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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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qualifiziert sein könnte.«
    »Dem Funkeln Ihrer Augen nach nehme ich an, dass weder Sie noch Commander Tallman ein Eingreifen für erforderlich hielten?«
    »Ihre Annahme ist korrekt. Es war vielmehr sehr informativ zu beobachten, welche anderen Mitglieder der Offiziersmesse sich O’Reilly entgegengestellt haben. Mein Leitender Ingenieur war darin überraschend deutlich. Aber eigentlich hat Abigail das Kunststück selbst vollbracht. Das heißt, sie und ihre Leute in der Taktischen Abteilung.«
    »Und wie?«
    »Sie hat es geschafft, indem sie Abigail blieb«, antwortete Kaplan. »In unseren letzten Simulationen hat die Taktik vierhundertachtundneunzig von fünfhundert möglichen Punkten erzielt. Das war der höchste Wert von allen Abteilungen, allerdings war Abigail nur um zwo Punkte besser als die Schiffstechnik. Die Signalabteilung jedoch kam auf nur dreihundertsiebenundneunzig. Ich glaube, Alvin hat Lieutenant O’Reilly zu einem Gespräch unter vier Augen gebeten, in dem er sie darauf hinwies, dass ihre Abteilung die schlechteste Leistung des ganzen Schiffes gezeigt habe, und ihr nahelegte, dass sie mehr Zeit darauf verw enden sollte, ihre Leute auf Trab zu bringen. Und wenn sie Rat benötige, gäbe es mehrere andere Lieutenants, die – der Leistung ihrer eigenen Ressorts zufolge –, ihr vielleicht helfen könnten. Zum Beispiel Lieutenant Hearns.«
    »Na, damit hat er Abigail garantiert zu O’Reillys Busenfreundin gemacht.«
    »Offen gesagt, ich glaube nicht, dass es irgendetwas gibt, was Abigail zu O’Reillys Freundin machen könnte«, entgegnete Kaplan schnippisch. Sie sah Terekhov ungerührt an, und er begriff, dass sie jemand anderem gegenüber niemals solch persönliche Kritik an einem ihrer Offiziere geäußert hätte. Aber er war nicht »jemand anderer«, sondern ihr alter Kommandant, und sie fuhr fort: »O’Reilly erinnert mich wirklich sehr an Freda MacIntyre.«
    Terekhov gelang es, keine Miene zu verziehen, aber Kaplans Beispiel rief ein sehr deutliches Bild vor sein geistiges Auge und die Erinnerung an einen recht verheerenden Leistungsbericht über Lieutenant Junior-Grade MacIntyre aus der Schiffstechnischen Abteilung von HMS Hexapuma, den er unterschrieben hatte. Verfasst hatte den Bericht Ginger Lewis, die bei der Bewertung von Maclntyres Fähigkeiten keineswegs Samthandschuhe angelegt hatte, und er bezweifelte, dass MacIntyre nach diesem Bericht selbst in der von Personalknappheit geplagten RMN noch eine besonders lange Karriere bevorstand.
    Das ist ein Jammer … und trotzdem noch besser als das, was jemand verdient, der seine Untergebenen wie Dreck behandelt, dachte er finster.
    Doch dass Kaplan ausgerechnet MacIntyre zum Vergleich heranzog, sagte ihm eine Menge über O’Reillys Persönlichkeit, ohne dass er ihr je begegnet wäre. Damit war auch erklärt, wieso Kaplan so sicher war, dass die Antipathie zwischen ihr und Abigail Hearns vorprogrammiert war. Abigail war charakterlich nicht in der Lage, weniger als einhundertzehn Prozent zu geben, und die Offiziere, die Terekhov bei sich die »Sechzigprozentigen« nannte, konnten Menschen wie ihr niemals das Engagement vergeben, das sie für jede einzelne ihrer Pflichten aufbrachte.
    Und jeder einzelne Sechzigprozentige denkt, die Leute, die er nicht leiden kann, würden bevorzugt, dachte er. Das liegt wohl in der menschlichen Natur. Niemand möchte zugeben, dass man ihn »übersieht«, weil er ein unfähiger, faularschiger Zeitabsitzer ist. Und jetzt, wo ich es mir recht überlege: Wenn ich so jemand wäre, würde ich es wirklich hassen, an Bord von Naomi Kaplans Schiff zu dienen!
    Der letzte Gedanke schenkte ihm ein ganz besonderes Gefühl von Wärme.
    Verdammt noch mal, ich habe wirklich meine Lieblinge, gestand er sich fröhlich ein. Natürlich versuche ich im Gegensatz zu einigen Personen, die ich nennen könnte, dafür zu sorgen, dass ich nur Leute fördere, die es verdient haben. Und wenn irgendjemand es verdient, dann Abigail, bei Gott! Wenn es ihr gelingt, in den nächsten paar Jahren nicht getötet zu werden, dann wird diese junge Dame eine der Admiräle, von denen man später in den Geschichtsbüchern liest. Und wenn es so weit ist, kann ich mich zurücklehnen, an meinem Brandy schnüffeln und sagen: »Tja, ich kannte sie schon, da war sie nur eine J. G., und ich kann euch sagen …!«
    Der Gedanke machte ihm noch größere Freude, und er griff wieder nach seinem Weinglas.
    »Nun, Captain Kaplan«, sagte er, »ich bin mir sicher,

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