Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
Manticore in die Kommunikation und den Handel der Liga einband, und es gefiel ihr ganz und gar nicht.
In diesem Fall allerdings waren sie sich alle nur zu bewusst, wie lange es dauerte, bis eine Nachricht von den Vertretern der Liga in der Nähe des Talbott-Sektors sie erreichen würde. Daher standen ihnen augenblicklich keine anderen Informationen zur Verfügung als der Inhalt der manticoranischen Note und die Sensordaten, die Manticore ihnen übermittelt hatte.
»Und wie viel Glauben willst du in das setzen, was die Mantys zu sagen haben?«, verlangte Quartermain mürrisch zu erfahren, als hätte sie Kolokoltsovs Gedanken mitgelesen.
»Wir wollen nicht allzu paranoid sein, Omosupe«, erwiderte Abruzzi trocken. Sie funkelte ihn an, und er zuckte die Achseln. »Ich sage keineswegs, dass ich ihnen nicht zutrauen würde, die Informationen zu … trimmen, sagen wir mal. Aber die Mantys sind auch keine Idioten, das wisst ihr alle. Irre sind sie vielleicht, ja sogar ganz bestimmt, wenn sie ernst meinen, was in dieser Note steht, aber dumm sind sie keineswegs. Früher oder später bekommen wir Byngs Version der Daten. Das wissen wir, und die Mantys wissen es auch. Glaubt ihr wirklich, sie würden uns gefälschte Daten übergeben, obwohl sie wissen, dass wir sie irgendwann mit unseren eigenen Quellen vergleichen werden?«
»Aber sicher würden sie das!«, erwiderte Quartermain. Ihr dunkles Gesicht war in intensiver Abneigung verzerrt. »Hölle, eigentlich bräuchte ich dir das nicht zu sagen, Malachai! Du weißt besser als irgendjemand sonst, wie sehr die erfolgreiche Manipulation einer politischen Lage davon abhängt, wie man die Informationen in der Öffentlichkeit darstellt.«
»Ja, das weiß ich«, stimmte er zu. Durch seine Stellung war er der Chefpropagandist der Liga, und er hatte im Laufe seiner Karriere schon manche Information manipuliert. »Aber die Mantys wissen es auch, oder möchtest du andeuten, sie hätten sich hier auf Alterde keine sehr effiziente PR-Position geschaffen? Und von den Kontakten, die sie auf Beowulf pflegen, will ich gar nicht anfangen!«
»Na und?«, fragte Quartermain.
»Sie sind nicht so dumm, uns Informationen zu übermitteln, die beweisbar gefälscht sind«, antwortete er betont geduldig. »Selektiv Daten auszuwählen ist einfach genug, besonders für eine PR-Kampagne, und ich bin sicher, das wissen auch die Mantys. Nach allem, was Innokentiy sagt, scheinen sie uns die vollständigen Sensordaten übermittelt zu haben, von Anfang bis Ende, und das komplette Log von Byngs Signalen an die Mantys nach ihrer Ankunft im New-Tuscany-System. Das hätten sie nicht getan, wenn ihnen nicht klar gewesen wäre, dass die Sensorprotokolle und Signallogbücher unserer eigenen Leute letzten Endes die gleichen Informationen enthalten. Nicht wenn irgendeine Möglichkeit besteht, dass die Informationen an die Medien durchsickern.«
»Wahrscheinlich nicht«, sagte MacArtney. »Andererseits ist es gerade das, was mich am meisten stört, Malachai.«
»Was denn?«, fragte Abruzzi stirnrunzelnd.
»Die Tatsache, dass sie es noch nicht an die Medien weitergeben haben«, erklärte MacArtney. »Aus ihrer Note geht eindeutig hervor, dass sie unglaublich wütend sind, und offen gesagt, wenn die Daten stimmen, dann wäre ich es an ihrer Stelle auch. Warum sich also nicht gleich an die Medien wenden und versuchen, den Druck auf uns zu erhöhen?«
»Eigentlich«, sagte Kolokoltsov, »halte ich den Umstand, dass sie es unterlassen haben, für den einen kleinen Hoffnungsschimmer in diesem verdammten Schlamassel. Ganz gleich, wie zornig ihre Note klingt, sie geben sich offenbar alle Mühe, damit die Situation nicht weiter eskaliert.«
»Da hast du wahrscheinlich recht«, sagte Abruzzi. »Natürlich bleibt die Frage, warum sie daran ein Interesse haben sollten.«
Quartermain schnaubte. »Ha! Das ist doch wohl ganz einfach, Malachai. Sie werfen einem Admiral der SLN vor, drei ihrer Schiffe vernichtet zu haben, und verlangen Erklärungen, Konsequenzen und – zumindest angedeutet – Reparationen. Damit wollen sie ganz bestimmt nicht an die Öffentlichkeit gehen!«
»Für jemanden, der nicht ›an die Öffentlichkeit‹ gehen will, scheinen die Mantys aber allzu gern bereit zu sein, Druck zu machen«, entgegnete MacArtney. »Oder hast du überlesen, dass sie einen eigenen Admiral nach New Tuscany schicken?«
»Nein, das ist mir nicht entgangen, Nathan.« Quartermain und MacArtney hatten sich selbst in guten
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