Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
nach Pequod, und wenn Sie Pequod erreicht haben, werden Sie einen streng geheimen Einsatz ausführen, den Premierminister und Kabinett als lebenswichtig für die Interessen und die Sicherheit unserer Sternnation erklärt haben. Sie werden diesen Einsatz, seine Rahmenbedingungen und seine Besonderheiten mit niemandem besprechen – niemals –, ohne dass Sie dazu meine ausdrückliche Erlaubnis von mir persönlich erhalten haben. Ohne ausdrückliche Genehmigung durch mich persönlich werden Sie nicht einmal über den Einsatz nachdenken. Aber Sie werden ihn fehlerfrei ausführen, Captain, denn wenn Sie es nicht tun, gibt es New Tuscany vielleicht nicht mehr lange.«
Seguin spürte, wie sie auf ihrem Sessel zu Stein erstarrte, und Guédon lächelte dünn.
»Da ich davon ausgehe, dass ich nun Ihre Aufmerksamkeit besitze, Captain«, sagte sie, »kommen wir jetzt zu dem, was Sie tun werden …«
11
»Jawohl, Ma’am? Sie wollten mich sprechen?«, fragte Lieutenant Askew ein wenig nervös, als er an Bord von SLNS Jean Bart das Büro von Commander Bourget betrat.
»Ja, Matt, das wollte ich«, sagte Bourget und lehnte sich zurück. Der weibliche Commander war eine zierliche Brünette mit haselnussbraunen Augen und einer Nase, die man als »Stupsnase«, bezeichnet haben würde, hätte sie einer weniger überragenden Autorität gehört als dem Ersten Offizier eines Schlachtkreuzers der Solaren Liga. Im Großen und Ganzen konnte Askew sie gut leiden; Bourget erinnerte ihn recht lebhaft an eine seiner Lieblingslehrerinnen aus der Grundschule. Nun jedoch hatte sie ihn ebenso unerwartet wie kurzfristig in ihr Büro bestellt.
»Sie erinnern sich vielleicht an ein Gespräch, das Sie vor zwo Monaten mit Commander Zeiss geführt haben«, sagte der I. O. nun in einem sachlichen Ton, der Askew innerlich zum Zittern brachte.
»Jawohl, Ma’am, ich erinnere mich«, bestätigte er vorsichtig, als sie innehielt und ihn mit erwartungsvoll hochgezogener Braue ansah.
»Nun, korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege, aber hat sie Ihnen nicht befohlen, sich bedeckt zu halten?«
»Na ja, Ma’am, aber …«
»Kommen Sie mir nicht mit ›na ja, aber‹, Lieutenant Askew«, unterbrach ihn Bourget recht kühl. »Ich dachte, Commander Zeiss hätte sich deutlich ausgedrückt. Und ich sollte wohl hinzufügen, dass sie auf meine ausdrückliche Anweisung und im Namen des Captains gehandelt hat.«
»Jawohl, Ma’am, aber –«
»Wenn ich von Ihnen unterbrochen werden möchte, Lieutenant, lasse ich es Sie wissen«, sagte Bourget tonlos, und Askew schloss den Mund.
»Das ist schon besser«, fuhr sie mit frostigem Lächeln fort. Einige Sekunden lang wiegte sie ihren Sessel leicht von einer Seite zur anderen und sah ihn mit kalten haselnussbraunen Augen an, dann holte sie tief Luft.
»Falls Sie es noch nicht begriffen haben«, fuhr sie fort, »ich bin im Augenblick mehr als nur ein bisschen sauer auf Sie. Verdammt noch mal, Matt – was haben Sie sich nur dabei gedacht?«
Obwohl es sich eindeutig um keine rhetorische Frage handelte, zögerte Askew mit der Antwort. Leider blieb ihm keine andere Wahl, als den Mund aufzumachen.
»Ma’am, ich wollte keinen Ärger machen. Es ist nur so, dass … dass ich mein Gehirn nicht einfach abschalten konnte, und je mehr ich mich mit Thurgoods Analyse befasste, je mehr ich unsere Nachrichtendienstberichte studierte, desto mehr war ich überzeugt davon, dass wir die Möglichkeiten der Mantys bei Weitem unterschätzen.«
»Die Erkenntnis überrascht Sie vielleicht« – Bourget klang ein wenig sanfter, aber noch immer unmissverständlich schroff –, »aber der Captain und ich hegen selbst bereits einige bescheidene Befürchtungen, die in die gleiche Richtung gehen. Befürchtungen, die wir, anders als bestimmte Lieutenants, deren Namen ich nennen könnte, schön still und leise für uns behalten haben.«
Askew wollte rasch wieder den Mund öffnen. Dann bemerkte er Bourgets Blick, und er hielt inne; seine momentan aufblitzende Wut verschwand.
»Das wusste ich nicht, Ma’am«, sagte er ruhiger.
»Nein«, seufzte Bourget. »Nein, das wussten Sie wohl nicht. Und ich vermute, das ist meine Schuld. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb ich so wütend auf Sie bin. Man neigt zu so etwas, wenn jemand einen Fehler begeht, weil man ihn nicht davor gewarnt hat.« Sie rieb sich die Stirn. »Ich hätte Sie zu mir bestellen sollen, statt die Sache auf Commander Zeiss abzuwälzen. Aber um völlig aufrichtig zu sein:
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