Weber David - Schwerter des Zorns - 2
ihnen richtig unter die Nase zu reiben. Vielleicht
ist dir ja aufgefallen, wie schwer der Hammer sein muss, mit dem
man einem Hradani irgendetwas in seinen sturen Schädel hämmern
kann.«
»Verstehe.« Bahzell rieb sich das Kinn und schüttelte den Kopf.
»Ich danke dir für deine Überlegungen, Da«, sagte er ausgesucht
höflich, »und ich bin auch sehr dankbar, dass du dir solche Sorgen
um die Zukunft des Ordens machst. Aber ich bin auch sicher, dass
wir unseren eigenen Weg finden, um unseren Status zu verdeutli
chen.«
»Zweifellos, Sohn, zweifellos.« Sein Vater lächelte und klopfte ihm
auf die Schulter. »Trotzdem gehört es zu den heiligen Pflichten eines
Vaters, sich um seinen Sohn zu kümmern und ihm zu helfen, wo er
kann. Und ich bin sehr froh, dass mir diese kleine Gelegenheit dazu
förmlich in den Schoß gefallen ist.«
Bahzell betrachtete ihn eine Weile nachdenklich, seufzte schließ
lich und schaute seine Schwester an.
»Hast du das andere getan, um das ich dich gebeten habe?«
»Ja«, antwortete sie. »Ich kann dir zwar nicht versprechen, dass
niemand seinen Namen ausplaudert, aber ich habe dafür gesorgt,
dass Brandark in unseren Gerüchten mit keinem Sterbenswörtchen
erwähnt wird.«
»Gut.« Bahzell umarmte sie kurz. Die Angehörigen seines eben
flügge gewordenen Kapitels wussten natürlich um die Bedeutung
von Brandarks Rolle bei ihrer Mission. Doch ihnen war auch klar,
wie lebenswichtig es für die Blutklinge war, dass Churnazh nichts
davon erfuhr. Brandarks Vater und seine Freunde unter den alten
Familien von Navahk waren für Churnazh zu lebenswichtig, als
dass er sie am Vorabend eines neuen Krieges hätte vor den Kopf sto
ßen können. Doch wenn der Navahkaner erfuhr, dass Brandark
nicht nur dabei geholfen hatte, Sharnâs Bau aufzuspüren, sondern
auch den Thronerben eigenhändig getötet hatte, hätte er keine Wahl,
als dennoch gegen Brandark den Älteren vorzugehen.
»Wohlan denn«, sagte Bahzells Vater ernsthafter. »Seid ihr – du
und deine Männer – bereit, Bahzell?«
»Das sind wir«, erwiderte Bahzell grimmig, und Bahnak nickte.
»Dann packen wir die Sache an, Junge.«
26
Die Grosse Halle war überfüllt. Nur die Stelle kurz vor dem Podest
wurde von Bahnaks Garde freigehalten. Auf der übrigen Fläche
drängten sich Botschafter und Gesandte, fast ausschließlich Frauen,
die jede von dem einen schwer bewaffneten Leibwächter begleitet
wurden, den das Gesetz ihnen zubilligte. Die gedämpften Gesprä
che und aufgeregten Stimmen rauschten wie eine jammernde See.
Doch das Rauschen brach mit einer dramatischen Unvermitteltheit
ab, als eine Doppeltür aufschwang und Bahnak Karathson, Prinz
von Hurgrum und Patriarch des Eisenaxt-Clans der PferdediebHradani hindurchschritt. Ihm folgten drei seiner Kinder, Kronprinz
Barodahn und seine älteste Schwester, Lady Marglyth, die ihrem
Vater auf dem Fuß folgten, sowie der zweitjüngste Sohn des Herr
schers, Prinz Thankhar, der wie ein Leibwächter die Nachhut bilde
te. Man hätte in dem Schweigen, das ihrem Auftritt folgte, eine
Stecknadel hören können, die wie ein kalbender Gletscher geklun
gen hätte. Bahnak trug nur seinen Dolch im Gürtel, seine Söhne da
gegen waren schwer gepanzert und bewaffnet. Barodahn hatte sich
seine doppelschneidige Streitaxt auf den Rücken geschnallt, und
Thankhars Daumen waren lässig in seinen Schwertgurt gehakt, nur
Zentimeter vom Griff seines Langschwertes entfernt.
Bahnak schien weder von der Grabesstille, die sein Auftreten her
vorrief, noch von den vielen Botschaftern und Gesandten sonderlich
beeindruckt, die sich heute in der Halle drängten. Wenn man ihn
ansah, wäre niemand auf die Idee gekommen, dass etwas an den
Gerüchten sein könnte, die durch Hurgrum kursierten und wissen
wollten, dass seine Allianz mit den Verbündeten auf Grund seiner
eigenen, überhasteten Handlungen zu zerbrechen drohte. Er schien
sich im Gegenteil sogar über die Bedeutung dieses Morgens so we
nig bewusst zu sein, dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht
hatte, sich diesem Anlass entsprechend zu kleiden. Er trug ein prak
tisches, schlichtes Wams über einem Wollhemd, das zwar warm und
gemütlich, aber bereits an zwei Stellen gestopft war. Und auch seine
Stiefel hätten gut etwas Fett vertragen können. Ein bescheiden wohl
habender Bauer wäre ebenso gut gekleidet gewesen, und einige der
unerfahrenen Gesandten an seinem Hof begingen den verständli
chen Fehler anzunehmen, dass nur ein Tölpel an einem solchen
Morgen in
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