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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Abstand zu gewinnen und die gegenwärtige Situation so unleidenschaftlich abzuwägen, wie er konnte.
    Keine der vier Personen in Quartermains Büro hatte sich im ganzen Leben je einer Wahl gestellt. Dennoch bildeten sie die wahre Regierung der Solaren Liga, und sie wussten es. Kolokoltsov war der Permanente Leitende Staatssekretär für Äußere Angelegenheiten. MacArtney war Permanenter Leitender Staatssekretär für Inneres, Quartermain Permanente Leitende Staatssekretärin für Handel und Abruzzi Permanenter Leitender Staatssekretär für Bildung und Information. Das einzige fehlende Mitglied des Quintetts, das die ausgeuferte Bürokratie der Solaren Liga beherrschte, war Agata Wodoslawski, die Permanente Leitende Staatssekretärin für Finanzen, die sich im Augenblick nicht im Sonnensystem befand, weil sie die Liga bei einer Konferenz auf Beowulf vertrat. Ohne Zweifel hätte sie, wäre sie anwesend gewesen, ihren eigenen Abscheu genauso vehement geäußert wie ihre Kollegen. Ebenso stand außer Frage, dass sie mehr als nur ein wenig verärgert sein würde, diese Konferenz verpasst zu haben, überlegte Kolokoltsov.
    Leider hätte sie sich nun mit dem abzufinden, was ihre vier Kollegen in ihrer Abwesenheit entschieden. Und sie würden etwas entscheiden müssen, dachte er unwillig. Das brachte ihr Posten mit sich, denn sie fünf waren es, die die Solare Liga führten – was jeder, der echten Einblick besaß, keinen Augenblick lang in Zweifel zog, egal, was der überwiegende Teil der solarischen Wählerschaft sich auch vormachte. Politiker kamen und gingen, wechselten in einem ständig sich verändernden Schattenspiel, dessen einzige Funktion darin bestand, dem Wähler vorzugaukeln, sein Einfluss auf die Politik der Liga bewege sich nicht irgendwo zwischen Minimal und Nichtexistent.
    Es gab Augenblicke, auch wenn sie außerordentlich selten waren, an denen Kolokoltsov diesen Umstand bedauerte – oder wenigstens beinahe. Jede Veränderung hätte sich außerordentlich ungünstig auf den Lebensstil ausgewirkt, an den er sich gewöhnt hatte, und die Folgen für seinen persönlichen Wohlstand und den seiner Familie wären ernst gewesen. Dennoch, er hätte es als angenehm empfunden, Teil einer Herrschaftsstruktur zu sein, die direkt und offen Autorität ausübte, statt sich in den Schatten herumzudrücken. Auch wenn es in diesen Schatten außerordentlich luxuriös und lukrativ zuging.
    »Also gut«, begann er und hob die Schultern zu etwas, das nicht ganz ein Achselzucken wurde. »Wir sind uns einig, sie sind alle Idioten. Die Frage lautet nun: Was unternehmen wir?«
    »Sollten wir nicht Rajampet – oder wenigstens Kingsford – hinzuziehen?«, fragte MacArtney.
    »Rajampet ist nicht verfügbar«, erwiderte Kolokoltsov. »Oder wenigstens nicht für ein persönliches Gespräch. Möchtest du gern mit irgendjemandem elektronisch über dieses Thema sprechen, Nathan?«
    »Nein«, sagte MacArtney nach kurzem Nachdenken. »Nein, das glaube ich nicht, Innokentiy.«
    »Dachte ich’s mir doch.« Kolokoltsov lächelte matt. »Wir könnten wahrscheinlich Kingsford hinzuziehen, wenn wir es wirklich wollten. In Anbetracht der Tatsache, wie dick diese ›Ersten Familien der Schlachtflotte‹ miteinander sind, ist er aber kaum das, was man einen Experten ohne Eigeninteresse nennen würde, richtig? Im Übrigen, glaubst du im Ernst, er könnte uns in diesem Moment etwas sagen, das wir nicht schon von den verdammten Mantys wissen?«
    MacArtney verzog begreifend das Gesicht. Das Gleiche galt für die anderen, auch wenn Quartermains mürrische Miene ausgeprägter war als bei allen anderen. Sie hatte zwanzig T-Jahre für Kalokainos Shipping gearbeitet, ehe sie in die Reihen der föderalen Bürokratie eintrat. Die anderen kannten schon ihr ganzes Berufsleben lang nur den oft arthritischen Fluss der Informationen über interstellare Distanzen, und alle besaßen sie viel zu viel Erfahrung mit dem Warten darauf, dass Berichte im Schneckentempo den langen Weg zum Hauptplaneten der Liga zurücklegten. Doch Quartermain stieß sich immer daran, und diesmal besonders. Ihre früheren Erfahrungen im Privatsektor – ganz zu schweigen von ihren derzeitigen Pflichten in der Verwaltung – hatten sie allzu oft in Reibungskontakt mit der Dominanz des Sternenkönigreichs von Manticore im Wurmlochnetz gebracht, über das sich sowohl Daten als auch Waren in der Galaxis verbreiteten. Mehr als die anderen wusste sie aus eigener Erfahrung, wie diese Dominanz

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