Weber David - Schwerter des Zorns - 2
zehn,
war jedoch im Gegensatz zu dem massiveren Körperbau ihrer Ge
schwister schlanker und nicht zuletzt deshalb erheblich flinker. Kae
ritha ließ sie mit einer Waffe trainieren, die eine Kreuzung zwischen
einem Langschwert und Kurzschwert war. Sharkah entwickelte sich
großartig und Marglyth vermutete, dass sie einen ihrer Brüder –
vermutlich Thankhar – überredet hatte, ihr heimlich Unterricht zu
geben, noch bevor Bahnkar sein Verbot gelockert hatte. Kaeritha
war bei den grundlegenden Übungen und versuchte, die Muskeln
des Mädchens aufzubauen. Sharkah bewegte sich zwar noch ein we
nig ungelenk, doch längst nicht so unbeholfen wie ihre Brüder in
derselben Lektion dieses Unterrichts. Ihre Entschlossenheit dagegen
war beinahe Furcht einflößend.
»Macht Ihr Euch Sorgen, Marglyth?« fragte Brandark sanft. Sie
warf ihm einen argwöhnischen Blick zu, entspannte sich jedoch, als
sie seine verständnisvolle Miene sah.
»Ihr habt es erraten. Missversteht mich nicht, ich habe nichts dage
gen einzuwenden, dass sie ihrem eigenen Willen folgt. Ich liege Va
ter schon seit zwei Jahren in den Ohren, er sollte ihr einen Lehrer ge
ben, bevor sie davonläuft und es auf eigene Faust lernt. Aber sie ist
so … sehr darauf fixiert. Ich träume im Augenblick immer wieder,
dass sie vielleicht irgendwann halb ausgebildet davonläuft und et
was Dummes tut, wenn der Krieg wieder aufflammt.«
»Sie erinnert Euch wohl sehr stark an ihren jüngsten Bruder, nicht
wahr?« stichelte Brandark. Marglyth lachte leise.
»Aye, das tut sie. Und wie Ihr sehr gut wisst, gab es nicht einen
einzigen Tag in seinem Leben, an dem Bahzell Bahnakson nicht ge
sprungen wäre, bevor er hingesehen hat.«
»Diese Einschätzung kann ich ehrlich gesagt nicht teilen, jedenfalls
nicht ganz«, antwortete Brandark ernsthaft, und Marglyth hob fra
gend eine Braue. »Euer Bruder ist wahrhaftig kein geduldiger Mann,
aber ich glaube auch nicht, dass er überstürzt handelt. Ich denke
eher, es hat etwas damit zu tun, dass er sehr genau weiß, was er
will. Und er kennt sich zudem sehr genau.« Der Krieger der Blut
klingen runzelte die Stirn, während er versuchte, die richtigen Wor
te zu finden. »Bahzell ist sich sehr wohl der Konsequenzen seines
Tuns bewusst, Marglyth, aber er nimmt diese Konsequenzen hin,
wie sie auch aussehen mögen, wenn sein Verantwortungsgefühl ihm
zu handeln befiehlt.« Er schüttelte den Kopf. »Bahzell dürfte wohl
der unkomplizierteste Mann sein, den ich kenne, wenn man erst ein
mal herausgefunden hat, was ihm wirklich etwas bedeutet. Gleich
zeitig ist er auch der sturste. Es verhält sich mit ihm ein bisschen wie
mit der Blutrunst. Tomanâk hat ihm befohlen, es allen Hradani zu
verkünden, was er auch getan hat, und das mitten am Vorabend ei
nes neuen Krieges!« Brandark schüttelte den Kopf und suchte mit
seinem Blick den Freund, der auf dem Übungsfeld stand. »Ich ver
mute stark, es wäre Eurem Vater lieber gewesen, wenn sein Jüngster
bis nach dem Feldzug damit gewartet hätte, diese Neuigkeit auch
Churnazh und seinem Haufen zu erzählen.«
»Das kann man wohl sagen«, pflichtete ihm Marglyth aus tiefstem
Herzen bei. »Bahzell hat jedoch darauf bestanden, es sofort zu ver
künden, vor dem Krieg. Er meinte, Tomanâk hätte ihm nicht aufge
tragen, es dann zu verraten, wenn es für uns am bequemsten wäre.
Ich habe schon befürchtet, dass Da eine Ader platzt, doch dann hat
er nur die Hände in die Luft geworfen und ist fuchsteufelswild aus
dem Raum gestürmt.« Sie lachte leise. »Ehrlich gesagt, er war mäch
tig stolz auf seinen Sohn, allerdings erst, nachdem seine Wut abge
klungen war.«
»Das kann ich mir denken«, antwortete Brandark trocken. »Genau
das meinte ich. Bahzell liebt seinen Vater sehr, aber obwohl er zwei
fellos damit gerechnet hat, dass Prinz Bahnak wütend würde, hat er
seinen Willen durchgesetzt, weil er es einfach tun musste. Ich würde
ihn sicher nicht unbedingt besonders gerissen nennen, aber er ist
schon ein durchaus entschlossener Mann.«
»Aye, und Sharkah ist aus demselben, knochenharten Eisenholz
geschnitzt!« sagte Marglyth gereizt und seufzte. »Ich würde mir nur
wünschen, dass sie ein bisschen weniger stur wäre. Immerhin ist sie
mehr als zehn Jahre älter als ihr Bruder, und sie hätte sich in dieser
Zeit durchaus ein bisschen Besonnenheit aneignen können. Aber es
ist nutzlos, mich an die Hoffnung zu klammern, dass sie sich jetzt
noch ändern könnte.«
»Vermutlich. Andererseits ist sich Kerry
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