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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sein schienen, graysonitische Titel ganz ernst zu nehmen. Abigail hatte schon ganz zu Anfang entschieden, dass sie nicht dulden konnte, wenn Manticoraner und Graysons ihr unterschiedlich antworteten. Sie hatte bereits erlebt, wie der innere Zusammenhalt an Bord eines Kampfschiffes litt, wenn man Grüppchenbildung zuließ. Ihre Abteilung würde aus Leuten bestehen, die alle zur gleichen Schiffsbesatzung gehörten, ohne dass eine innere Unterteilung in »wir« und »die« bestand. Gleichzeitig wollte sie Pettigrew nicht zusammenstauchen. Zum einen hatte er nichts getan, was einen Anpfiff rechtfertigte. Zum anderen hätte eine Standpauke wegen seiner Anrede nur Aufmerksamkeit auf die Trennungslinie gelenkt, die sie zum Verschwinden bringen wollte.
    »Gut«, sagte sie stattdessen, ohne dass ihr ruhiger Ton ihre Gedanken offenbarte. Sie wandte sich Lenkwaffentechnikerin Erster Klasse Naomi Kaneshiro und dem nächsten Punkt ihrer kritischen Bewertung der Übung zu, die Lieutenant Junior-Grade Gladys Molyneux, rangniedrigster Taktischer Offizier an Bord der Tristram, unter Abigails Aufsicht durchgeführt hatte. »Kaneshiro, als Bogey-Zwo aus dem Geleitflügel ausscherte und Lieutenant Molyneux ihn zum Hauptziel der Tristram erklärte, hat Ihre Sektion ihn ein wenig langsam bestrichen.«
    Trotz ihres Dienstgrades und beinahe durchgehend »ausgezeichneten« und »herausragenden« Bewertungen von ihren Ausbildern war Kaneshiro sehr jung, noch jünger als Helen Zilwicki. Sie hatte frisch die Schulung hinter sich, nach der sie die Prüfung für ihren Rang Erster Klasse abgelegt hatte, keine drei Wochen, ehe sie sich an Bord der Tristram zumDienst meldete. Sie hatte die Last, den gleichen Vornamen zu haben wie ihre Kommandantin (wofür sie, wie Abigail wusste, in der ersten Woche gnadenlos aufgezogen worden war) mit Gleichmut getragen, doch für Abigail war offensichtlich, dass Kaneshiro eine Frau war, die es als Affront betrachtete, wenn man sie auf einen Fehler aufmerksam machte, und nicht als Herausforderung, sich zu verbessern. Nun beobachtete sie die Raketentechnikerin, die sich sichtlich bezwang, keinen Widerspruch gegen Abigails Kritik einzulegen. Abigail wartete kurz ab, ob die Lenkwaffentechnikerin sich von ihrem offensichtlichen Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, tatsächlich zu einer Auflehnung gegen einen Ressortoffizier hinreißen ließ, doch Kaneshiro hielt sich mit offenkundiger Anstrengung zurück.
    »Mir ist klar, dass Sie einen Computerfehler hatten«, fuhr Abigail ruhig fort, als Kaneshiro schwieg. »Der Fehler ist vielleicht sogar einer der Gründe, weshalb ich die Verzögerung so deutlich wahrgenommen habe. Ich wusste, dass der Fehler in die Simulation programmiert war, und ich wollte sehen, wie gut wir mit so etwas zurechtkommen. Sie haben schnell und richtig reagiert, als Sie feststellten, dass wir das Ziel manuell bestreichen mussten, aber diese Feststellung hat länger gedauert als nötig. Länger, als wir in einer echten Gefechtssituation vielleicht Zeit haben. Sie müssen besser auf die Möglichkeit von Geräteversagern vorbereitet sein. Das müssen wir alle. Es ist einer der Punkte, die in dieser Simulation herausgearbeitet werden sollten. Und wir tun es, weil wir aus unseren Fehlern mehr lernen als aus unseren Erfolgen. Nur unter uns gesagt, mir ist es lieber, wenn dieser Lernprozess während einer Simulation stattfindet und nicht erst, wenn die Raketen wirklich fliegen.«
    »Jawohl, Ma’am.« Kaneshiro brachte die Bestätigung ein wenig steif hervor, aber ohne den Unterton persönlichen Grolls, den Abigail anfänglich bemerkt hatte.
    »Gut.« Abigail hakte den Punkt auf ihrem Memopad ab und wandte sich dem Nächsten zu. »Kommen wir zu einer eher allgemeinen Beobachtung. Mir ist klar, dass wir noch nicht lange zusammen dienen, aber dabei, unsere Abteilung auf eine Linie zu bringen, stehen wir noch weiter am Anfang, als wir sollten. Leider sind die Tage zwischen hier und Spindle die einzigen, die wir bekommen, ehe wir irgendwo im Quadranten eingesetzt werden. Damit bleibt uns nicht viel Zeit, um ein eingespieltes Team zu werden. Ich habe mit Captain Kaplan darüber gesprochen, und sie hat es mit Commodore Chatterjee beredet. Das Ergebnis ist, dass wir einen kleinen Wettkampf austragen.«
    Sie lächelte knapp, als etwas durch den Simulator zog, bei dem es sich um Bestürzung oder sogar um Furcht handeln mochte.
    »Übermorgen«, fuhr sie fort, »beginnen wir einen flottillenweiten

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