Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
brauchten nur zu wissen, dass er von einem Zeitraum sprach, der etwa siebzig T-Tage in der Zukunft lag.
»Wie lange dauert es, bis sie frontbereit sind?« Grantville konnte nicht so lange Bruder eines der rangältesten Offiziere der Royal Manticoran Navy sein, ohne dabei einige harte Realitäten aufzuschnappen.
»Das ist schon schwieriger zu sagen«, gab Caparelli zu. »Die Andys und die Graysons sollten ihre Besatzungen eingearbeitet haben, bis sie hier sind, daher brauchen wir uns um sie keine Gedanken zu machen. Und die meisten Neubauten verlassen die Werften Ende Januar, und es bleiben mindestens zwo Wochen zum Einarbeiten, ehe die Andys und Graysons auftauchen. Ich müsste aber lügen, wenn ich behaupten sollte, dass es nicht länger dauern wird, unsere Leute frontklar zu bekommen, als uns recht wäre. Wir haben einen wirklich üblen Schlag einstecken müssen, als die Haveniten die Homefleet und die Dritte Flotte zusammengeschossen haben. Für fast alle Neubauten hatten wir bereits Kader zugeteilt, und für die sechzig oder siebzig Schiffe, die der Fertigstellung am nächsten waren, hatten wir bereits mehr oder minder komplette Besatzungen bereitstehen. Diese Schiffe sind mittlerweile alle von der Werft, und die Besatzungen arbeiten sich bei Trevors Stern ein. Leider haben viele von ihnen die gleichen Anfangsprobleme, wie wir sie auch bei den leichteren Einheiten beobachten. Wir haben sie in Rekordzeit gefertigt, aber dabei hat es leider mehr Fehler gegeben, als uns lieb ist. Dennoch ist keines der Probleme, die wir bisher gefunden haben, schwerwiegend, und ich gehe davon aus, dass die meisten dieser Schiffe innerhalb von dreißig T-Tagen ab heute frontbereit sind; sagen wir Mitte Januar.
Danach wird es schwieriger. Wir hatten damit gerechnet, sehr viel Personal, das wir brauchen werden, von den veralteten Wallschiffen der Homefleet abziehen zu können. Diese Möglichkeit steht uns jetzt natürlich nicht mehr offen.«
Er biss kurz und unwillkürlich die Zähne zusammen, als er sich an den Blutzoll in der Schlacht von Manticore erinnerte. Dann blähten sich kurz seine Nasenflügel, und er fuhr fort:
»Wie gesagt, das geht jetzt nicht mehr, aber dennoch haben Lucien und BuPers es geschafft, die meisten Crewmitglieder zu beschaffen, die wir brauchen. Vielen von ihnen fehlt Ausbildung und Erfahrung, und das trifft uns am härtesten bei Offizieren und höheren Unteroffizieren. Wir werden sehr viele Unteroffiziere bevorzugt befördern, um die Lücken zu schließen, und wir planen, die jetzige Abschlussklasse der Akademie sechs Monate früher zu graduieren und die Midshipmen direkt zur Flotte zu schicken, ohne dass sie ihre traditionelle Kadettenfahrt absolviert haben. Die nächste Klasse werden wir wahrscheinlich in gleicher Weise beschleunigen, und wir müssen das LAC-Programm zurückschrauben, weil wir die Offiziere, die normalerweise das Kommando über ein LAC bekommen hätten, woanders dringender brauchen. Aus dem gleichen Grund machen wir Offiziersschnellkurse – wir bauen das Programm aus, das wir schon immer außerhalb der Akademie für ›Mustangs‹ unterhalten. Daraus erwarten wir eine wesentliche Zunahme, auch wenn es uns noch mehr höhere Unteroffiziere kostet, denen wir nahelegen, sie sollen lieber Offiziere werden. In zwo Jahren dürften wir diesen Engpass aber überwunden haben. Hinzu kommt, dass wir viele Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere aus dem Talbott-Quadranten bekommen werden, sobald die Leute dort die entsprechenden Förderkurse durchlaufen haben. Das dauert aber noch, und bis dahin wird wohl jeder Skipper, dessen Schiff das Pech hat, für längere Zeit in die Werft zu müssen oder überholt zu werden, erleben müssen, wie Luciens Geier ihn bis aufs Gerippe sauberpicken.
Indem Lucien Raubbau betreibt, kann er tatsächlich die meisten Planstellen auf den neuen Schiffen füllen, sowie sie von Stapel laufen. Offen gestanden weiß ich nicht, wie er das schafft, und ich will es auch gar nicht wissen. Ich weiß auch nicht, wie lange das noch so gehen kann, auch wenn der erste Schwung der Massenmobilmachung von Reservisten aus der Handelsflotte unsere Personalnot wenigstens in den nächsten beiden Monaten ein wenig lindern sollte. Aber selbst das hat seine Kehrseite. Die Leute müssen erstens durch die Auffrischungskurse, vor allem, damit sie mit dem neuen Gerät vertraut gemacht werden. Und zwotens braucht auch die Handelsflotte Leute, und wir wiederum brauchen die Handelsflotte, damit
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