Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
wirkten. Sie waren zu weit entfernt, als dass man sie mit bloßem Auge erkennen konnte, doch die Vergrößerung des Sichtschirms holte sie ihm auf Armeslänge heran und machte offensichtlich, dass ihnen allen die traditionellen »Hammerköpfe« eines militärischen Sternenschiffs fehlten. Tatsächlich wirk ten die Linien ihrer Rümpfe insgesamt auf eine schlecht zu bestimmende Weise falsch, so als hätten ihre Konstrukteure einen vollkommen anderen Satz an Bedingungen berücksichtigen müssen als irgendjemand sonst in dieser Galaxis.
Und genau das war der Fall.
Die Angriffsschiffe drehten langsam, und dann, als Einheit, zogen sie in die uferlosen Tiefen des Alls davon. Und auch das war nicht richtig. Die lichtbeugenden Energien des Impellerantriebs bewirkten, dass ein Sternenschiff innerhalb des Keils nicht zu sehen war, es sei denn aus genau dem richtigen Winkel. Doch um diese Schiffe sah man keine Gravitationsverzerrung, nichts bog oder verwischte die Lichtwellen, denn sie benutzten keine Impellerkeile.
Ob das nicht eine hässliche Überraschung für die Mantys und ihre Freunde sein wird?, dachte Albrecht grimmig.
Er sah ihnen noch einige Augenblicke lang hinterher, dann straffte er sich und atmete tief durch.
»Na ja«, sagte er, »so viel dazu. Ich bin stolz auf dich, Ben.« Er streckte die Hand aus und drückte seinem Sohn die Schulter. »Manchmal glaube ich, dass ich vergesse, es dir – und den anderen Jungs auch – so oft zu sagen, wie ich sollte, aber es ist wahr. Ich weiß, wie viel Druck ich auf dich ausgeübt habe, als ich entschied, Oyster Bay derart vorzuziehen. Aber wenn jemand das Unternehmen innerhalb dieses Zeitrahmens organisieren und in die Wege leiten konnte, dann warst du das – das wusste ich auch.«
»Mit Schmeichelei kannst du alles erreichen, Vater«, erwiderte Benjamin grinsend, aber Albrecht sah, dass sein Sohn den Ernst hinter seinen Worten bemerkte. Er drückte die Schulter noch einmal, auf der seine Hand ruhte, dann schüttelte er den Kopf.
»Und jetzt kehre ich wohl besser nach Hause zurück. Ich bin sicher, aus meinem Eingangskorb ist schon etwas Neues herausgekrochen, während ich fort war, und deine Mutter plant heute etwas Besonderes zum Abendessen. Sie hat mir nicht gesagt, was, und ich habe nicht gefragt. Manchmal habe ich ein wenig Angst, sie zu fragen. Mir behagt der Gedanke gar nicht, dass sie ihre Kochbücher und ihre Laborbücher irgendwie verwechseln könnte.«
Diesmal lachte Benjamin laut auf. Evelina Detweiler gehörte zu den größten Genetikerinnen des Mesanischen Alignments mit dem Spezialgebiet Biowaffen, und sie arbeitete eng mit Benjamins Bruder Everett und Renzo Kyprianou zusammen. Im Gegensatz zu ihrem Mann, der immer exakt auf sein Vorhaben konzentriert war, bildete Evelina nur zu oft das Paradebeispiel für eine »zerstreute Professorin«.
»Was immer sie mir vorsetzen will, du kommst besser auch«, sagte Albrecht und funkelte seinen lachenden Sohn an. »Es ist ein besonderes Essen, um die Eröffnung von Oyster Bay zu feiern, und wie ich höre, gibt es irgendwelche Meeresfrüchte. Also sei heute Abend da. Punkt neunzehn Uhr dreißig – und keine Ausflüchte, junger Mann!«
»Zu Befehl, Sir«, sagte Benjamin unterwürfig.
»Na«, sagte Augustus Khumalo finster, »ich wünschte, wir hätten uns wenigstens hierbei geirrt.«
»Wenn Sie sich besser fühlen, sobald Sie irren, Augustus«, sagte Baronin Medusa mit einem schiefen Lächeln, »dann dürfen Sie sich freuen. Ich bin sicher, dass wir während unserer Beratung über unsere nächsten Schritte genügend Fehler begehen können, um Sie zufriedenzustellen.«
»Ich weiß, was ich gern unternehmen würde«, murmelte Henri Krietzmann gerade so laut, dass er noch gehört werden konnte, und Joachim Alquezar bedachte ihn mit einem tadelnden Blick.
»Obwohl eine direkte Reaktion einen gewissen primitiven Reiz besitzt«, sagte er, »und in Augenblicken wie jetzt natürlich besonders, ist sie trotzdem nicht immer anzuraten, Henri. Außerdem gibt es da diese Kleinigkeit namens Eridanus-Erlass. Ein hübsches Sättigungsbombardement von New Tuscany steht wahrscheinlich außerhalb des Möglichen.«
»Da hört man den saft- und kraftlosen Aristokraten heraus!«, versetzte Krietzmann trotz der Spannung des Moments augenzwinkernd, und Alquezar lachte leise auf. Seine Belustigung verschwand jedoch rasch wieder, und er schüttelte den Kopf und sah Medusa an.
»Ich muss zugeben, dass ich nicht einmal vermuten
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