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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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der Geschichten in Split und Montana erhoben worden sind, empfinde ich unbestreitbar eine gewisse … automatische Feindseligkeit, sobald Manticore beteiligt ist.«
    Er verstummte mit einem nachdenklichen Gesicht, und Byng räusperte sich. »Unter den gegebenen Umständen, Mr. Commissioner, ist das wohl wenig überraschend«, sagte der Admiral. »Ich sehe keine Möglichkeit, wie es anders sein könnte. Nach meinem Besuch im Monica-System bin ich überzeugt, dass meine Vorgesetzten zu Recht besorgt sind. Man hat mich hierher unter anderem entsandt, weil man sich zunehmend Gedanken über den manticoranischen Imperialismus macht; ich soll das allerdings eigentlich niemandem gegenüber einräumen.«
    »Wirklich?«
    In seine knappe Antwort legte Verrochio eine sorgsam bemessene Dosis von Besorgnis, temperiert von genau dem richtigen Maß an Erleichterung, dass jemand, dessen Meinung er schätzte, nicht glaubte, er fürchte sich vor seinem eigenen Schatten. Eine oder zwei Sekunden lang blickte er Byng an, gerade lange genug, dass dieser seine Miene bemerkte, dann zuckte er leicht die Achseln.
    »Ich habe versucht, meinen Vorgesetzten diese Ansicht anzutragen, Admiral«, erklärte er. »Ich glaube jedoch nicht, dass ich großen Erfolg hatte. Nach den Antworten und Anweisungen, die ich erhalten habe, gewann ich eher den Eindruck, dass man im Ministerium glaubt, ich sehe Gespenster. Dieser Eindruck hat sich so oft wiederholt, dass ich schon Zweifel an meiner Lageeinschätzung habe, in einem gewissen Umfang zumindest. Wenn die Navy jedoch der gleichen Ansicht ist wie ich, dann bin ich vielleicht doch nicht ganz so sehr der Panikmacher gewesen, für den meine Vorgesetzten mich zu halten scheinen.«
    Hongbo Junyan trank einen Schluck Kaffee, um hinter der Tasse ein unwillkürliches Grinsen zu verbergen. Wirklich bemerkenswert, überlegte er. Mindestens ein Drittel seiner Karriere verdankte er dem Umstand, dass er Lorcan Verrochio manipulierte und lenkte, und doch war Verrochio der vollendetste Manipulator, den Hongbo jemals in Aktion beobachtet hatte. Das allerdings, erinnerte sich der Vizekommissar, hätte ihn vielleicht doch nicht so sehr überraschen dürfen. In der Grenzsicherheit konnte niemand zu Verrochios Rang aufsteigen, ohne das Spiel der Verführung und der Manipulation auf höchstem Niveau gemeistert zu haben. Für jemanden wie Lorcan Verrochio war es nur traurig, dass Verschlagenheit und Intelligenz nicht unbedingt das Gleiche waren. Verrochio beherrschte alle Fertigkeiten eines »Apparatschiks« (ein altes Wort, dessen Herkunft zu ergründen Hongbo niemals gelungen war), aber niemand hatte ihm den nötigen Verstand eintrichtern können, durch den sie ergänzt werden sollten, und deshalb war er im Madras-Sektor gelandet, statt sich einträglichere Pfründe zu sichern.
    Allerdings gelangte Hongbo nun zu dem Schluss, dass Byng noch dümmer war als Verrochio. Genauer gesagt wirkte der Admiral sogar sehr viel dümmer, und das erforderte einige Anstrengung.
    »Nun, wir von der Navy hatten mehr manticoranische Arroganz und Einmischung weit außerhalb der legitimen manticoranischen Interessensphären zu erdulden als sonst jemand«, antwortete Byng, und sein schmales Lächeln war beträchtlich hässlicher als er glaubte. »Das gibt uns vermutlich einen … realistischeren Eindruck von der wahren Natur dieses Sternenkönigreichs, als ihn andere erlangen können.«
    Er ist tatsächlich noch dümmer als Lorcan, dachte Hongbo, dann schalt er sich innerlich für seine Tendenz zu voreiligen Bewertungen. Vielleicht nicht wirklich dümmer, dachte er. Es sieht eher nach einem geistigen blinden Fleck aus, der so grundlegend ist, so sehr Teil von ihm, dass er ihn nicht einmal bemerkt. Es ist nicht so, dass Byng nicht rational darüber nachdenken könnte, wenn er wollte, aber auf diese Idee kommt er gar nicht.
    Doch welche Gründe er auch immer dafür haben mochte, es war ganz offensichtlich, dass Josef Byng sich schon anspannte, um nach dem Köder zu schnappen, den Lorcan Verrochio vor seiner Nase baumeln ließ.
    »Da könnten Sie recht haben, Admiral«, sagte der Kommissar in tiefem Ernst, als hätte er Hongbos Gedanken gelesen und entschieden, dass der passende Zeitpunkt, den Haken auszulegen, nun gekommen sei. »Und was Sie gerade gesagt haben – inwiefern die Navy schon seit Jahren die Manticoraner durchschaut hat –, verleiht meinen gegenwärtigen Sorgen nur umso mehr Gewicht, wie ich fürchte.«
    »Wie das,

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