Weber David - Schwerter des Zorns - 2
in ihrer eigenen Höhle möglicherweise rein
zahlenmäßig schon unterlegen sind.«
»Das ist Euch jetzt erst aufgefallen?« fragte Vaijon heiser, während
er den Wald betrachtete und ungläubig den Kopf schüttelte.
»Ich bin ein Bildungsbürger«, erwiderte Brandark hoheitsvoll,
»kein Pferdedieb. Daher bin ich kein Experte in Überfällen und Bri
gant-und-Gardist-Spielchen im Wald.« Er schnüffelte und deutete
mit einem Skistock auf Bahzell. »Er ist der Expeditionsleiter, mein
Junge.«
»Das ist auch ganz gut so«, knurrte Bahzell, »denn ihr beide keift
herum wie zwei alte Jungfern in einem Bordell! Wir versuchen uns
lautlos anzuschleichen, was selbst eine Blutklinge verstehen sollte!
Ich wäre sehr erfreut, wenn ihr beide mal eine Weile eure Klappe
halten würdet. Was unsere zahlenmäßige Unterlegenheit betrifft, so
bezweifle ich, dass Sharnâ und sein Gesocks viele Bewaffnete hier
unter der Erde verstecken werden. Selbst eine Blutklinge könnte so
viele Männer entdecken, auch wenn ich einräumen muss, dass sie
ihnen vermutlich trotzdem in die Arme laufen würde, weil sie zu
viel plappert, um sie zu bemerken.«
»Du musst nicht gleich grob werden«, erklärte Brandark würde
voll. Er und Vaijon grinsten sich kurz an, doch dann konzentrierten
sie sich darauf, so leise und schnell wie möglich weiterzufahren.
Das widerliche Gefühl von Verwesung und Ekel verstärkte sich,
als sich Bahzell wieder darauf konzentrierte. Der Wortwechsel mit
Brandark hatte ihn vorübergehend abgelenkt, aber jetzt war die
Empfindung finsterer und schlimmer als vorher, und er legte unter
seiner Kapuze die Ohren an. Er bedeutete Kaeritha mit einer unauf
fälligen Handbewegung, in der Mitte der Abteilung zu bleiben, und
fuhr rasch weiter, um Hurthang zu überholen. Er wusste nicht ge
nau, warum ihm das plötzlich so wichtig war, aber er stellte das Ge
fühl auch nicht lange in Frage.
Einer von Hurthangs Männern sah ihn kommen und zischte eine
Warnung, bei der die ganze Abteilung anhielt. Hurthang tauchte
aus dem Nebel auf und sah Bahzell mit gespitzten Ohren erstaunt
an, als er ihn einholte. Bahzell wollte etwas sagen, schwankte jedoch
und würgte, als ihm ein Geruch nach Verwesung beinahe die Kehle
zuschnürte. Er stützte sich auf die Skistöcke, schüttelte heftig den
Kopf und spie in den Schnee.
»Was denn?« Hurthangs Stimme klang wie ein fernes Donnergrol
len.
»Wir sind nah!« erwiderte Bahzell ebenso leise. »Was liegt vor
uns?«
»Nicht viel«, gab Hurthang zurück. »Eine Art Lichtung und eine
kleine Schlucht. Es ist ein ziemlich abstoßender Ort. Ich würde ehr
lich gesagt unter anderen Umständen keinen Fuß hineinsetzen, Bah
zell.«
»Warum nicht?«
»Das kann ich nicht genau beschreiben. Vielleicht deshalb, weil ich
weiß, was wir jagen. Das allein ist Grund genug. Dazu ist dieser Ort
einer von der widerlichen, engen, unübersichtlichen Sorte, wie ich
sie hasse. Er ist so schmal, dass es beinahe aussieht, als würde der
Pfad in einer Hügelflanke verschwinden. Aber es muss einen Weg
darum herum geben, den wir bisher nur nicht gefunden haben.«
»Darauf würde ich nicht bauen«, widersprach Bahzell grimmig.
Die Gewissheit hatte ihn schlagartig überfallen, als sein Cousin den
Hügel erwähnt hatte. »Es gibt keinen Weg um den Hügel herum,
Hurthang, weil die Mistkerle drinnen hocken.«
»Drinnen?« Hurthang klang ungläubig, doch Bahzell nickte nach
drücklich.
»Aye. Kilthan hatte Recht, als er sagte, dass sich Sharnâs Handlan
ger gern unter dem Erdboden verkriechen. Ich kann selbst von hier
aus eine Art Bann fühlen.«
»Hexerei?« zischte Hurthang, und diesmal schüttelte Bahzell den
Kopf.
»Nein, aber etwas Ähnliches. Ich glaube, es stammt von Sharnâ
selbst. Er hat es in der Lichtung ausgebreitet, um den Verstand und
die Augen zu täuschen, damit wir nicht sehen, was da wirklich ist.
Es würde mich nicht überraschen, wenn dieser Ort genau deshalb
›widerlich‹ auf dich wirkt. Er will jeden entmutigen, näher zu kom
men, damit er nicht auf seine … Leute stößt.«
»Wie sollen wir sie dann erledigen?«
»Ich bin sicher, dass Kerry und ich diesen Schleier von Sharnâ ge
meinsam zerreißen können«, antwortete Bahzell und fletschte in ei
nem bösartigen Grinsen die Zähne. »Die alte Dämonenbrut hat vor
Ihmselbst eine Todesangst, und wenn zwei Paladine unangemeldet
an seine Tür klopfen und Ihnselbst bei dieser Gelegenheit als unge
betenen Gast mitbringen, wird sich diese Tür schon öffnen.«
Hurthang war zwar
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