Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
schließlich kaum!«
    »Der Gedanke ist mir auch gerade gekommen«, stimmte Fonzarelli zu. »Aber eine Antwort auf meine Frage war das eigentlich nicht. Deshalb will ich mich ein wenig deutlicher ausdrücken: Was haben Sie für ein Problem mit Hearns, Wanda?«
    Die Stimme des Ingenieurs wurde beim letzten Satz hart, und O’Reilly funkelte ihn an. Zum Leidwesen des Signaloffiziers waren sie zwar beide Lieutenants Senior-Grade, Fonzarelli aber fast ein ganzes T-Jahr rangdienstälter als sie. Angesichts einer konkreten Frage blieb ihr darum nicht viel Raum, um um den heißen Brei herumzulaufen.
    »Ich mag sie nicht«, sagte sie schließlich mit beinahe trotzigem Gesicht. »Ich mag Hearns nicht, und ich glaube nicht, dass sie als Taktischer Offizier wirklich qualifiziert ist.«
    »Verstehe.« Fonzarelli lächelte sie ein wenig gezwungen an. Es war keine sonderlich angenehme Miene. »Mal sehen, ob ich das richtig begreife. Sie kennen sie noch keine Woche, aber Sie wissen schon, dass Sie sie nicht mögen. Auf Grundlage der gleichen langen Bekanntschaft haben Sie entschieden, dass sie auch als Taktischer Offizier des Schiffes nicht qualifiziert ist. Ich erstarre in Ehrfurcht vor der Klarheit und der Schnelligkeit, mit denen Ihr außerordentlicher Intellekt diese sorgsam erwogenen Schlüsse zieht.«
    O’Reilly lief noch dunkler an als vorher. Dank ihres hellen Teints war das schmerzhaft deutlich zu sehen, und das wusste sie. Deswegen ist sie wahrscheinlich nur noch ärgerlicher, vermutete Fonzarelli.
    »Hören Sie«, sagte der Signaloffizier etwas schärfer, »ich habe nie behauptet, Hearns gut zu kennen. Sie haben nach meinem Problem mit ihr gefragt, und ich habe es Ihnen gesagt.«
    »Das stimmt schon«, gab Fonzarelli ihr recht. »Aber Sie haben auch gesagt, dass Sie sie für ihre Position nicht für qualifiziert halten. Das ist eine ziemlich ernste Anschuldigung gegen den Taktischen Offizier eines Schiffes.«
    »Vielleicht. Aber sie wäre nicht die Erste, die durch ihre Familie oder ihre Beziehungen schneller aufsteigt, als ihre Fähigkeiten es rechtfertigen, das wissen Sie selbst. Himmel, Vincenzo! Sagen Sie mir nicht, Sie hätten noch nie mit – oder unter – irgend so einem Idioten gedient, dessen einzige Qualifikation für seine Position sein Cousin war!«
    »Also glauben Sie, Hearns wurde unser Taktischer Offizier, weil sie die Tochter eines Gutsherrn ist?«
    »Na, was soll ich denn glauben? Vor lächerlichen drei T-Jahren war sie noch auf der Akademie, verdammt noch mal! Vor einem Jahr war sie noch J. G. – bis ihr letzter Skipper sie zur diensttuenden S. G. machte. Und als sie aus Talbott nach Hause kamen, bestätigte die Admiralität ihre Ernennung durch Terekhov nachträglich als Beförderung, und drei Tage später geben sie ihr die taktische Abteilung eines Zerstörers der Roland- Klasse!«
    Sie schüttelte den Kopf und sah drein, als wollte sie vor Abscheu aufs Deck spucken.
    »Jetzt mal im Ernst, Vincenzo. Denken Sie wirklich, das alles wäre passiert, wenn sie nicht die Tochter eines Gutsherrn und auf Saganami Island ein Liebling des ›Salamanders‹ wäre?«
    Fonzarelli trank einen Schluck Bier, um ein wenig Zeit zu gewinnen, ehe er antwortete. Er hatte gewusst, dass O’Reilly eine Abneigung gegen Hearns hegte, doch bis zu diesem Augenblick nicht begriffen, wie tief diese ging.
    In gewisser Hinsicht verstand der Ingenieur O’Reilly besser, als er wollte. Wie sie eben gesagt hatte, war Abigail Hearns vor drei Jahren noch Midshipwoman gewesen. Zu dieser Zeit war Vincenzo Fonzarelli ein Lieutenant Junior-Grade kurz vor der Beförderung zum Senior-Grade … und hatte die Akademie bereits vier Jahre hinter sich gehabt. Natürlich war damals jedermanns Karriere durch den Janacek’schen Flottenabbau, der dem havenitischen Unternehmen Donnerkeil so katastrophal den Boden bereitet hatte, empfindlich gebremst worden. Die Bremswirkung war angesichts der Geschwindigkeit, mit der die Beförderungen während des Ersten Havenkrieges erfolgt waren, nur umso auffälliger gewesen. Der Flottenausbau und die Möglichkeit, den Posten Gefallener zu übernehmen, hatte, solange die Kämpfe andauerten, dafür gesorgt, dass jeder schnell vorankam, und die plötzliche Verlangsamung, als die Friedensnavy unter der Regierung High Ridge rasant und drastisch verkleinert wurde, war für alle eine unangenehme Überraschung gewesen.
    O’Reilly hatte Saganami Island sechs T-Monate nach Fonzarelli verlassen, gerade rechtzeitig, um

Weitere Kostenlose Bücher