Weber David - Schwerter des Zorns - 2
es seinen Bruder von
dessen Machenschaften abgehalten hatte. Was auch immer Sharnâ
als Gegenleistung für den Thron und die Macht forderte, Chalghaz
würde es ihm bereitwillig gewähren, denn seine heimliche Gottheit
würde ihn vor allen Feinden beschützen, selbst vor den verfluchten
Armeen dieses Mistkerls Bahnak.
Natürlich erinnerte sich Chalghaz ab und zu daran, dass Sharnâ
seinen Bruder Harnak nicht vor Bahnaks Sohn beschützt hatte. Doch
dafür hatte ihm Tharnatus eine plausible Erklärung geliefert. Har
nak hatte den Skorpion verärgert, weil er versucht hatte, Farmah für
sich selbst zu behalten, statt sie hierher zu bringen, damit all Seine
Anhänger an ihr teilhaben konnten. Aus diesem Grund hatte Er
Bahzell erlaubt, Harnak daran zu hindern, die Schlampe zu töten.
Dennoch hatte er Harnak Gelegenheit gegeben, sich zu rächen und
seine Gunst wiederzuerlangen. Am Untergang Harnaks war nur die
Unfähigkeit seiner Bemühungen schuld, die offenbar nicht genügt
hatten, Bahzell selbst mit der mächtigen Waffe niederzustrecken, die
ihm Sharnâ an die Hand gegeben hatte.
Außerdem, hatte Tharnatus vertraulich eingeflochten, wie hätte
Chalghaz, der doch so viel besser geeignet war, Harnak als Throner
be von Navahk ersetzen können, wenn Churnazhs ältester Sohn
nicht gefallen wäre?
Im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Chalak war Chalghaz
klug genug, die versteckte Raffinesse dieses Argumentes zu erken
nen, und auch die Warnung, die sich dahinter verbarg. Wie Harnak
als ungeeignet abserviert werden konnte, würde auch Chalghaz
spurlos verschwinden, wenn er ebenfalls versagte. Davor hatte er je
doch keine Angst. Der bevorstehende Krieg mit Bahnak zwang
Tharnatus und seine Gottheit, schneller zu antworten, als sie geplant
hatten. Es war offenkundig, dass Churnazh, dessen Armeen vor drei
Jahren so leicht zerschmettert worden waren, und dessen Allianzen
bereits von dem Vorfall zwischen Harnak und Bahzell erschüttert
worden waren, Bahnak und seinen Pferdedieben nie und nimmer
widerstehen würden. Dass Arvahl von Sondur aus dem Pakt ausge
schert war, versetzte diesen Allianzen einen sehr schweren Schlag.
Aber selbst ohne diesen Abfall hatte Hurgrum bereits hinlänglich
unter Beweis gestellt, was es selbst den fähigsten Kriegern antun
konnte, die Navahk gegen seinen Feind in die Schlacht werfen konn
te. Nein, Churnazh war Bahnak auf dem Schlachtfeld niemals ge
wachsen. Ebenso wenig wie Chalghaz, jedenfalls nicht unter ge
wöhnlichen Umständen.
Nur waren die Umstände in dem bevorstehenden Feldzug nicht
gewöhnlich, denn Tharnatus hatte einen Plan ersonnen, mit dem
statt der Allianz der Blutklingen die der Pferdediebe zerschmettert
würde. Das Beste an diesem Plan war, dass er Churnazhs Tod vor
sah, was Chalghaz genau im richtigen Augenblick auf den Thron
bringen würde, so dass er den Verdienst für den unausweichlichen
Sieg der Blutklingen einheimsen konnte. Noch vor sechs Monaten
hatte sich Chalghaz damit abgefunden, sein Leben im Schatten sei
nes älteren Bruders zu vertändeln, doch jetzt, innerhalb nur weniger
Wochen, bestand die Aussicht, Navahk zu regieren und in ein paar
Monaten sogar das ganze nördliche Hradani.
Dazu hatte es nichts weiter bedurft als das Opfer einer einzigen,
adligen Jungfrau, mit dem sie einen von Sharnâs Dämonen herbei
rufen und ihrem Willen unterjochen konnten. Und dann natürlich
noch eines weiteren Opfers, wenn die Zeit kam, um diese Kreatur
gegen Churnazhs Palast zu hetzen, damit sie jedes lebende Wesen
auf ihrem Weg vernichtete, bis sie schließlich den Prinzen selbst in
Stücke reißen würde.
Chalghaz lächelte träumerisch, während er den süßlichen Rauch
beobachtete, der von Tharnatus' Weihrauchfass aufstieg, mit dem
der Oberpriester den blutverkrusteten Altar im Herzen des Heilig
tums umschritt. Dem ersten Opferritual hatte er ebenfalls beige
wohnt, und es wurde von ihm verlangt, auch an dem zweiten teilzu
nehmen. Es war notwendig, dass ihn der Dämon als einen der Be
schwörer wahrnahm, damit der Prinz das bevorstehende Massaker
unversehrt überstand. Chalghaz kostete diese Pflicht jedoch keine
Überwindung. Stattdessen freute er sich bereits auf das zweite Ritu
al, und er schüttelte sich beinahe vor Ekstase, als er sich an die
Nacht der Beschwörung erinnerte. In gewisser Weise verstärkte das
Entsetzen bei dem Gedanken an den Dämon sein Vergnügen noch,
wenn er sich an die primitive Macht des Hasses und der Vernich
tung erinnerte, die sie an ihren Willen
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