Weber David - Schwerter des Zorns - 2
finden
konnten, wie du uns befohlen hast«, sagte er. »Es wird sicherlich ein
beeindruckendes Lagerfeuer. Der Bau da drin ist aber ziemlich groß
und solide, Bahzell. Ich fürchte, wir können ihn nur ein bisschen an
schwärzen. Ich will ehrlich sein: Trotz allem, was ich mit deinen
Leuten erlebt habe, bin ich noch eine Blutklinge, und ich fürchte
mich vor dem, was dort drinnen übrig bleiben könnte. Ich möchte
nicht, dass Angehörige meines Clans oder jemand anders ahnungs
los hineinstolpert.«
»Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Kleiner«, beruhigte ihn Bah
zell und wandte sich ab. Er ließ den Schlitten und seine Gefährten
zurück, trat aus den Wäldern in die schmale Schlucht und baute sich
vor der Öffnung auf. Niemand hatte ihm gesagt, wie er dieser Auf
gabe begegnen musste, doch er fühlte sich vollkommen zuversicht
lich, als er vor dem Eingang stehen blieb. Diesmal zog er nicht sein
Schwert, sondern starrte nur in den schwarzen Schlund und nahm
den widerlich fauligen Gestank des Bösen wahr, der um ihn herum
waberte. Er hob die Hände, breitete sie in Höhe der Schultern aus,
wie ein Priester, der einen Segen sprechen will, und schloss die Au
gen.
»Wohlan, Tomanâk«, sagte er. »Du hast mich bis hierher begleitet.
Jetzt lass uns den letzten Schritt ebenfalls zusammen tun.«
Er öffnete die Augen und richtete den Blick auf den steinernen
Skorpion über dem Eingang.
»BRENNE!« Das Wort rauschte wie ein Sturmwind durch die
Lichtung. Bahzell hob seine Stimme nicht einmal. Doch jeder, der
ihn beobachtete, hörte ihn und spürte die Furcht einflößende Macht
dieses ruhigen Befehls, die wie ein Erdstoß in ihren Knochen vibrier
te.
Einen Augenblick lang passierte nichts, doch dann fegten eine
Wolke aus Rauch und Flammen und eine grelle, blaue Strahlung aus
dem Eingang – wie Magmawolken, die ein Vulkan in den Himmel
bläst. Die Sturmfront aus Licht und Hitze rollte über Bahzell hinweg
und verschluckte ihn in einem einzigen Augenblick. Seine Gefährten
schrien vor Entsetzen, als er darin verschwand. Ein halbes Dutzend
Krieger stürzte vorwärts, als wollten sie sich in dieses glühende In
ferno werfen und ihren Befehlshaber herausziehen. Doch die uner
trägliche Hitze trieb sie zurück. Hilflos blieben sie stehen.
Bahzell Bahnakson schritt unbeeindruckt aus dem Feuersturm her
aus. Seine Miene wirkte gelassen, beinahe friedlich. Er nickte seinen
Möchtegern-Rettern zu, die dort kauerten, wo die Hitze sie aufge
halten hatte. Sie betrachteten ihn ungläubig, während sie ihm zu
den Wartenden folgten. Die Flammen schlugen aus dem Hügel hin
ter ihnen und fauchten wie die Feuer tausender gewaltiger Hochö
fen der Silbernen Kavernen. Es war unvorstellbar, dass Bahzell eine
solche Brandkatastrophe ausgelöst haben konnte. Allein die brenn
bare Flüssigkeit hätte niemals ausgereicht, eine derartige Feuers
brunst entstehen zu lassen, und selbst wenn, es gab viel zu wenig
Sauerstoff in dem unterirdischen Labyrinth, um ein solches Inferno
zu nähren. Doch das alles schien keine Rolle zu spielen, und die
Pferdediebe zuckten zusammen, als die Steine über dem Bogengang
unter der unvorstellbaren Hitze zerplatzten. Der Skorpion löste sich
aus dem Fels und stürzte in die Feuersäule, wo er in tausend Stücke
zersprang. Bahzell schnallte sich wortlos die Skier an, nahm seine
Skistöcke hoch und richtete seinen Blick gelassen auf Hurthang und
Gharnal.
»Fahren wir nach Hause, Schwertbrüder.«
25
Die Reise zurück nach Hurgrum dauerte einige Tage länger als die
Hinreise. Der Transport ihrer Verwundeten und Toten hätte sie oh
nehin aufgehalten, doch das größere Problem stellten die Gefange
nen dar. Es waren zwar nur dreizehn Überlebende, einschließlich
Tharnatus, aber jeder von ihnen wusste, dass ihn in Hurgrum der
Tod erwartete. Die Pferdediebe nahmen ihnen zwar die Fesseln
nicht ab, mussten sie dennoch die ganze Zeit über mit Adleraugen
bewachen. Trotzdem gelang es einem von ihnen, seine Fesseln mit
einem scharfen Stein zu durchtrennen, den er irgendwo aufgelesen
hatte. Die Sicht war nicht sonderlich gut, deshalb kam er fast fünf
undsiebzig Meter weit, bevor der Bolzen einer Arbalest seine Flucht
beendete. Im Gegensatz zu ihren eigenen Toten ließen ihn die Pfer
dediebe für die Aasfresser liegen, und keiner seiner ehemaligen Ge
fährten beschwerte sich auch nur darüber.
Sobald Bahzell davon überzeugt war, dass seine Gefährten und er
in Sicherheit waren, nahm er sich die Zeit, Kaeritha und
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