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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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realistisch. Byng ist ganz offensichtlich ein Idiot, einverstanden? Unter uns sollten wir doch ehrlich bleiben. Wer auf ein Kampfschiff schießt, das im Orbit sitzt und nicht mal den Impellerkeil hochgefahren hat, der muss ein Geisteskranker sein. Wenn unser lieber Freund Admiral Kingsford hier wäre, würde er das Ganze natürlich als vollkommen vernünftige Reaktion wegerklären können, denn auf keinen Fall kann es ja die Schuld seiner Freunde und Verwandten in der Schlachtflotte gewesen sein, nicht wahr?«
    Er rollte ausdrucksvoll mit den Augen. Malachai Abruzzi gehörte nicht zu den großen Bewunderern der Navy.
    »Aber im Gegensatz zu Kingsford oder Rajampet haben wir nicht das Handicap, Byngs Maßnahmen verteidigen zu müssen, weshalb also geben wir ganz unter uns nicht zu, dass er überreagiert und einen Haufen Mantys getötet hat, die er nicht zu töten brauchte?«
    Er sah den anderen einen Augenblick lang ins Gesicht und zuckte die Achseln.
    »Gut, die Mantys sind also stocksauer. Tja, das ist auch wenig verwunderlich. Aber ganz gleich, wie sauer sie sind, sie werden auf keinen Fall das Feuer auf einen solarischen Kampfverband eröffnen, der ihnen, wie Omosupe gerade unterstrichen hat, zwei zu eins überlegen ist. Im Grunde bluffen sie also. Oder, anders gesagt, sie posieren. Sie sind vielleicht bereit zu verlangen, dass Byng ›stillhält‹ und eine manticoranische Untersuchung über sich ergehen lässt, aber sie wissen genau, dass sie so etwas nicht einmal entfernt bekommen werden. Eigentlich hoffen sie darauf, dass Byng sie lästig findet, sich aus dem New-Tuscany-System zurückzieht und die Mantys behaupten lässt, sie hätten ihn ›verjagt‹ wegen seiner Arroganz.«
    »Und aus welchem Grund sollten sie das tun, Malachai?«, erkundigte sich MacArtney.
    »Für die innenpolitische Wirkung bleibt ihnen gar nichts anderes übrig.« Abruzzi zog wieder die Achseln hoch. »Glaubt mir, ich weiß, wie so was funktioniert. Sie haben drei vernichtete Zerstörer, sie führen seit über zwanzig T-Jahren Krieg, und sie haben gerade mit dem Angriff der Haveniten auf ihr Sonnensystem einen Riesentritt in den Hintern bekommen. Sie wissen so gut wie wir, dass sie es auch dann nicht mit der Liga aufnehmen könnten, wenn sie in dieser ›Schlacht von Manticore‹ keine Verluste erlitten hätten. Sie wissen aber auch, dass die Kampfmoral der Bevölkerung gerade einen Kopfschuss bekommen hat … und dass der Verlust von drei Zerstörern – besonders wenn es wie ein Eröffnungsschritt aussieht, mit dem sich die Liga zu ihren Feinden gesellt – da nur einen weiteren Volltreffer bedeutet. Wenn sie uns hier in Chicago und Byng im New-Tuscany-System diese unglaublich unrealistischen Forderungen vorlegen, dann wollen sie nur ihren eigenen Medien zeigen, dass sie Eier aus Panzerstahl haben. Und dann, nachdem Byng sie mehr oder minder ignoriert hat und zu einem selbst gewählten Zeitpunkt nach Meyers zurückgekehrt ist, posaunen sie heraus, die großen bösen Sollys hätten vor ihnen gekniffen. Sie behaupten ihrer eigenen Bevölkerung gegenüber, die Liga hätte nachgegeben, und Königin Elisabeth hätte sich großmütig für Mäßigung entschieden und mit einer diplomatischen Lösung der ganzen Affäre begnügt.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Um ehrlich zu sein, ist den Mantys fast mit Sicherheit klar, dass ihr wirtschaftlicher Einfluss uns ein Entschädigungsangebot abringen wird – wir bezahlen sie aus der Portokasse, damit sie wieder weggehen und uns in Ruhe lassen. Schließlich sind wir darauf angewiesen, unseren Frachtverkehr über ihren Wurmlochknoten abzuwickeln. Unterm Strich schadet es uns kein bisschen, Entschädigung anzubieten, solange wir nur deutlich machen, dass sie vollkommen freiwillig ist und wir ihnen jedes Recht absprechen, von uns Reparationen zu verlangen. Sie erhalten eine Einigung, die sie ihrer Öffentlichkeit vor die Nase halten können und die beweist, wie resolut sie sind, und wir schaffen keine echten diplomatischen oder militärischen Präzedenzen, die uns später vielleicht auf die Füße fallen.«
    Kolokoltsov musterte ihn, die Stirn nachdenklich gerunzelt. Durchaus möglich, dass Abruzzi auf der richtigen Fährte war, überlegte er. Ihm selbst war diese spezielle Erklärung für das Vorgehen Manticores nicht in den Sinn gekommen. Jedenfalls nicht sofort. Doch logisch betrachtet bestand, besonders nach dem Schlag, den Haven vor vier Monaten Manticore versetzt hatte, absolut keine Chance, dass das

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