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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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festen, schwingenden Knoten der Anspannung zusammen.
    Sie wusste nicht, wieso das so war; sie hätte es niemandem erklären können, aber es war so. Und sie war auch nicht die Einzige, die es empfand. Sie hatte es bei mehreren ihrer Offizierskameraden gesehen, und sie wusste, dass sie alle versuchten, sich nach außen hin genauso gelassen zu geben wie sie – und Abigail fragte sich, wie sie es so gut schafften.
    Kurz hob sie den Blick von ihren Displays und sah zum Astrogationshauptplot. Die innere Anspannung, die zu verbergen sie sich so sehr mühte, steigerte sich um eine oder zwei Rasten. Nicht mehr lange, dachte sie.
    Nein, es dauert nicht mehr lange, und dem Fürbitter sei Dank, hatten wir Zeit für zusätzliche Übungen, sagte sie sich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass außer mir niemand wünscht, wir hätten die tuscanianische Situation schneller angepackt, aber ich kann wahrlich nicht behaupten, die Zeit wäre verschwendet gewesen.
    Die taktische Abteilung der Tristram war noch immer nicht so gut eingespielt wie die der Hexapuma am Vorabend der Schlacht von Monica, aber sie hatte sich ungeheuer verbessert. Abigail hielt sie für so gut, wie die taktische Crew der Nasty Kitty bei Nuncio gewesen war, und sie empfand ein warmes Leuchten von Stolz auf eine solide Leistung, als ihr klar wurde, dass diese Verbesserung das Ergebnis ihrer harten Arbeit war. Und es gab sogar noch etwas, das dieser Zufriedenheit Gesellschaft leistete: etwas Gefährliches, das sie schon bei vielen der besseren Taktischen Offiziere beobachtet hatte und von dem sie wusste, dass es auch tief in ihr lebte. Abigail Hearns hatte in ihrem jungen Leben genügend Menschen getötet, um nicht mehr den Wunsch zu verspüren, noch mehr umzubringen, und dennoch konnte sie diese schwache, raubtierhafte Regung nicht abstreiten. Dieses Wissen um die Tödlichkeit der Waffe, die neben ihrer Hand bereit lag wie das Schwert eines Gutsherrn. Sie wollte sie zwar nicht benutzen, aber trotzdem …
    Da gibt es immer dieses »Trotzdem«, nicht wahr, Abigail?, dachte sie und erinnerte sich an ihr Gespräch mit Ragnhild Pavletic im Nuncio-System. Da ist immer diese Begierde, sich zu beweisen, zu zeigen, dass man ein klein wenig besser ist als der neben einem. Oder – seien wir ehrlich – als jeder.
    Sie sah zum Kommandosessel, wo Naomi Kaplan saß und noch ruhiger wirkte als irgendeiner ihrer Untergebenen. Im Gegensatz zu allen anderen auf der Brücke der Tristram hatte Abigail jedoch Commander Kaplan schon früher im Sessel des Taktischen Offiziers sitzen sehen. Sie kannte Kaplans Gesicht vor der Schlacht, und sie wusste, was sie jetzt sah.
    »Verzeihung, Skipper«, sagte Lieutenant O’Reilly. »Signal vom Flaggschiff. Der Commodore für Sie, Ma’am.«
    »Legen Sie es auf mein Display, Wanda«, bat Kaplan. Nach einer fast unmessbaren Verzögerung lächelte sie auf ihren kleinen privaten Combildschirm.
    »Guten Tag, Commodore. Was kann ich für Sie tun?«
    Commodore Ray Chatterjee, Kommandeur der Zerstörerflottille 301, lächelte sie von der Flaggbrücke seines Flaggschiffs HMS Roland aus an. Sein Lächeln fiel vielleicht ein wenig gepresster aus als das ihre, doch andererseits war er für alle vier Schiffe seiner 1. Division zuständig. (Captain Jacob Zavala und die 2. Division waren unmittelbar nach Pequod entsandt worden, wo sie die Reprise ablösen sollten. Lieutenant Commander Denton sollte nach Spindle zurückkehren und Admiral Khumalo und Admiral Gold Peak seine Eindrücke von der Lage im Pequod-System aus erster Hand schildern.) Kaplan hingegen brauchte sich nur um die Tristram Gedanken zu machen.
    »Ich habe nachgedacht, Naomi«, begann der Commodore. »In meinem Fall ist das natürlich immer eine etwas riskante Beschäftigung, aber ich glaube, diesmal bin ich wirklich auf etwas gestoßen. Um genau zu sein, ich möchte ein, zwo Karten im Ärmel behalten. Nur als Vorsichtsmaßnahme, Sie verstehen.«
    »Sir, angesichts dessen, was im Pequod-System vorgeht, hielte ich ein, zwo Pulser im Ärmel für sinnvoller. Und am besten auch noch einen in jedem Stiefel!«
    »Na, das wäre vielleicht ein bisschen übertrieben«, erwiderte Chatterjee milde. »Schließlich soll das Ganze eine diplomatische Mission sein. Aber ich bin alles durchgegangen, was wir über New Tuscany haben, und dabei ist mir aufgefallen, dass das System so gut wie keine nennenswerte Raumortung besitzt.«
    Kaplan nickte. Jede halbwegs wohlhabende Sternnation – oder zumindest jede

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