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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ihn anspreche!
    Aus irgendeinem Grund war ihr, als sie sich die Scherereien ausmalte, die an dem Tag auf sie warteten, an dem sie in die Navy ihrer Geburtswelt zurückkehrte, dieses besondere Hindernis nicht eingefallen. Sie hatte sich zu sehr auf Graysons altes Verbot des Militärdienstes von Frauen konzentriert, sich zu große Sorgen gemacht, ob die männlichen Graysons bereit wären, eine weibliche Grayson als befehlsgebende Stimme zu akzeptieren, nachdem sie sich schon an weibliche manticoranische Kommandostimmen hatten gewöhnen müssen, an Gutsherrin Harrington und andere »Leihgaben« von der RMN. Sie hatte sich gegen Untergebene gewappnet, die nicht glauben könnten, dass ein anständiges Mädchen von Grayson ein »richtiger« Offizier sein könnte, aber sie hatte nie daran gedacht, wie die traditionalistischeren männlichen Graysons aufgrund der beinahe schon genetisch verwurzelten sozialen und religiösen Programmierung ihrer Herkunftsgesellschaft reagieren würden.
    Pettigrew entstammte einem sehr traditionsbewussten graysonitischen Elternhaus. Er vermochte seine Ehrerbietung für die Tochter eines Gutsherrn schlichtweg nicht zu unterdrücken, und daraus konnte für Abigail ein ernsthaftes Problem entstehen, denn von allen Ressortoffizieren der Tristram besaß sie das geringste Rangdienstalter. Sie stach bereits dadurch hervor, dass sie das einzige Besatzungsmitglied mit einem persönlichen Leibwächter war – den das Gesetz Graysons ihr vorschrieb. Mateo Gutierrez, ihr hoch aufragender persönlicher Waffenträger, hatte sich in die kleine Besatzung der Tristram genauso gut eingefügt wie früher in die Crew der Hexapuma, aber jeder wusste, dass es ihn gab, und Abigail vermutete, dass einige ihrer manticoranischen Offizierskameraden seine Gegenwart als eine Allüre betrachteten, wie man sie von Neobarbaren nicht anders erwartete. Und als Vorzugsbehandlung, die nur dazu führen konnte, dass Abigail sich für wichtiger hielt, als sie war. Schädlich wäre auch gewesen, wenn die anderen Lieutenants an Bord, die, wie gesagt, ausnahmslos ein höheres Rangdienstalter besaßen als sie, zu dem Schluss gelangten, dass die graysonitischen Besatzungsmitglieder Abigail größeren Respekt und Gehorsam entgegenbrachten als irgendeinem anderen Offizier. Dabei passte dieses Verhalten Abigail überhaupt nicht. Zu den Dingen, die ihr bei ihrem Dienst in der Royal Manticoran Navy bislang am meisten gefallen hatten, gehörte, dass sie für die meisten Mantys einfach nur Lieutenant Hearns war. Niemand verschwendete seine Zeit damit, vor ihr zu buckeln oder sie anzublicken wie ein gefallsüchtiger Hundewelpe.
    Am meisten jedoch störte sie an Pettigrew sein offenkundiger Konflikt zwischen militärischer Disziplin und Ausbildung auf der einen und der jedem Grayson in Fleisch und Blut übergegangenen Auffassung auf der anderen Seite, Frauen seien um jeden Preis zu beschützen – und zwar nicht nur vor den physischen Gefahren des Universums. O nein! Sie mussten auch vor allem beschützt werden, was ihre empfindliche Psyche belasten konnte! Diese Vorstellungen hatte Pettigrew mit der Muttermilch eingesogen, und das merkte man.
    Du bist erst seit sechs Tagen an Bord, Abigail, erinnerte sie sich. Vielleicht ist es noch ein bisschen früh, deinen Frustrationsquotienten auf solche Höhen steigen zu lassen, findest du nicht? Außerdem kommen mindestens dreißig Prozent der Besatzungsmitglieder von Grayson.
    »Ich will nicht sagen, Sie hätten insgesamt keine ausgezeichnete Arbeit geleistet, Pettigrew«, sprach sie laut aus. »Ich sage nur, wir müssen daran arbeiten, einen Kontakt schneller zu identifizieren, zumindest nach Klassen.«
    »Jawohl, Mylady. Ich habe verstanden.«
    Abigail biss sich auf die Zunge, damit sie ihn nicht scharf erinnerte – keineswegs zum ersten Mal –, dass sie ihm und allen anderen Graysons in ihrer Abteilung gesagt hatte, dass sie ein Raumoffizier war und als solcher angesprochen zu werden wünschte und nicht als graysonitische Prinzessin.
    Ich muss es ihm noch einmal einschärfen, aber nicht jetzt, dachte sie.
    Der Taktiksimulator war voll bemannt, und nur drei der Insassen außer Abigail waren Graysons. Bislang schienen ihre meisten manticoranischen Untergebenen die Absonderlichkeiten ihrer graysonitischen Kameraden mit Gleichmut hinzunehmen. In dieser Hinsicht war es vermutlich ganz hilfreich, dass Manticore eine eigene Aristokratie besaß, auch wenn selbst heute noch nicht alle Manticoraner bereit zu

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