Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Schreie in
einem schrecklichen Gurgeln erstickten. Im nächsten Augenblick
hatten Bahzell und seine Gefährten die Vorkammer durchquert und
stürmten weiter, auf der Suche nach ihren Feinden.
»… Dutzende von ihnen, Hunderte!« stammelte der Wächter, als er
sich Tharnatus zu Füßen warf. »Sie sind durch das Portal eingedrun
gen, als wäre Sharnâs Schild nicht da!«
»Ruhe!« Tharnatus schlug ihm mit der Hand ins Gesicht, aber
Chalghaz bemerkte die Furcht des Oberpriesters, und der Kronprinz
verstand sie nur zu gut.
Die Schreie und das Klirren der Schwerter näherten sich wie ein
Wasserfall der Kapelle und wurden mit jeder Sekunde lauter und
tödlicher. Die Kirche hatte eine Streitmacht erprobter Krieger ge
dungen, um das Heiligtum zu schützen. Einige davon waren Men
schen, und es waren sogar einige Zwerge eingeschmuggelt worden,
doch bei den meisten handelte es sich um Blutklingen, die aus der
Nähe rekrutiert worden waren. Es schienen weniger als hundert zu
sein, denn das Heiligtum konnte nicht so viele Leute beherbergen,
weil mehr Platz für andere Zwecke gebraucht wurde. Das Krachen
und die Heftigkeit des Kampfes verriet Chalghaz, dass sich immer
mehr Krieger in das Getümmel stürzten, aber es war deutlich zu hö
ren, dass sie den Vormarsch der Angreifer nur verlangsamen, nicht
jedoch aufhalten konnten. Glücklicherweise waren die Angreifer
nicht mit der verschlungenen Architektur vertraut, sonst hätten sie
den kürzesten Weg zur Kapelle eingeschlagen. Allerdings schien ih
nen der kleine Umweg nichts auszumachen. Andererseits bot Chalg
haz ihre mangelnde Ortskenntnis möglicherweise die Chance, le
bend zu entkommen. Wenn er einfach verschwand, sich durch Sei
tengänge an ihnen vorbeidrücken konnte …
»Zu den Waffen, Brüder!« schrie Tharnatus den Anwesenden zu.
»Der Skorpion steht uns bei, aber ich brauche ein wenig Zeit! Ver
schafft mir einen kleinen Augenblick, dann werden wir uns an
schließend am Blut unserer Feinde berauschen!«
Chalghaz starrte den Priester an und warf dann Yarthag einen
kurzen Seitenblick zu. Der navahkanische Lord war leichenblass
und hatte seine Ohren fest an den Schädel gelegt. Doch plötzlich
flammte ein Verstehen in seinen Augen auf, als er Tharnatus' Blick
auffing, als wüsste er, wovon der Priester sprach, mehr noch, als
glaubte er, dass Tharnatus die Wahrheit sagte.
Das war der entscheidende Punkt. Chalghaz verwarf seinen Plan
zu fliehen und zog sein eigenes Schwert.
»Ihr habt Tharnatus gehört!« bellte er. »Also los, ihr Hurensöhne!«
Das Labyrinth aus Korridoren und Seitengängen behinderte Bah
zells Vormarsch beträchtlich, aber wenigstens engte es ihn nicht ein.
Die Gänge waren auf die Größe von Blutklingen-Hradani zurechtge
schnitten, was bedeutete, dass sie beinahe hoch genug für Pferdedie
be waren. Nein, er kam nur langsam voran, weil er nicht wusste,
wohin diese Gänge führten. Er kannte zwar die ungefähre Richtung,
in die er sich wenden musste, um das Herz der Verderbnis zu errei
chen, das in der Mitte der Höhle pulsierte, aber keiner der Gänge
führte geradewegs dorthin.
Und es tauchten noch andere Probleme auf. Zum Beispiel gab es
entschieden mehr Wächter, als er erwartet hatte. Es waren jedoch
nicht alle Blutklingen, und das Blut von Menschen und Zwergen
wie auch das anderer Hradani dampfte auf seinem Schwert, als er
sich gnadenlos den Weg freischlug. Wenigstens begrenzte der Korri
dor die Zahl der Feinde, die sich ihm gleichzeitig entgegenstellen
konnten, aber die Seitengänge boten ihm Gelegenheit, die Spitze sei
ner Leute zu umgehen und sie in der Flanke anzugreifen. Er hörte
hinter sich das Klirren von Stahl, aber auch die dröhnenden
Schlachtrufe seiner Männer, die Tomanâks Namen brüllten und ihre
Feinde zu Klumpen schlugen. Er hatte zu viele Schlachten erlebt, um
zu glauben, dass nur Feinde bei diesem brutalen, engen Gemetzel
fielen, aber seine Leute besaßen zwei große Vorteile. Sie dienten
dem Kriegsgott, dessen Stärke ihnen half, und sie kannten die Wahr
heit über die Blutrunst.
Jeder der Pferdediebe und auch Brandark hatten sich der Blutrunst
hingegeben, ihre Erregung und Kraft und mörderische Konzentrati
on gerufen. Die meisten Hradani fürchteten die Blutrunst, und viele
kämpften verzweifelt dagegen an, sich von ihr in der Schlacht kon
trollieren zu lassen. Bahzells Pferdediebe hatten keine solche Skru
pel, und im Gegensatz zu den wenigen Blutklingen, die ihnen eben
falls im Banne der Blutrunst entgegentraten,
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