Weber David - Schwerter des Zorns - 2
gebunden hatten, an die
dunkle Wut, die ebenso gegen die brannte, die das Monster als die
jenigen erkannte, die es versklavten. Noch freudiger als die Erwar
tung der bevorstehenden Riten stimmten ihn jedoch die Gedanken
über den eleganten und dennoch so schlichten Plan von Tharnatus.
Er wusste ebenso gut wie der Oberpriester, dass sich selbst seine
engsten Anhänger in einem Lidschlag gegen ihn kehren würden,
wenn sie auch nur vermuteten, dass er sich mit dem Skorpion ver
bündet hatte. Tharnatus war es gelungen, die Quelle dieses Unbeha
gens in den Schlüssel zum Erfolg umzumünzen.
Der Dämon würde gegen Churnazh losgelassen werden, und der
Prinz von Navahk war Bahnak von Hurgrums Feind. Die Kreatur
würde einige Wochen nach dem Beginn des Feldzugs eingesetzt,
was von Bahnaks Standpunkt aus der beste Moment für Churnazhs
Tod wäre, weil damit die Allianz der Blutklingen in Verwirrung ge
stürzt wurde. Wenn dann der neue Prinz von Navahk, er, Chalghaz,
weinend im Blut seines dahingemetzelten Vaters und seiner Brüder
kniete und in trauernder Wut Bahnahk beschuldigte, diese Kreatur
der Dunkelheit geschickt zu haben, auf dass sie seine Feinde zer
schmetterte, wer würde das dann noch anzweifeln? Also würde
man Bahnak zum heimlichen Gefolgsmann von Sharnâ abstempeln,
und alle Hradani, Pferdediebe wie auch Blutklingen, die sich sonst
auf Chalghaz gestürzt hätten, würden sich stattdessen gegen Bahn
ak wenden.
Dennoch … noch etwas anderes war hier am Werk. Chalghaz
wusste zwar nicht genau was, aber er war sich irgendwie sicher,
dass Tharnatus und Yarthag noch einen anderen Grund hatten, aus
dem sie den Dämon einsetzen wollten. Es schien fast so, als würden
sie unter einem Zeitdruck stehen, von dem sie ihm nichts gesagt hat
ten, der sie aber zwang, den Dämon bereits jetzt loszulassen und
Bahnak die Verantwortung dafür zuzuschieben. Chalghaz konnte
schwerlich etwas gegen ihre Eile einwenden, da er damit schließlich
schneller seinen Hintern auf den Thron pflanzen konnte. Doch das
Unbehagen darüber, dass er nicht über alle Absichten seiner Ver
bündeten in Kenntnis gesetzt war, nagte in seinem Hinterkopf wie
Ratten an einem Getreidesack, während er zusah, wie Tharnatus sei
ne Stirn auf den Altar presste.
Schließlich erhob sich der Priester und breitete segnend die Arme
aus, als er seinen Blick über die Versammelten gleiten ließ. Die meis
ten der etwa achtzig Anwesenden in der Kapelle verließen das Hei
ligtum nie, denn dass es nicht entdeckt wurde, war seine beste Ver
teidigung, und man hätte das Kommen und Gehen so vieler zweifel
los bemerkt. Das galt vor allem jetzt, da sich so deutlich Spuren in
dem Schnee zeigten, der alles unter sich bedeckte. Es war auch der
Grund, aus dem Chalghaz, Yarthag und Thulghar Salahkson, der
Befehlshaber von Yarthags Leibgarde und der einzige Mann, dem er
vertraute, die einzigen anwesenden Außenseiter waren. Und eben
Chalghaz, der schon bei der Beschwörung des Dämons hatte dabei
sein müssen. Das Vieh wartete im Augenblick zischend und knur
rend in der bewachten Kammer hinter der Kapelle. Dies hier war
das Ritual, das den Dämon befreite, auf dass er sein blutiges Werk
begann.
»Meine Brüder«, intonierte Tharnatus mit einer für einen Men
schen sehr tiefen und wohlklingenden Stimme. »Der Skorpion heißt
euch willkommen, denn heute unternehmen wir einen gewaltigen
Schritt und setzen einen der Seinen auf den Thron von Navahk! Und
von Navahk aus wird sich unser Bruder Chalghaz aufmachen, alle
Clans der Blutklingen zu regieren, und ebenso die der Pferdediebe.
Er wird eine Waffe aus ihnen schmieden, die weit hinter ihren ge
genwärtigen Grenzen mit Feuer und Schwert wüten wird. Seit
zwölfhundert Jahren hat diese Welt die Überlegenheit der massier
ten Clans der Hradani nicht mehr erlebt. Niemand wird ihnen
standhalten, wenn unser Bruder zuschlägt, denn der Skorpion wird
mit ihm reiten, und seine Feinde werden verbrennen wie Stroh in ei
nem Hochofen!«
Zustimmendes Murmeln stieg von den versammelten Gläubigen
auf. Die meisten von ihnen waren Hradani. Sie hatten zwar die
schrecklichen Dinge nicht vergessen, die ihre versklavten Stammes
brüder beim Fall von Kontovar angerichtet hatten, aber im Gegen
satz zu den meisten anderen Angehörigen ihres Volkes kümmerte es
sie nicht. Nein, das stimmte nicht ganz. Es kümmerte sie schon, aber
nur, weil sie danach gierten, dieselben, finsteren, schrecklichen Din
ge zu tun. Dass sie damit den Hass der anderen Menschenrassen
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