Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
größer und stärker. Wenn irgendjemand den Tod von Rotpelz befohlen hatte, dann war das sehr wahrscheinlich Prinz Punktum gewesen.
Prinz Punktum kam jetzt näher heran, legte die Pfote auf Trugkopps Kopf und drückte ihn geistesabwesend unters Wasser. Trugkopp klammerte sich an die Ränder des Zubers, aber der Prinz entwickelte erstaunliche Kräfte. Allmählich tauchte Trugkopp unter.
»Vielleicht hast du dich schon oft gefragt«, sagte Prinz Punktum auf eine Weise, als ob er nicht ganz bei der Sache wäre, »warum ich niemals ein gekrönter König geworden bin. Vielleicht dachtest du, ich hätte eine Abneigung gegen Krönungen. Nun, mein werter Sheriff, in Wahrheit scheint ein Fluch auf der königlichen Regentschaft meiner Familie zu lasten. Könige wie mein Vater und mein älterer Bruder wachsen anscheinend vor purer Selbstgefälligkeit so hoch hinaus, dass sie irgendwelche Verschwörungen bei den ihnen untergebenen Adeligen übersehen.
Das erscheint mir typisch für das königliche Herrschertum. Man trägt den Kopf so hoch, dass man sich für unverletzbar hält. Könige werden zu entrückt, zu losgelöst vom gewöhnlichen Volk. Deshalb habe ich beschlossen, Prinz zu bleiben, meinen Rittern und den übrigen Adelshermelinen nahe. So rieche ich Verschwörungen, bevor sie wirksam werden können. Aber ich weiß, was du denkst«, sagte der Prinz, als er die aus dem Seifenwasser aufsteigenden Blasen sah. »Du denkst: Kann man denn nicht König sein und trotzdem das Ohr am Boden haben? Du stellst dir das vielleicht so vor, mein lieber Trugkopp, aber allein schon das Wort ›König‹ verleiht einem Prinzen Überheblichkeit und Allüren, die unmöglich zu übergehen sind. Ich ziehe es vor, nicht unter den Einfluss meines eigenen Egos zu geraten und möglicherweise an einer Überdosis Arroganz zu Grunde zu gehen.Also, was wolltest du sagen?«, wisperte der Prinz. »Jemand hat was befohlen?«
Er ließ Trugkopp auftauchen, damit er einen kurzen Atemzug voll Sauerstoff tun konnte, bevor er ihn wieder unter Wasser drückte.
Trugkopp war außerordentlich beunruhigt; er zappelte in der milchigen Brühe herum und seine seifenglitschigen Finger rutschten immer wieder vom Rand des Zubers ab. Er gurgelte mühsam hervor: »Vielleicht hat jemand Magellan befohlen, nicht dort zu sein – aber… aber Magellan hat diesem Befehl nicht gehorcht. Habt Ihr nicht selbst gesagt, er solle nicht gehen, mein Prinz? Ich glaube mich zu erinnern, dass Ihr Euch um Euren Bruder Sorgen gemacht habt… dass Ihr um sein Wohlergehen besorgt war.«
Die Pfote des Prinzen gab ein wenig nach. Er musterte Trugkopp mit zusammengekniffenen Augen, bevor er nachdenklich nickte. »Du kennst mich so gut, Trugkopp«, seufzte er. »Meine Schwäche besteht darin, dass ich zu weichherzig bin, zu sehr um andere besorgt. Weißt du…«, seine Stimme sank zu einem Flüstern herab, »…es ging auch das Gerücht, dass mein Bruder sich selbst hat töten lassen. Ja, ja, das stimmt. Er war unfähig, in jungen Jahren einen Nachfahren zu zeugen, verstehst du. Er war unfruchtbar. Er bildete sich ein, über magische Kräfte der Wiedergeburt zu verfügen, sodass er von den Toten wieder auferstehen würde, dann jedoch mit einwandfreier Zeugungskraft.
Es war gerade Erntedank, als es geschah – eine magische Zeit im Kalender meines Bruders.«
»Das muss die Lösung sein!«, rief Trugkopp, der nach dem einzigen sich bietenden Strohhalm griff, während er in seinem Badezuber zu ertrinken drohte. »Euer Bruder hat seinen eigenen Tod befohlen!«
Prinz Punktum nahm die Pfote von Trugkopps Stirn. »Ja, ja, du hast Recht, Trugkopp. Wie froh ich bin, dich zum Sheriff zu haben. Ich habe dich ausgewählt, weißt du. Du bist für mich wie ein Bruder…«
In Anbetracht der dieser Bemerkung vorausgehenden Unterhaltung war sich Trugkopp nicht sicher, ob er der Bruder eines verrückten Prinzen sein wollte. Brüder von Prinz Punktum neigten dazu, jung zu sterben.
Der Königshermelin mit der teerschwarzen Spitze bewegte sich zunächst zum Fenster, wo er unbeherrscht zitterte, dann huschte er wieder an den Platz vor dem Feuer. »Deine Aufgabe wird darin bestehen, Magellan voll zu entschädigen, sobald er seine Arbeit getan hat. Nachdem Magellan die Bande von Gesetzlosen gefangen und beseitigt hat, musst du ihn loswerden. Wenn wir ihn nicht mehr brauchen, möchte ich, dass du den Fuchs ins Verlies wirfst oder – noch besser – dafür sorgst, dass er auf Nimmerwiedersehen verschwindet,
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