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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Von jeher hatte er sich – und nach Ottweilers Ansicht aus gutem Grund – immer viel mehr als fremder Söldner betrachtet denn als Bürger der Liga.
    Und das wird sich letzten Endes als Achillesferse der Solaren Liga entpuppen, vermutete Valery Ottweiler. Zu viele von denen, die die Maschinerie am Laufen hielten, waren wie Damien Harahap: begabt, tüchtig, ehrgeizig, oft skrupellos – und ohne jede Verbundenheit zur Liga. Sie stiegen einfach in das beste Spiel ein, das sie bekommen konnten, und wenn jemand kam und ihnen anbot, die Regeln zu ändern … waren sie dabei.
    Ottweiler betrachtete den Bericht, den er gelesen hatte, aber er sah ihn nicht wirklich. Sein Verstand beschäftigte sich mit anderen Dingen.
    Er freute sich, dass Byng endlich unterwegs war; es hatte beinahe einen ganzen T-Monat gedauert, bis er auslief. Das war ein wenig länger, als Ottweilers Instruktionen als maximal akzeptable Verzögerung spezifiziert hatten, aber es handelte sich nur um einen oder zwei Tage. Wenn die Verfasser seiner Instruktionen nicht erheblich dümmer waren, als Ottweiler vermutete, dann hätten sie in ihrer Vorgabe für die »maximal akzeptable Verzögerung« noch ein wenig »Luft« gelassen. Und dessen ungeachtet hatte Ottweiler das Bestmögliche zuwege gebracht, ohne sich allzu weit aus dem Fenster zu lehnen und Lorcan Verrochio erheblich stärker – und viel offensichtlicher – unter Druck zu setzen, als die Anweisungen es gestatteten, die er von Isabel Bardasano erhalten hatte.
    Ihn erleichterte außerdem, dass sich Byng tatsächlich damit begnügt hatte, nur zwei seiner drei Schlachtkreuzergeschwader mitzunehmen.
    Ottweiler lehnte sich in seinem Sessel zurück und pfiff unmelodisch mit gespitzten Lippen. Eigentlich sollte er gar nicht wissen, was wirklich vorging, so viel ging aus der Formulierung seiner Instruktionen hervor; aus der Art, wie Bardasanos Befehle aufgebaut waren. Doch wie bei Damien Harahap war es auch bei Valery Ottweiler die Intelligenz, die ihn so wertvoll für seine Arbeitgeber machte. Und diese Intelligenz hatte in letzter Zeit Dinge erkannt, bei denen er sorgfältig bedacht war, sie für sich zu behalten. Dinge, die seinen Gedanken über die grundsätzliche Loyalität von Menschen wie Harahap zusätzliches Material lieferten.
    Von Menschen wie ihm.
    Niemand hatte ihm genau gesagt, was im New-Tuscany-System geschehen sollte, aber es bedurfte keines Physikgenies, um zu ahnen, dass sich die Erwartungen der Tuscanier – oder Admiral Byngs – jedenfalls nicht erfüllen würden. Seitdem das Geschehen im Monica-System die militärischen Fähigkeiten der Manticoraner offengelegt hatten, konnte sich Ottweiler des Eindrucks nicht erwehren, dass irgendjemand die Schlacht von Monica ein zweites Mal in Szene setzen wollte, nur dass diesmal Josef Byng die Rolle der manticoranischen Navy übernahm. Jemand, der so intelligent war wie Isabel Bardasano oder Aldona Anisimovna, konnte keine andere Entwicklung erwarten, und folglich mussten sie von Anfang an darauf abgezielt haben. Was unweigerlich die Frage aufwarf, warum sie es wollten.
    Ottweiler hatte sich diese Frage immer wieder gestellt, und als er jetzt wieder über ihr brütete, kam ihm ein sehr bestürzender Gedanke. Ein Gedanke, der ihn die Maßnahmen eines Gouverneur Barregos im Maya-Sektor mit anderen Augen betrachten ließ. Ein Gedanke, bei dem er sich fragte, wie jemand mit seiner Intelligenz die Anzeichen hatte übersehen können, die er nun so deutlich erkannte.
    Ein Gedanke, der ihn dazu brachte zu hinterfragen, wem genau er eigentlich so viele Jahre lang seine Treue geschenkt hatte, und wie viel weiter die Ambitionen seiner Auftraggeber über das hinausgingen, was er bisher vermutet hatte.
    Ein Gedanke, der auch die Frage aufwarf, wie die Solare Liga wohl reagieren würde, sobald sie den unausweichlichen Nachteil entdeckte, den es mit sich brachte, wenn man zum Schutz seines Lebens Söldner anheuerte.
     
    »Weißt du, Vater, als du zum ersten Mal mit dieser Überlegung kamst, habe ich mich wirklich gefragt, ob du den Kontakt zur Realität verloren hättest. Das hätte ich damals sogar fast ausgesprochen. Aber jetzt …«
    Benjamin Detweiler schüttelte den Kopf. Er stand neben seinem Vater im Salon einer luxuriös eingerichteten Privatjacht und schaute in den gestochen scharfen Bildschirm.
    »Wirklich?« Albrecht Detweiler bedachte seinen Sohn mit einem amüsierten Blick. »Heute siehst du es anders, was? Du erinnerst dich aber, dass zu

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