Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
›Top-Gun‹-Wettbewerb. Commodore Chatterjee und Commander DesMoines werden die Aufgaben erstellen und zuweisen. Die erste Phase wird in einer direkten Konkurrenz zwischen den einzelnen taktischen Abteilungen aller Schiffe der Flottille bestehen, die wir über eine Simulator-Simulator-Direktverbindung austragen. Aber …« – wieder lächelte sie, diesmal spöttisch – »nach der ersten Ausscheidung, sobald das beste Schiff jeder Division feststeht, nehmen wir es in Echtzeit und im echten Raum miteinander auf. Dann hängt es von jeder Abteilung im Schiff ab, Leute, nicht nur von uns, aber alles verlässt sich darauf, dass wir alles richtig machen. Ich möchte zwar nicht, dass sich jemand unter Druck gesetzt fühlt, aber ich sollte darauf hinweisen, dass ich, wenn wir unseren Job schlecht machen und nicht wenigstens das Halbfinale erreichen, unzufrieden sein werde. Und eines können Sie mir glauben: Ihnen würde es nicht besonders gefallen, mich unzufrieden zu erleben.«
»Himmel«, drang Lieutenant Wanda O’Reillys Stimme leise, aber barsch über den Offiziersmessetisch der Tristram, während sie sich zu Lieutenant Vincenzo Fonzarelli vorbeugte. »Wer ist denn auf diese bekloppte Idee gekommen?«
Fonzarelli, Leitender Ingenieur der Tristram, ließ sich Zeit und trank von seinem Bier, während er O’Reilly nachdenklich betrachtete. Wie beim Rest der Besatzung des Zerstörers gab es auch unter den Offizieren Manticoraner und Graysons. Anders als bei der übrigen Besatzung lag das Verhältnis fast genau bei eins zu eins, und O’Reilly gehörte zu den Manticoranern, die damit ein kleines Problem zu haben schienen.
Und mit einer dieser Graysons ganz besonders, würde ich sagen, dachte Fonzarelli. Was für eine Idiotin.
»Tatsächlich«, sagte der Ingenieur milde und setzte den Bierkrug ab, »glaube ich, dass der Skipper auf den Gedanken gekommen ist, eine flottillenweite Ausscheidung anzusetzen. Ich glaube, nur die Idee, die Schiffe gegeneinander antreten zu lassen, stammt von Lieutenant Hearns.«
»Na, das sieht ihr ähnlich!«, schnaubte O’Reilly.
»Und was genau soll das heißen?«, fragte Fonzarelli gleichbleibend milde.
»Na, Sie wissen schon«, erwiderte O’Reilly. Sie schwenkte die Hand und achtete darauf, leise zu reden.
»Nein, weiß ich nicht«, widersprach der Ingenieur.
O’Reilly sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an, dann lächelte sie und zuckte die Achseln. »Oh, irgendwie hat es sicher seinen Sinn. Es hätte nur noch mehr Sinn, wenn wir mehr als nur zwo oder drei T-Wochen Zeit hätten, um unsere Leute einzuweisen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich meine, die Idee ist theoretisch toll. Aber was soll denn dadurch bewiesen werden, jetzt schon? Es kann doch niemand im Ernst glauben, dass diese Flottille genug Zeit hatte, sich ausreichend einzuüben, oder?«
»Wohl kaum. Aber andererseits glaube ich auch nicht, dass ein Haufen Piraten – oder, noch schlimmer, ein Haufen Sollys – sich erst vergewissern wird, ob wir genügend Zeit hatten, uns aneinander zu gewöhnen, ehe er uns angreift.«
»Natürlich nicht.« O’Reilly lief ein wenig rot an. »Ich sage ja, dass ich es für eine gute Idee halte. Aber wir müssen auf niemanden schießen, ehe wir Spindle erreichen, Vincenzo, und bis dahin sind es noch neun Tage. Ich sage nur, dass ich es für besser halten würde, noch ein paar Tage zu warten, vielleicht sogar eine ganze Woche, ehe wir mit so etwas anfangen.«
»Dann sollten Sie das vielleicht dem Skipper gegenüber erwähnen«, erwiderte Fonzarelli.
»Ha! Als ob das was nützen würde!«
»Was wollen Sie damit sagen?« Fonzarellis Stimme klang jetzt merklich schärfer als zuvor, auch wenn er sie nicht über die Lautstärke eines ruhigen Gesprächs hob – noch nicht. O’Reillys Röte vertiefte sich, und sie presste die Lippen fest zusammen, doch der Ingenieur gab ihren Blick nicht frei.
»Ich meine, ich bin Signaloffizier, nicht Taktischer Offizier«, sagte O’Reilly schließlich und schüttelte den Kopf. »Und ich kenne den Skipper noch nicht so lange wie Hearns. Natürlich haben ihre Ideen im Moment mehr Gewicht, als meine es hätten.«
»Ich verstehe.«
Fonzarelli lehnte sich zurück und musterte den Signaloffizier noch nachdenklicher. Dann neigte er den Kopf zur Seite.
»Sie mögen Lieutenant Hearns nicht besonders, was, Wanda?«, fragte er schließlich.
»Was soll man an ihr nicht mögen?«, entgegnete O’Reilly mit einem weiteren Achselzucken. »Ich kenne sie
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