. Allmählich quatscht du ziemlich hysterisch daher. Verflucht!« Prinz Punktum blickte nach oben. »Gleich fängt’s wieder an zu regnen. Man sollte doch wohl erwarten dürfen, dass es wenigstens mal einen ganzen Tag lang trocken bleibt, oder nicht? Also gut, ich schicke ein paar Soldaten vorbei, damit sie dich ausgraben – falls ich es nicht vergesse. Bis dahin adieu, süßer Trugkopp.«
»Au revoir, mein Prinz. Darf ich au revoir sagen?«
»Wenn du willst.«
Eine Stunde später kamen im strömenden Regen einige mürrische Soldaten mit Spaten vorbei, um den verzweifelten Sheriff auszubuddeln. Er musste ihnen beim Graben Anleitungen geben, sonst hätten sie ihn vielleicht irgendwo verletzt, aber schließlich hievte er sich aus dem Loch. Dreck rieselte ihm vom Fell. Er marschierte in mieser Stimmung zurück zur Burg und ging gleich in sein Zimmer, um in die warme Wanne zu steigen, die Spinfer in weiser Voraussicht für ihn vorbereitet hatte.
»Du bist ein Schatz«, sagte Trugkopp, während er vor einem hell lodernden Feuer in die Brühe stieg. »Wusstest du das?«
»Danke, Herr, wir sind stets bemüht, Zufriedenstellendes zu leisten.«
»Das da draußen war die Hölle, Spinfer. Schlichtweg die Hölle. Es war wie tot sein, nur dass ich am Leben war. So ziemlich alles, was sich unter der Erdoberfläche bewegt, hat sich an mir zu schaffen gemacht – Würmer, Käfer, was du dir nur denken kannst. Es hätte nur noch eines verdammten Maulwurfs bedurft, dann wäre die Sammlung komplett gewesen.«
»Ja, Herr, aber jetzt beruhigt Euch, Ihr seid doch wieder zu Hause.«
»Danke, Spinfer«, murmelte Trugkopp und schloss die Augen. »Du kennst meine Bedürfnisse.«
Als er gesäubert und ausgeruht war, mit einer neuen Schärpe über den Schultern und einem mit Bronzenieten beschlagenen Gürtel um die Leibesmitte geschmückt, begab sich Trugkopp in die Haupthalle, wo Spiele im Gange waren. Bei seinem Eintritt waren Prinz Punktum und die anderen adligen Hermeline gerade mit einer Runde Kricket beschäftigt. Eines der Küchenwiesel fungierte als Torwächter.
Graf Takely bildete die Schlagpartei und der Prinz die Wurfpartei.
»Nimm das, Takely«, rief der Prinz und schickte einen Yorker mit großer Wucht übers Spielfeld.
Dem
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