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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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würde erst geschehen, nachdem das Alignment gewonnen hatte, und sie lebte in der Gegenwart, in der die Todesopfer frisch und gegenwärtig waren – und von ihr verursacht. Sie waren keine Folgen eines strategischen Zuges mit einem Dutzend Schritten, sondern Todesopfer, die sie persönlich angeordnet, persönlich verursacht hatte. Hier ging es nicht um Nordbrandt, die über Kanäle mit Waffen versorgt wurde, bei denen man stets abstreiten konnte, etwas damit zu tun zu haben. Aldona Anisimovna persönlich hatte den Befehl erteilt.
    Sie würde schon darüber hinwegkommen. Das wusste sie bereits, obwohl sie gern so getan hätte, als wüsste sie es nicht. Sie hätte gern vorgegeben, in ihr gäbe es einen Kern der Unschuld, der sich beim nächsten Mal, wenn so etwas anstand, widersetzen würde. Sie kannte sich jedoch viel zu gut, um sich lange täuschen zu können, und deshalb versuchte sie es gar nicht erst. Sie saß nur in ihrem Sessel an Bord der prächtig eingerichteten, mit Blitzantrieb ausgestatteten »Jacht«, die sie nach New Tuscany gebracht hatte, und ließ die Musik auf sich einströmen.
     
    »Das wird ja immer besser«, sagte Lorcan Verrochio.
    Er saß, die Ellbogen aufgestützt, am Balkontisch und blickte über Pine Mountain. Ein halb geleerter Bierkrug stand vor ihm, daneben die Überreste eines Sandwiches mit Pommes frites und Salat. Hongbo Junyan war soeben angekommen, hatte aber schon zu Abend gegessen und nahm mit einem Glas Eistee Platz.
    »Es ist nun ja nicht so, als käme das besonders überraschend, Lorcan«, sagte er. »Dass so etwas zu einem … geeigneten Zeitpunkt geschieht, ist wesentlicher Bestandteil von allem gewesen, was wir bisher geplant haben.«
    Verrochio bedachte ihn mit einem mittelmäßig finsteren Blick, aber Hongbo hob nur die Schultern. Ein solches Thema auf einen offenen Balkon ohne den Schutz der in Verrochios Büro installierten Lauschabwehrsysteme zu führen, bedeutete womöglich ein moderates Sicherheitsrisiko, aber solange nicht alles völlig schiefging, spielte es keine Rolle. Ging aber alles schief, fand jeder halbwegs kompetente Ermittler in diversen Akten bereits so viel Belastungsmaterial, dass eine Aufzeichnung dieses Gesprächs kein Gewicht mehr hätte.
    Verrochio sah ihn mehrere Sekunden lang missbilligend an, dann schien er sich zu besinnen und griff nach seinem Bier. Er nahm noch einen herzhaften Schluck, stellte den Krug auf den Tisch und musterte Hongbo ein bisschen weniger missgestimmt.
    »Wie viel Wahres ist Ihrer Meinung nach an der Geschichte von dem explodierten Frachter?«, fragte er.
    »Ich glaube davon ungefähr so viel wie Sie«, erwiderte Hongbo mit ernstem Lächeln.
    »Das hatte ich nicht anders erwartet.« Verrochio verzog das Gesicht. »Wissen Sie, als dieser ganze Mist noch irgendwo weit in der Zukunft angesiedelt war, kam mir die Idee viel besser vor.«
    »Was immer aber hier auch geschieht, unsere Hände sind sauber.« Hongbo machte eine Geste mit seinem Teeglas. »Was Byng tut, ist uns aus den Händen genommen, und im Augenblick brauchen wir nur auf Ersuchen zu reagieren, die er macht. Schließlich ist er nun der Mann vor Ort, oder? Und er ist zudem Volladmiral der Schlachtflotte. Wenn ich seine Einstellung zugrunde lege, glaube ich nicht, dass es für Anisimovna sehr schwierig sein wird, ihn so zu manipulieren, dass er tut, was sie wünscht, und die entsprechenden Verstärkungen anfordert. Wir brauchen ihm nur zu geben, was er haben will, und können uns zurücklehnen und dem Untergang der Mantys zusehen.«
    »Also glauben Sie, Anisimovna ist im New-Tuscany-System?«
    »Niemand hat es ausdrücklich gesagt«, räumte Hongbo ein, »aber ich könnte es mir gut vorstellen. Bei Monica hatte sie eindeutig die Finger im Spiel, und wenn ich mir überlegen müsste, wen ich schicke, würde ich wahrscheinlich jemanden aussuchen, der mit dem Talbott-Sternhaufen ausreichend vertraut ist.«
    »Ihr Freund Ottweiler hat dazu nichts gesagt, weder in die eine noch die andere Richtung?«
    »Sie kennen ihn so gut wie ich, Lorcan«, erwiderte Hongbo milde, wenn auch nicht ganz aufrichtig. »Und wie bereits gesagt, niemand hat ausdrücklich bestätigt, dass Anisimovna die Koordination vor Ort übernimmt. Ich wäre aber überrascht, wenn sie nicht die Leitung hätte. Es wäre allerdings auch möglich, dass Bardasano geschickt wurde.«
    »Und ist das nicht ein hübsches Pärchen«, murmelte Verrochio und rang sich ein Lächeln ab, das allerdings ziemlich schief

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