Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
sauberes ersetzt haben. Ihr werdet Heu ausbreiten, Fische ausnehmen, Weidenkörbe für den Transport von Beute flechten. Ihr werdet wie Ameisen arbeiten, bis ihr für euer Verbrechen bezahlt habt. Ihr tut mir Leid.«
Sylber legte das Gesicht in die Pfoten. »O nein«, stöhnte er, »nicht schon wieder.«
»Es hat auch Vorteile, hier zu sein«, sagte der Jäger. »Ihr werdet feststellen, dass alle alten Wunden, die ihr in der wirklichen Welt gehabt haben mögt, verheilt sind.«
Die Gesetzlosen begutachteten sich gegenseitig, da jeder von ihnen schon irgendwann einmal irgendwelche Verletzungen davongetragen hatte. Achsl, Birnoria und Lukas, die in der Schlacht gegen die Baummarder verwundet worden waren, stellten fest, dass sie vollkommen frei von Narben waren. Sylber hielt das jedoch für eine klägliche Entschädigung für eine Versklavung auf unbestimmte Zeit.
Dem Anführer der Wiesel war bewusst, dass die Zeit schnell verstrich. Es war wichtig, dass sie so bald wie möglich zu dem Adlerhorst gelangten. Je länger sich dies verzögerte, desto wahrscheinlicher war es, dass die beiden Hälften der Eierschale von dem kleinen Adler oder seiner Mutter zerbrochen oder beschädigt worden waren. Sie mussten zu dem Nest gelangen, solange die Landkarte noch aus zwei Hälften bestand.
Zwanzigstes Kapitel
Sheriff Trugkopp betrachtete die Landschaft rund um Burg Rägen und erforschte ihre Umrisse in dem Nieselregen. Es war eigentlich erstaunlich, was man alles sehen konnte, wenn man kopfüber an den Hinterbeinen hoch oben an den Zinnen aufgehängt war. Alles wirkte aus der umgekehrten Perspektive völlig anders.
Trugkopp seufzte. Er fragte sich, wann es ihm wohl jemals – wenn denn überhaupt – gelänge, Sylber und seine Truppe auszutricksen. Dieses Mal waren sie im Licht der Morgendämmerung wie durch Geisterhand verschwunden. Natürlich hatte er sie gesucht, doch ihre Spur verlor sich am Rande eines weiten Sees. Der Sheriff war rings um den See herummarschiert, welcher brackig und unheimlich ausgesehen hatte – leblos, könnte man sagen.
Er hatte nach irgendeinem Unterschlupf gesucht, jedoch nichts gefunden. Die gesamte Region war unbesiedelt. Also war er zu Prinz Punktum zurückgekehrt und hatte eine weitere fehlgeschlagene Mission gemeldet.
»Ich lasse dich in Teer kochen«, hatte der weißpelzige Prinz Punktum von seinem Thron aus gebrüllt. »Ich lasse dich knusprig rösten.«
Als der Teer in einem Fass über einem glühend heißen Feuer vor sich hin geblubbert hatte, hatte der Prinz von seinem Vorhaben Abstand genommen. Trugkopp war wieder einmal das Leben geschenkt worden. Er war zu den Zinnen hinaufgeführt und mit Seilen an den Füßen aufgehängt worden. Manchmal hatte er das Gefühl, es wäre vielleicht besser, wenn Prinz Punktum ihn hinrichten ließe, gleich an Ort und Stelle, und ihn von seinem ewigen Elend erlösen würde.
»Zeit zum Aufrichten, Herr«, rief der Hermelinhauptmann der Garde von unten herauf. »Seid Ihr bereit, hochgezogen zu werden?«
»Nur noch ein kleines bisschen«, murmelte er sarkastisch. »Ich genieße den Abend so sehr. Du hast ja keine Ahnung, wie schön die Sonne aussieht, die am Horizont aufsteigt.«
»Meint Ihr nicht ›am Horizont versinkt‹?«
»Ich weiß, was ich sage – du solltest es einmal aus meinem Blickwinkel betrachten.«
Sheriff Trugkopp wurde hochgezogen und losgebunden. Man ließ ihn wissen, der Prinz habe ihm erlaubt, in sein Quartier zurückzukehren. Er schwankte auf unsicheren Beinen die Steinstufen hinunter zu seinem Zimmer unter einem der Türme. Ihm war schwindelig, weil das Blut nun aus seinem Kopf in die Füße schoss.
Als er seine Kammer betrat, traf er Spinfer an, seinen Diener, der auf ihn wartete. »Lass mir ein heißes Bad ein«, befahl er. »Gib etwas von dem angenehmen Salz hinein, das ich aus den Marschen mitgebracht habe.«
»Ja, Herr«, murmelte das Dienerhermelin.
»Oh, meine schmerzenden Beine«, jammerte Trugkopp und taumelte zu einem Stuhl. »Ich habe das Gefühl, als wären meine Gelenke um die eigene Achse gedreht worden.«
Das Dienerhermelin entfernte sich, um den Befehl auszuführen.
Das Zimmer, in dem Sheriff Trugkopp wohnte, war mit wertvollen Möbeln und üppigem Zierrat ausgestattet. Auf einem Sims stand ein silbernes Kreuz mit eingelegten Rubinen, ein silberner Teppich bedeckte den Schimmel an der westlichen Wand, ein geschnitzter Otter aus Jade stand in einer Fensternische, und daneben lag ein goldgefasstes
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