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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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natürlich als erbärmlich taktlos, wenn ein Außenminister den Umschlag aufriss und die Schriftstücke in Gegenwart des Botschafters las), warum also waren sie dann so verdammt unverzichtbar?
    Diese Frage hatte sich Carmichael während seines halben T-Jahrhunderts im diplomatischen Korps Manticores mehr als einmal gestellt. Und diese Frage war in den sieben T-Monaten seit der Ermordung Admiral James Websters, durch die er, Carmichael, manticoranischer Botschafter in der Solaren Liga wurde, immer wichtiger geworden. Nach der Schlacht von Monica war diplomatische Korrespondenz (wenngleich auch meist auf untergeordneter Ebene) mehr als häufig ausgetauscht worden. Gesteigert hatte sich die Anzahl der Noten vor allem, nachdem die Verstrickung Manpowers und Technodynes im Talbott-Quadranten von Manticore ans Licht gebracht worden war. Ohne Zweifel rechnete Roelas y Valiente mit mehr vom Gleichen, und trotz seiner freundlich aufmerksamen Miene konnte er sich nicht darauf freuen, es zu erhalten. Dennoch wünschte Carmichael inbrünstig, er hätte dem Außenminister nur »mehr vom Gleichen« zu überbringen. Doch leider …
    »Ich fürchte, ich suche Sie in einer sehr schwerwiegenden Angelegenheit auf, Minister«, sagte er in weit förmlicheren Ton als zuvor. »Es hat einen Vorfall – einen außerordentlich ernsten Vorfall – zwischen den bewaffneten Streitkräften Ihrer Majestät und der Solarian League Navy gegeben.«
    Roelas y Valientes höfliche Miene wandelte sich beinahe augenblicklich zu einer undurchdringlichen Maske, aber nicht schnell genug, als dass jemand mit Carmichaels Erfahrung den Schrecken – und das Erstaunen – übersehen hätte, die vorher in seinen Augen aufflackerten.
    »Hierin«, fuhr Carmichael fort und wies auf den Chipordner, »befinden sich vollständige Sensoraufzeichnungen des Geschehens. Auf Anweisung von Außenminister Langtry habe ich sie persönlich durchgesehen, unterstützt von Captain Deangelo, meinem Flottenattaché. Obwohl ich in solchen Dingen erheblich weniger versiert bin, als Admiral Webster es war – oder Captain Deangelo es ist –, glaube ich doch, dass sie eindeutig die Vorgeschichte, die Reihenfolge der Ereignisse und ihre Folgen dokumentieren.«
    Er schwieg kurz, damit wirken konnte, was er gesagt hatte, dann atmete er tief ein.
    »Minister«, sagte er langsam, »ich fürchte, wir stehen vor der sehr realen Möglichkeit einer direkten militärischen Konfrontation zwischen der Solaren Liga und dem Sternenimperium von Manticore. Tatsächlich wäre es wohl präziser zu sagen, dass es eine solche bereits gegeben hat.«
    Trotz Roelas y Valientes deutlichem Bemühen zuckte es in seinem Gesicht. Davon abgesehen hätte jedoch eine Marmorstatue auf seinem Stuhl sitzen können.
    »Vor annähernd einem Monat, am 21. Oktober«, fuhr Carmichael fort, »wurden im Planetensystem New Tuscany drei manticoranische Zerstörer …«
     
    »Jesus Christus«, murmelte Innokentiy Arsenovich Kolokoltsov und unterdrückte den Drang, sein Exemplar der manticoranischen Note in der Faust zusammenzuknüllen. »Was hat sich dieser gottverdammte Idiot dabei gedacht?«
    »Welchen gottverdammten Idioten meinst du genau?«, fragte Nathan MacArtney trocken. »Byng? Premierminister Vezien? Diesen manticoranischen Büffel … wie hieß er gleich … Chatterjee oder so ähnlich? Oder einen der diversen anderen manticoranischen Idioten, die daran beteiligt sind, uns so etwas vor die Füße zu werfen?«
    »Alle – jeder einzelne!«, fauchte Kolokoltsov. Er sah die Note noch einige Sekunden lang wütend an, dann warf er sie wütend – und verächtlich – dem dritten Mitglied ihrer kleinen Gruppe auf den Schreibtisch.
    »Ich gebe zu, dass sich keiner davon gerade mit Ruhm bekleckert hat«, stellte Omosupe Quartermain fest, verzog das Gesicht und nahm die hingeworfene Note mit spitzen Fingern auf, als hätte Kolokoltsov ihr ein kleines, mehrere Tage totes Nagetier mitten auf die Schreibtischunterlage geworfen. »Trotzdem hätte ich nie geglaubt, dass selbst Mantys so dumm sein könnten, uns damit zu kommen!«
    »Und wieso nicht?«, verlangte Malachai Abruzzi mit noch angeekelterem Gesicht zu erfahren. »Seit Jahren werden sie immer frecher – seit sie deinen Leuten dieses unsägliche ›Technologie-Embargo‹ gegen Haven abgepresst haben, Omosupe.«
    Quartermain bedachte ihn mit einem leicht sengenden Blick, aber seine Analyse stritt sie nicht ab. Keiner von ihnen tat es, und Kolokoltsov zwang sich, innerlich

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