Weber David - Schwerter des Zorns - 2
die
Hauptstadt Navahk selbst befohlen habe, der von Bahzell angeführt
wurde, weil diesem seine Kenntnisse über die Stadt, die er während
seiner Geiselbürgschaft gesammelt hatte, dabei sehr zunutze kamen.
Die erklärte Absicht dieses Stoßtrupps wäre es gewesen, Churnazh
und seine Söhne in ihren Betten zu ermorden. Wie knapp sechzig
Pferdediebe einen solchen Auftrag in einer Stadt voller Blutklingen
durchführen sollten, blieb dabei der blühenden Fantasie der Zuhö
rer überlassen.
Doch die Wahrscheinlichkeit oder Unmöglichkeit der Gerüchte
hatte nicht viel zu besagen. Während viele Hurgrumer von der Vor
stellung schockiert waren, dass ihr Prinz die Sitten so verletzt haben
könnte, indem er Feindseligkeiten begangen hatte, ohne zuvor seine
Absichten zu erklären, so entzückt waren sie über diese Berichte,
weil aus ihnen deutlich wurde, dass er dabei Erfolg gehabt hatte.
Andererseits interessierte es die meisten Botschafter an seinem Hof
kaum, ob dieser Angriff, falls er stattgefunden hatte, erfolgreich ge
wesen war oder nicht. Die Gesandten, die Churnazh und seinen
Verbündeten dienten, waren darüber wütend, dass Bahnak ihre
Friedensverträge verletzt hatte, ohne Churnazh zuvor ordnungsge
mäß herauszufordern. Und Bahnaks Verbündete waren ebenfalls
empört, dass er es getan haben sollte, ohne sie vorher darüber zu
unterrichten. Immerhin konnte ein solches Handeln ihre Prinzen
sehr wohl in einen neuen Krieg mit Churnazh verwickeln, und dar
über hatte Bahnak nicht einmal mit ihnen gesprochen. Diese Art von
anmaßendem Verhalten gefiel keinem Kriegsherrn der Hradani und
Bahnaks Arroganz konnte sehr wohl seine neu gegründete Union
der Pferdediebe schon im Keim zerstören.
Behauptungen, Proteste, Gerüchte und Gegengerüchte machten an
diesem Morgen die Runde, während sich freundliche und feindliche
Gesandte nahezu in eine Hysterie steigerten. Was keiner dieser Bot
schafter ahnte war: Bahnak selbst hatte durch seine Agenten dafür
gesorgt, dass ihnen allen die wildesten Versionen der Ereignisse zu
Ohren gekommen waren.
Bahzell sah seinen Vater ungläubig an, als Bahnak die Verantwor
tung für die Verbreitung dieser Geschichten übernahm, was dieser
mit einem gequälten Lächeln quittierte.
»Natürlich habe ich das getan, Junge, und Marglyth war mir dabei
eine große Hilfe.«
»Aber warum, Da?«
»Es hätte ohnehin Gerüchte gegeben, ganz gleich, was wir unter
nommen
oder
nicht
unternommen
hätten«,
erklärte
Bahzells
Schwester geduldig. »Es gibt immer jemanden, der die Wahrheit
nicht glaubt, ganz gleich, wie sie auch aussehen mag. Einige haben
bestimmt ihre eigenen Gründe, Vaters Wort offiziell anzuzweifeln,
was sie insgeheim auch denken mögen. Sie dienen schließlich Chur
nazh und seinen Verbündeten.«
Sie wartete, bis Bahzell verstehend nickte, und setzte ihre Erklä
rung dann fort. »Als Vater und ich darüber redeten, kam mir die
Idee, dass es besser wäre, wenn der Unterschied zwischen der Versi
on der Ereignisse, die sie glauben, und dem, was sich hinterher als
wahr herausstellt, so groß wie nur möglich ist. Je mehr und je wüs
tere Anschuldigungen Churnazhs Spießgesellen erheben, desto här
ter wird die Wahrheit gegen sie zurückschlagen, wenn sie zu guter
Letzt herauskommt. Und je größer der Schreck ist, wenn Vater die
Machenschaften der Dämonenbrut in Navahk beweist, desto wahr
scheinlicher werden selbst die Diplomaten der Gegenseite ihm glau
ben.«
Bahzell warf seinem Vater einen harten Blick zu, doch Bahnak
zuckte nur mit den Schultern.
»Ave, aye. Ich weiß, was du jetzt denkst, Junge. Da schmiedet der
alte Mann wieder irgendwelche Ränke, die ihm nützlich sein kön
nen. Politik ist Politik, und ob es dir gefällt oder nicht, dein Orden
des Tomanâk, den du gegründet hast, bringt dich in eine ziemlich
unangenehme Lage. Ich will nicht abstreiten, dass ich jeden nur er
denklichen Vorteil aus dieser Angelegenheit ziehen will, aber sieh
du es einmal nur von deiner Warte aus. Du sagst, du hast nicht vor,
den Orden zu einem Politikum zu machen oder unser Volk, seien es
Pferdediebe oder Blutklingen, Glauben zu machen, dass ich deine
Schwerter in meiner Tasche hätte. Ich behaupte nicht, dass du dich
irrst. Im Gegenteil, du hast meine volle Zustimmung, und das kei
neswegs nur aus politischen Gründen. Wenn du jedoch die anderen
Prinzen von der Unabhängigkeit deines Ordens überzeugen willst,
solltest du schnellstmöglich damit anfangen. Das bedeutet, dir bleibt
keine Wahl, als es
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