Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
darübergehen. Ich werde Klaue gegen Klaue mit dir kämpfen. Ohnforcht wird sich nicht einmischen.«
»In dieser Hinsicht irrst du dich«, sagte Ohnforcht. »Nichts kann mich davon abhalten, mein Mütchen an ihm zu kühlen.«
»Siehst du?«, rief der Fuchs mit theatralischem Gehabe. »Es ist hoffnungslos, oder? Du hältst dich für den geachteten Anführer einer Gruppe von Wieseln, Sylber, doch sobald es um einen wichtigen Befehl geht, verweigern deine Gesetzlosen dir den Gehorsam! Ich für meine Person fände das ein wenig ärgerlich.«
Dann tat Ohnforcht das, von dem Sylber gehofft hatte, er würde davon Abstand nehmen. Er griff plötzlich zu seinem Gürtel und schoss schnell einen Pfeil auf den Fuchs ab. Unter normalen Umständen war Ohnforcht tödlich zielsicher. Doch weil er auf der wackeligen Brücke stand, die gefährlich im Wind schaukelte, war seine Zielsicherheit etwas eingeschränkt. Der Pfeil traf den Fuchs an der Schulter und blieb dort stecken.
Ein schmerzvoller Ausdruck huschte über Magellans Fuchsgesicht, während er sich den Pfeil aus der Schulter zog. »Das hättest du nicht tun sollen, Wiesel«, sagte er und spannte seinen Bogen erneut. »Ich hätte dich noch ein paar Augenblicke leben lassen, während ich einige Worte mit deinem Anführer wechsele. Jetzt werde ich dich auf der Stelle fertig machen.«
»Mögest du verfaulen, wo du zu Boden fällst«, schnaubte Ohnforcht.
Ohnforcht tastete nach einem zweiten Pfeil, doch seine Pfote kam nicht mehr bis zum Gürtel. Magellan schoss seinen Bogen ab. Der Pfeil mit dem langen Schaft fuhr Ohnforcht in die Brust. Er stieß einen schwachen Seufzer aus und warf Sylber und Miniva einen letzten Blick zu, als ob er sie um Entschuldigung bitten wollte. Dann rutschte das tödlich verwundete Wiesel durch das brüchige Seitennetz der Brücke. Sein Körper stürzte schnell hinunter in die Dunkelheit der Schlucht.
Die Schlucht war so tief, dass sie den Aufprall von Ohnforchts Körper am Grund nicht hörten.
»Ohnforcht!«, rief Miniva fassungslos.
Sylber war bis aufs Mark erschüttert. Magellan hatte Ohnforcht getötet, den fähigsten Krieger der Gruppe. Sein Freund Ohnforcht lag jetzt am Grund der Schlucht, reglos und zerschmettert. Es dauerte eine Weile, bis Sylber seine Gedanken wieder sammeln konnte.
»Oh, Ohnforcht!«, wehklagte Miniva erneut, wobei sie an den Rand des Spalts ging und hinunterspähte.
»Der ist weg, fürchte ich«, höhnte Magellan, wobei er einen weiteren Pfeil in den Bogen legte und diesen spannte. »So, wer kommt als Nächster dran? Kommst du rüber, Sylber?«
Sylber spürte, wie heißer Zorn tief in ihm brodelte. Am liebsten hätte er Magellan gepackt und ihm jeden Knochen im Körper gebrochen. Er wollte den Fuchs für den Mord an seinem Freund teuer bezahlen lassen. Doch eine von Sylbers hervorragenden Eigenschaften war seine Fähigkeit, in Notlagen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Das Überqueren der Brücke würde seinen sicheren Tod bedeuten. Sobald er sich in Reichweite dieser Pfeile befände, würde Magellan auch ihn umbringen. Also blieb er reglos auf dem Fleck stehen, in der Hoffnung, der Fuchs würde schließlich selbst die Überquerung versuchen, obwohl das sehr unwahrscheinlich war in Anbetracht des Zustands der Brücke.
»Was ist los, Sylber? Hast wohl Angst, was?«, rief der schlanke Fuchs fröhlich. »Fürchtest du dich vor einem kleinen Absturz? Ich würde dich über die Brücke kommen lassen. Willst du einen fairen Kampf? Also gut, ich gebe dir mein Wort. Du hast meinen Eid, dass ich dich über die Brücke kommen lasse, damit du dich mir stellen kannst. Oder lag dir in Wirklichkeit an dem Wesen namens Ohnforcht gar nichts? Vielleicht bist du einer von diesen Anführern, die meinen, ihr Gefolge sei es nicht wert, dass man sich ihretwegen Sorgen macht.«
Sylber wusste, dass Magellan versuchte, den Zorn in ihm noch mehr anzufachen. Er wollte den Wieselanführer dazu verlocken, in den eigenen Tod zu rennen. Magellans Versprechungen konnte man nicht trauen. Sobald er Sylber hilflos auf der Brücke hätte, würde er dem Wiesel mit einem einzigen Schnitt den Sturz in die Tiefe bescheren, ohne einen weiteren Gedanken an sein Versprechen zu verschwenden.
Miniva rannte zur Brücke, die Steinschleuder in den Pfoten. »Ich werd’s dir zeigen!«, rief sie mit erstickter Stimme. »Ich werde dafür sorgen, dass du für diese feige Tat zur Rechenschaft gezogen wirst, du Schwein!«
Vierundzwanzigstes Kapitel
Zum Glück
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