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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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haben, so war, wer immer dafür verantwortlich ist, mit Sicherheit nicht im Interesse des Sternenimperiums tätig. In Anbetracht der Tatsache, dass Captain Seguin, die Camille und alle anderen tuscanianischen Schiffe sich aus dem Sonnensystem zurückgezogen haben, betrachte ich das Potenzial für einen weiteren unglücklichen Zwischenfall als hoch. Daher muss ich respektvoll darum ersuchen, dass die manticoranische Präsenz in diesem Sonnensystem umgehend und spürbar verstärkt wird.«

12
    »Sie sind fort.«
    Valery Ottweiler blickte von dem Bericht auf, den er gelesen hatte, und sah den Mann, der im Eingang zu seinem Büro stand, mit hochgezogener Augenbraue an. Damien Harahap, ehemals Gendarmerie der Solaren Liga, war ein Mann mit einem Gesicht, das man sofort wieder vergaß – eine Eigenschaft, die ihm während seiner Zeit bei seinem ehemaligen Arbeitgeber gute Dienste geleistet hatte –, doch Ottweiler war längst klar, dass sich hinter dieser wenig bemerkenswerten Fassade ein außerordentlich fähiger Verstand verbarg.
    Harahap war darüber hinaus ein außerordentlicher Glückspilz: Alles in allem konnte er seinem Schöpfer danken, dass er noch lebte, und Ottweiler wusste, dass Harahap sich für Aldona Anisimovna und Isabel Bardasano als sehr nützlich erwiesen hatte. Trotz des spektakulären Fehlschlags der Monica-Operation hatte er seine Rolle beinahe makellos ausgeführt und bei der Bewertung seiner geringfügigen Fehler die gleiche erbarmungslose Ehrlichkeit walten lassen, mit der er die Leistungen anderer kritisierte. Er war kein Mesaner, aber Agenten seiner Professionalität und Tüchtigkeit – nicht zu vergessen seiner Intelligenz – fand man nicht häufig, und Bardasano, die nie Vorurteile gegen die Beschäftigung »externer Talente« gehegt hatte, sofern sie sich als wertvoll und verlässlich erwiesen, hatte ihn zügig – die Wrackteile im Monica-System glühten sogar noch – von der Gendarmerie abgeworben.
    Da Harahap genau wusste, in welchem Keller welche Leiche im Madras-Sektor vergraben lag, hatte Ottweiler ihn gut brauchen können, und daher gehörte er nun zu Ottweilers Stab auf Meyers. Natürlich brachte es für Ottweiler einige Nachteile mit sich, wenn Harahap auf der Hauptwelt seines alten Betätigungsgebietes offen für ihn arbeitete. Hongbo Junyan hatte die Beziehung mit schiefen Blicken bedacht, doch Ottweiler hatte bereits deutlich gemacht, wer im Verhältnis zwischen ihnen die Oberhand besaß, und sämtliche Einwände, die der Vizekommissar vielleicht hätte anbringen wollen, blieben unausgesprochen.
    »Ich nehme an, Sie beziehen sich auf die Abreise des furchtlosen Admiral Byng?«
    »Ist soeben in Richtung New Tuscany in den Hyperraum gegangen«, sagte er.
    »Und das wurde auch Zeit«, brummte Ottweiler. Harahap schien es nicht zu bemerken, was einen neuen Beweis für sowohl seine Intelligenz als auch seine Diskretion darstellte. Dann atmete der Mesaner tief ein und zuckte die Achseln.
    »Ich danke Ihnen, Damien«, sagte er.
    »Brauchen Sie mich noch heute Nachmittag?«, fragte Harahap.
    »Nein, danke. Na ja, jedenfalls nicht hier. Aber wenn ich’s mir recht überlege, wäre es vielleicht eine gute Idee, wenn Sie sich noch einmal mit Ihren Kontaktleuten bei der Gendarmerie in Verbindung setzten. Versuchen Sie herauszufinden, wie die Sollys die New-Tuscany-Affäre sehen.«
    »Kein Problem«, antwortete Harahap. Er ging und schloss leise die Bürotür hinter sich.
    Ottweiler blickte einen Moment lang auf die geschlossene Tür. Er dachte an den Mann, der gerade hindurchgegangen war, und alles, wofür er stand.
    Damien Harahap gehörte zu den besten Agenten, die jemals von der solarischen Gendarmerie angeworben und ausgebildet worden waren, aber dennoch hatte er nie irgendwelche echte Loyalität zur Liga entwickelt. Selbst im Rand geboren, war es ihm gelungen, sich von einem der Planeten herunterzukämpfen, die die Grenzsicherheit zur Ausbeutung an einen der multistellaren Konzerne übergeben hatte, von denen sie »Zuwendungen« erhielt. Gelungen war es Harahap, indem er in den Dienst ausgerechnet derer trat, die seine Heimatwelt um Freiheit und Würde gebracht hatten, und Ottweiler vermutete, dass das noch immer an ihm nagte. Dennoch hatte Harahap stets überragende Arbeit geleistet, was mit seinem Stolz auf sein Können zu tun hatte, und seiner Weigerung, weniger als das Beste zu geben, und nicht im Geringsten von einem etwaigen Anflug von Loyalität gegenüber seinen Dienstherren.

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